Kapitel 15

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Mein Herz klopfte wie verrückt, als ich zielstrebig durch das Schultor auf den Hof trat. Wie ich auch schon die Male zuvor, an denen ich die Schule gesehen hatte, bemerkt hatte, war die Schule in einem hochmodernen Stil gebaut: Die gewöhnliche Triste eines grauen Schulhofes wurde durch vereinzelte Bäume und Sitzgelegenheiten aufgelockert, angrenzend dazu hatte der Architekt sich anscheinend für die Anlegung einer saftgrünen Wiese entschieden. Ob das echtes Gras ist...? Es hatte genauso wie in Florida zuvor auch in Charleston schon seit Wochen nicht mehr regelmäßig geregnet, sodass das Gras eigentlich hätte vertrocknet sein müssen. Oder sie haben eine Bewässerungsanlage... Bei der Realisierung meiner Gedanken wäre ich am liebsten einige Schritte zurückgetreten und hätte meinen Kopf gegen den Pfosten des Schultores geschlagen. Ich stand auf dem Pausenhof einer neuen Schule mit einer Chance auf einen Neustart und potenziellen neuen Freunden und machte mir allen Ernstes Gedanken über die Bewässerungsanlage der Schule?! Ich schüttelte leicht den Kopf, wand meinen Blick von der Wiese ab und richtete ihn stattdessen auf die Schüler vor mir. Die meisten würde ich als die typischen Highschoolschüler beschreiben: ein Haufen unterschiedlicher Typen Mensch mit Taschen oder Rucksäcken auf den Schultern und einem Handy in der Hand. Sekunde, man darf hier Handys benutzen?! Auf meiner alten Schule durfte man das nicht... Cat, stopp! Neuanfang... Wie an jeder anderen Schule auch hatten sich alle in kleinen Gruppen zusammengefunden und redeten vermutlich gerade über ihre Ferien, allerdings schien es keine wirkliche Hyrachie zu geben: Alle sahen in etwa „gleich" aus. Niemand schien so wirklich angehimmelt oder abwertend betrachtet zu werden. Das war wirklich gut für mich, dann würde ich mich nicht in irgendeiner Schublade eingliedern müssen. Ich ließ meinen Blick weiter über den Schulhof gleiten. Keine Nerds, keine Schlampen, keine Badb... Mein Gedankengang wurde von lauter Musik und dröhnenden Motoren hinter meinem Rücken unterbrochen. Nein... Ich kannte das Geräusch, ich kannte die Masche und wusste, was jetzt folgen würde. Früher waren wir immer diejenigen gewesen, die diesen Auftritt vor anderen abgezogen haben, jetzt bin ich diejenige, die daneben steht und zusieht... Ich trat schnell einige Schritt zur Seite und wand mich um: 3 Wagen mit lauter Musik hielten auf dem Parkplatz vor der Schule an und ließen die Motoren aufheulen, ehe sie sie mit einem weiteren Brummen abstellten. Ich musste nicht einmal genauer hinsehen, um zu wissen, dass es sich bei den Fahrern um meine Stiefbrüder handelte: Die Musik und Marken der Autos reichten schon aus, um sie als ihr Eigentum zu verbuchen. Ihr spätes Erscheinen schien zu 100% beabsichtigt zu sein: Sie waren zeitgleich mit uns losgefahren und hatten nicht erst in die andere Richtung zu Hayden's Kindergarten fahren müssen. Ein mildes Lächeln bildete sich auf meine Lippen...  Kieran hatte es auch immer präferiert, dann aufzuschlagen, wenn die meisten Zuschauer vor Ort waren... Wenn es Typen, wie meine Stiefbrüder gab, waren die ganzen Schlampen vermutlich auch nicht weit. Eine ganz normale Schule mit einer ganz normalen Hyrachie also... Zu welcher Kategorie ich in Zukunft gehören würde, würde sich vermutlich die nächsten Tage zeigen, wobei ich schon jetzt befürchtetet, dass es sich nicht um ein Normalogirl handeln würde. Naja, hauptsächlich keine Schlampe oder... Selbst in meinen Gedanken musste ich kurz innehalten, um das Wort an mich heranlassen zu können. Ich war es über Jahre hinweg mit Stolz und Freuden gewesen, aber jetzt... Die Schwester der Badboys... So hatten mich meine früheren Mitschüler hinter meinem Rücken immer genannt. Nicht Cat oder Catherine, sondern die Schwester der Badboys. Zugegebenermaßen war ich am Anfang alles andere, als entzückt darüber, dass sie mich nicht als eine eigene Person betrachteten und hinter meinem Rücken nicht mit meinem Namen über mich sprachen, aber mit der Zeit... ja, mit der Zeit war ich gerne als Kieran's Zwilling betitelt worden, mit ihm und den anderen Jungs auf eine Stufe gestellt... Oder über einen Kamm gescherrt, je nachdem, wie man seinen Blickwinkel positionierte... Das Zuschlagen mehrer Autotüren ließ mich aus meinen Überlegungen aufschrecken und meinen Blick wieder auf das Schultor richten. Anscheinend hatten die Jungs noch einen Schlenker bei Ajax vorbei gemacht, welcher locker an Zayn's Kabrio gelehnt dastand und mit einem zynischen Lächeln beobachtete, wie einige jüngere Schüler zügig und mit gesenktem Kopf an ihnen vorbei durch das Schultor liefen. Ich schätzte sie vielleicht auf 13 oder 14... Arschloch! „Mein Gott, die Typen sind ja über die Ferien noch heißer geworden...", quiekte ein Mädchen mit braunen Locken und einem Stapel Bücher vor die Brust gepresst neben mir, während ein blondes Mädchen mit pinker Hose ihre Fingernägel in den Arm der Brünetten bohrte und vor Begeisterung hüpfte. Okaaayyy... Ich spürte, wie meine Augenbrauen in Rekordgeschwindigkeit hochschossen und konnte ein leises Schnauben nicht unterdrücken. Vielleicht lag es daran, dass ich die Jungs kannte und auch vorher schon in ähnlichen Kreisen verkehrt war, aber ihr Auftreten beeindruckte mich nicht im geringsten. Es war genau die selbe Masche, wie sie auch jede Menge anderer einigermaßen heißer Typen auf anderen Highschools abzogen: Ein bisschen Motorgrollen, rumgepose und Muskeltraining und tada... Sie waren die coolsten Typen der Schule. Auf der einen Seite lieben sie alle dafür und möchten unbedingt in ihrer Nähe sein, auf der anderen Seite will aber jeder wie sie sein und neidet ihnen ihre Beliebtheit. Allerdings scheinen sie nicht zu begreifen, dass sie diesen Leute die Beliebtheit durch ihr Verhalten erst verschaffen. Ich konnte bis dato nicht verstehen, warum den meisten Leute das nicht zu kapieren schienen... Mein Blick wanderte von den Mädchen wieder zum Schultor, durch welches meine Stiefbrüder samt Ajax in diesem Moment gekonnt locker schlenderten und schließlich an einem leeren Steintisch in bester Lage stehenblieben. Meine Augenbrauen schossen wenn möglich noch mehr in die Höhe... Sie bekommen sogar aus lauter Respekt einen Tisch freigehalten... An die vielen anderen Gefälligkeiten, die sie von ihren Mitschülern aufgrund ihrer Stellung in der Schulhyrachie bekommen, sollte ich besser erst gar nicht denken... Kotz! Gegen meinen Willen sah ich noch einen Moment länger zu ihnen hinüber, ehe ich mich leicht kopfschüttelnd über mich selbst auf den Weg zum Schulgebäude machte. Ich war hier um zu lernen und einen Neustart zu schaffen, nicht um in Gedanken über das Verhalten der Schüler, welches im übrigen an nahezu jeder Highschool in Amerika vorhanden war, zu urteilen. Ich umfasste den Griff um meine Tasche fester, hob mein Kinn noch ein kleinen bisschen höher an und bahnte mir meinen Weg an den vereinzelten Gruppen vorbei zum Haupteingang der Schule. In einigen Minuten würde es hier vermutlich brechend voll werden, da war es wirklich besser, schon einmal vor Unterrichtsbeginn das Sekretariat gefunden zu haben... Ich umfasste die kühle Klinke und zog die massive Tür aus Metall und Glas so weit auf, dass ich geradeso mit einem langen Schritt hindurchschlüpfen konnte, ehe sie mit einem dumpfen Geräusch wieder hinter mir ins Schloss fiel und mich somit in die kühle Ruhe der Empfangshalle abschottete. Der grau geflieste Boden unter meinen Füßen gab keinen Ton von sich, als ich meine Hand von der angenehm kühlen Türklinke nahm und einige Schritte in die riesige Empfangshalle hineintrat: Die Schule schien in drei Ebenen aufgeteilt zu sein, die jeweils über zwei freischwebende Steintreppen zu erklimmen waren. Über die weißen Wände waren vereinzelte Zitate und Bilder verteilt, welche ebenso wie einige Glasvitrinen, die teilweise von den Blättern riesigen ,tropisch wirkenden Pflanzen zu Teilen verdeckt waren. Den vielen Pokalen und Urkunden in den Vitrinen nach zu urteilen, musste die Schule einen Schwerpunkt in Sport haben. Oder einfach nur einige kostspielige Stipendien vergeben... Ich hatte im Vorfeld schon mit meinen Dad über die Schulkosten und meinen Anteil daran gesprochen und angeboten, mich für ein Stipendium zu bewerben: Meine Noten waren ausgezeichnet und einen Pluspunkt in der Bewerbung würde es mit Sicherheit auch geben. Er hatte daraufhin nur milde gelächelt und sich seine Brille in seiner typisch väterlichen Weise zurechtgerückt. Cat, wir sollten dieses Stipendium lieber jemand anderem lassen, meinst du nicht auch? Jemandem mit geringeren Mitteln, der diese Chance eher braucht, als wir es tun... Bei dem Gedanken an seine Worte musste ich augenblicklich lächeln... Selbst in diesem Moment in der kühlen, leer gefegten Eingangshalle meiner neuen Schule konnte ich den Geruch von Kaffe und Karamellbonbons vernehmen, nach denen es an seinem Schreibtisch immer angenehm roch... Ich riss meinen Blick aus dem Loch, in das ich geistesabwesend gestarrt hatte und wand mich Matthew's Anweisung folgend nach rechts einen kurzen Gang entlang, an dessen Ende sich eine graue Treppe in den Stein des Gebäudes erhob. Ich seufzte leicht bei dem Gedanken, dieses endlose Wirrwarr aus Treppen zukünftig jeden Tag erklimmen zu müssen. Morgens. Halb tot vom letzten Tag und möglicherweise ohne Kaffee... Ouf! Wäre ich nicht so sehr unter Zeitdruck gewesen, hätte ich bei dem Gedanken vermutlich meinen Kopf gegen das Treppengeländer geschlagen... Im ersten Stock angekommen sah ich mich suchend um, bis ich ein Wand mit der Aufschrift „Kunst- und Musikflügel" vorfand. Bei der Wortwahl hätte man annehmen können, dass es sich bei der Schule um ein altehrwürdiges Schloss, anstatt um einen hochmodernen Gebäudekomplex handelte... Es würde mich wirklich interessieren, ob sich in dieser Schule auch zur Abwechslung von dem ganzen Weiß mal eine bunte Wand befand... Ich bog um die rechte Ecke vor mir und lief immer weiter vorbei an Klassenräumen, großen Bilderrahmen mit Unterstützern und ehemaligen Direktoren der Schule, bis an eine gläserne Tür, durch die man einen dunkelgrauen Sekretäriatsblock erkennen konnte... Nach einem leichten Klopfen gegen das Glas öffnete ich die Tür und trat in die kühle Atmosphäre des Sekretariates ein. Die Glastür fiel mit einem leichten Klicken in meinem Rücken ins Schloss. Obwohl dies der erste Tag nach den Ferien war stapelten sich die Akten bereits haufenweise auf dem Tresen und ließen kaum Platz zum Ausfüllen eines Dokumentes frei. Hinter dem Tresen befanden sich vier hellgraue Schreibtische, von trist gekleideten Frauen besetzt, die gestresste Anrufe entgegennahmen und auf die Tastaturen ihrer Computer einhämmerten. Gott, war das hier etwa jeden Tag so... „Kann ich Ihnen irgendwie helfen?" Die freundliche Stimme zu meiner linken Seite ließ mich von den Sekretärinnen aufblicken und einer älteren Frau mit klugen braunen Augen und einer ebenso braunen Hornbrille auf der Nase entgegensehen. Sie konnte kaum über den Stapel Akten sehen, welchen sie auf ihren Armen hielt... „Äh...ja. Mein Name ist Catherine. Catherine Isabella Brown. Ich sollte mich hier melden...", meinte ich, während die Frau den Stapel Akten auf ihren Armen auf das letzte Freie Stück des Tresens hievte, sodass der Blick auf eine grüne Bluse mit kleinen Marienkäfern gelichtet wurde. Süß... Sie wand sich um und begann hektisch einen Stapel voll loser Papiere durchzusehen, ehe sie sich mit einem erfreuten „Aha" und mit schwingendem Rock zu mir umdrehte und mir einige Papier über die Berge von Akten hinweg reichte. „Soweit ich das auf den Papieren erkennen konnte haben Sie gleich Biologie im Raum 033, das ist im Erdgeschoss. Ihr Klassenlehrer, Mister Freeman, wird die ersten beiden Stunden unterrichten, alles weitere finden Sie auf Ihrem Stundenplan vor", meinte sie und stellte sich auf die Zehenspitzen, um über die Akten hinweg einen Zettel aus dem Salat in meinen Finger zu ziehen. Mr. Freeman... Klang schon mal ganz sympathisch... „Der Stundenplan ist bisher aber nur rein provisorisch: Ihre Kurse können Sie auf den Seiten 3, 4 und 5 wählen..." Sie zog 3 weitere Blätter aus meinen Händen hervor, welche ich mir gleich separiert zu meinem Stundenplan zwischen Ring- und Mittelfinger klemmte „... und die Nummer Ihres Spindes ist die Nummer 013. Das ist ebenfalls im Erdgeschoss in der Nähe der Biologieräume. Der Code ist jederzeit veränderbar. Der Rest sind nur Elternbriefe und Informationsmaterial über die Schule, nichts wichtiges...", endete sie ihre Erklärung und zog ihre Hand mit einem breiten Lächeln auf den Lippen über die Akten zurück. „Okay, äh... Dankeschön", meinte ich, wand mich mit einem dankbaren Lächeln um, öffnete mit Hilfe meiner 2 verbliebenen Finger in die schwere Glastür und huschte mit einem langen Schritt durch die schmale Öffnung der Tür. Akrobatisch, Cat, akrobatisch... „Viel Glück heute", rief sie mir noch hinterher, ehe die Glastür zufiel und mich in der Stille des Schulflures alleine stehen ließ. Viel Glück... Ihre Worte hallten in meinem Kopf nach und zauberten augenblicklich ein kleines Lächeln auf meine Lippen, während ich mich in Bewegung setzte und den Gang zurück zur den Kunsträumen lief. Hier muss doch irgendwo ein Tisch sein, auf den ich meine Tasche kurz abstellen kann... Ich musste dringend die Zettel in meiner Hand verstauen... Ich entdeckte auf Anhieb nur einen hüfthohen Sockel, auf dem normalerweise vermutlich die Kunst der Schüler präsentiert wurde, der jetzt zu Schuljahresbeginn aber leer stand. Gut, dann halt der Sockel... Ich ließ meine Tasche von meiner Schulter meinen Arm hinunter auf die glänzende Oberfläche des Sockels gleiten und strich mir mit meinem Handgelenk das Haar aus der Stirn, ehe ich begann die vielen Informationszettel und Broschüren durchzusehen: Informationen über das Patenprojekt der Schule, das städtische Tierheim, die letzten Erfolge der Theater- AG... Nichts wirklich wichtiges... Ich warf mit Ausnahme der Elternbriefe und ein Packliste an Schulsachen (Halleluja, was für ein Luxus!) alles in einen nahegelegenen Mülleimer und verstaute die wichtigen Sachen auf der ersten Seite meines karierten Blockes. Ich mochte keinen Zettelsalat und Eselsohren in meiner Tasche... Das schrille Klingeln der Schulklingel durchbrach meine Gedanken und ließ ein mulmiges Gefühl in meinem Bauch aufflammen. Gott, bin ich nervös... Ein dicker Kloß begann sich in meiner Kehle zu bilden, während ich den Block verstaute, meine Tasche wieder schulterte und an der beschrifteten Wand vorbei zu der grauen Treppe lief. Ein- und ausatmen, Cat... So ist es gut, es wird alles gut werden, in 10 Minuten hast du es hinter dir.... Ich erreichte das Haupt der Treppe und begann sie in leicht erhöhtem Tempo hinunter zu traben. Einige Lehrer mit Taschen und Blättern in den Händen kamen mir schwätzend entgegen, während ich versuchte mir von der Treppe aus ein wenig Orientierung in der nun völlig überfüllten Eingangshalle der Schule zu verschaffen... Die Frau mit der Marienkäfer- Bluse hatte mir zwar gesagt, dass der Raum und mein Spind sich im Erdgeschoss befinden, doch angesichts des heillosen Durcheinanders und der vielen verschiedene Gänge, die von der Eingangshalle abgingen fühlte ich mich jetzt doch ein wenig überfordert... „Wo musst du hin?", erklang eine Stimme neben mir, von der ich am wenigsten gedacht hatte, dass ich sie zu hören bekommen würde. Verflucht, ich musste echt aufgeschmissen aussehen, wenn ER es riskiert, HIER mit MIR gesehen zu werden. HIER. In ihren heiligen Hallen, ihrem wertvollen Territorium... Die Wut, welche sich gestern noch in meinem Herzen zusammengeballt und wie Blitze durch meine Adern gezuckt war flammte wieder auf. Tu jetzt nichts unbedachtes, Cat. Du bist aufgeschmissen ohne ihn... „Ich hab den Spind 013 und muss danach in den Raum 033", antwortete ich Ajax, während ich mir eine Haarsträhne mit verkrampften Fingern hinter das Ohr strich. Ich konnte den Geruch seines herben Aftershaves selbst 2 Treppenstufen unter ihm wahrnehmen... „Der Gang hinter der Freitreppe führt zu deinem Spind, im angrenzenden Gang ist der Raum auf der linken Seite", meinte er und machte eine fuchtelnde Handbewegung in Richtung der freischwebenden Treppe im Zentrum der Eingangshalle. Unmengen an Schülern strömten sie hinauf oder quetschten sich an ihr vorbei in den naturwissenschaftlichen Teil des Gebäudes... „Danke, Ajax", presste ich unter zusammengebissenen Zähnen hervor und trat eine weitere Stufe der Treppe hinunter, als ich durch seinen festen Griff an meinem Handgelenk zurückgehalten wurde. An meinem LINKEN Handgelenk. Das feine Netz aus Narben begannen zwar erst kurz unterhalb meines linken Handgelenkes und gingen dann in aus den Operationen resultierenden, dicke Narben und verbrühte Haut über, allerdings ergriff mich Panik bei dem Gedanken, er könnte sie durch den weitmaschigen Stoff meines dunkelgrauen Stricks fühlen. Wie er sein Gesicht verziehen und missbilligend seinen Daumen über mein verbrühtes Fleisch kreisen lassen würde, ehe er mein Handgelenk achtlos fallen ließ... Alleine bei dem Gedanken, dass ausgerechnet er die Narben an meinem Arm zu Gesicht bekäme spürte ich, wie mir das Blut aus Haut und Lippen wich... „Ist noch etwas?" Meine Stimme hörte sich selbst in meinen Ohren heiser und unsicher an. Meine anfängliche Wut war restlos verpufft und war einer kalten Hand in meinem Nacken gewichen. Verfluchtes Kopfkino... Er sah mich noch einige Sekunden mit undurchdringlicher Miene an, ehe er seine rauen Finger von der empfindlichen Haut meines Handgelenkes löste. Ich atmete ein wenig auf und drehte mich um, als er mich ab Oberarm zurück riss, mit dem Rücken an seinen Oberkörper presste und seinen Mund dicht an mein Ohr legte... „Ich hoffe wirklich, dass du uns heute keine Probleme machst", zischte er mir mit heiserer Stimme ins Ohr und verstärkte seinen Griff um meinen Arm. Die Stelle von Gestern begann wieder unangenehm zu pulsieren und ich spürte, wie mein Körper sich augenblicklich unter seinem schmerzhaften Griff versteifte. Ich konnte sein tonloses Lachen an meinem Ohr vernehmen und merkte, wie mein Atem sich augenblicklich zu einem unregelmäßigen Keuchen verwandelte. Sein Atem strich hauchzart über die empfindliche Haut meines Halses... Ein Schauer krallte sich in meinen Nacken und rann meine Wirbelsäule hinab. Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte ich ihm vermutlich in die Augen gestarrt und einmal kräftig ausgeholt, um ihm die Eier zu zerschmettern. Doch es ging nicht, ich war wie gelähmt, wie unter Schock... Bilder tauchten vor meinem inneren Auge auf, von einer dunklen Gasse, Schreien und giftgrünen Augen... Kieran... Ich schluckte kräftig bei dem Gedanken, wie sehr ich ihn gerade brauchte. Ajax's Daumen bohrte sich noch ein letztes Mal schmerzhaft in meinen Oberarm, ehe er mich endgültig losließ und die Treppe hinauf hinter der nächsten Ecke verschwand...

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Hallo ihr Lieben,
Hier ist wie versprochen das nächste Kapitel...🍀

Dieses Kapitel ist gewissermaßen die Einleitung für die folgenden, die dann endlich interessanter sein werden...😉

Ich wünsche euch noch einen wundervollen Abend und ein (LANGES🎉!!!) Wochenende 🌹

Moving to a new lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt