ALIÉNORIch konnte mich schon gar nicht mehr daran erinnern, auf welchem Ball ich mich heute befand. Irgendein Ereignis wurde heute unnötig gefeiert.
Dabei kam ich eigentlich aus einer Familie, die nie auf Feste und dergleichen verzichtete. Wenn es hier jedoch in Versailles geschah und die meisten der Salons mit etlichen von Adeligen, Angestellten und Diplomaten gefüllt waren, hatte es etwas eigenartiges an sich.
Zumindest heute konnte ich nicht darüber hinwegsehen, dass die meisten Gäste so taten, als wäre nichts geschehen. Erst hatten sie Rafael und mich mit Glückwünschen überschüttet - nun war seine Verhaftung schon wieder Schnee von gestern.
Ich stand alleine und mit meinem Fächer in der Hand in der Ecke des Salle des Marchands und schaute trostlos auf die Dächer der Häuser, die sich weit entfernt vom Palast in dem gleichnamigen Örtchen befanden hinab. Die Menschen, die in ihnen lebten, hatten es sicherlich gut. Zwar waren sie Untertanen, hatten weniger Rechte als wir; doch waren sie auch ehrliche Menschen und schätzten ihr Hab und Gut, da sie nicht von Prunk und Reichtum geblendet wurden.
Ein Seufzer verließ meine Lippen und ich sah hinüber zu Louis-Antoine. Er stand in seinem besten Anzug gekleidet von vielen Staatsmännern umringt am anderen Ende des Saals, während Brienne mit meiner Familie in einem Nebenraum Tee trank.
„Guten Abend." Ich wirbelte herum und blickte in das Gesicht meiner besten Freundin. „Hallo", begrüßte ich sie ebenso und strich unruhig über meinen farbenfrohen Fächer.
Flora und ich hatten in den letzten Tagen nicht so viel geredet wie sonst. Normalerweise erzählten wir uns alles; doch seitdem ich erfahren hatte, dass sie von meinem Bruder, der wiederum mit Brienne geredet hatte, schon vor Tagen über Louis-Antoines Pläne unterrichtet worden war, litt mein Vertrauen zu ihr etwas.
Ich konnte es ihr nicht wirklich übel nehmen, da ich verstand, dass meine Verwandten keinen Aufruhr erregen und vor allem meine Liebsten nur das Beste für mich wollten. Wie sollte man ihnen allen jedoch erklären, dass ein Leben mit Rafael das Beste für mich verkörpern würde?
„Du hast wohl keine Lust, zu tanzen, n'est-ce pas?", wollte sie von mir wissen, nachdem wir unsere Blicke etwas durch die Menge schweifen gelassen hatten.
Ohne groß nachzudenken schüttelte ich mit dem Kopf. „Wahrscheinlich werde ich mich bald einfach schlafen legen... ich weiß nicht recht. Ich fühlte mich etwas schlecht, euch alle hier allein zu lassen", gab ich zu und schenkte ihr ein ehrliches Lächeln.
„Schlecht fühlen? Ach, du brauchst dich wegen gar nichts schlecht fühlen... ich wüsste gar nicht, wie ich reagieren würde, wenn Charles plötzlich eingekerkert werden würde."
Überrascht, dass sie mir eine derartig komplexe Antwort gab, zog ich eine Augenbraue in die Höhe und merkte zugleich, wie sehr ich mich anspannte. Niemand hatte die jetzige Situation so direkt ausgesprochen wie sie in diesen zwei Sätzen. Zugleich spürte ich mich in meinem Plan jedoch auch bekräftigt.
Anstatt jedoch etwas zu erwidern, drückte ich nur kurz ihre Hand und schmunzelte. „Wahrscheinlich wird niemanden meine Abwesenheit wirklich kümmern - jedoch falls Maman oder Brienne wissen wollen, wo ich bin... sag ihnen einfach, dass ich wenig Lust auf die Festlichkeiten hatte und sowieso müde war...", bat ich sie.
Ich bemerkte, dass sie mich mit einer Spur von Misstrauen musterte, dann jedoch zustimmte. Mir war nicht bewusst, ob Flora Verdacht schöpfte, oder nicht. Zumindest aber konnte ich nun endlich gehen.
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PRINCESS OF TULIPS ᵗᵉⁱˡ ᶻʷᵉⁱ
Ficción histórica❀ 𝐅𝐑𝐀𝐍𝐊𝐑𝐄𝐈𝐂𝐇 ─ 1818 Ein halbes Jahr ist vergangen und eine Vermählung steht an. Aliénor macht sich keine großen Sorgen, als sie und ihre Familie zu ihrer Schwester nach Versailles geladen werden. Kaum dort angekommen...