Kapitel 11

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Meine innere Uhr ließ mich um Punkt acht erwachen, sodass ich mir mit der Hand über die Augen rieb und müde ins Sonnenlicht blinzelte. Ich war erstaunlich fit... Den angenehm warmen Sonnenstrahlen, welche durch meine großen Fenster fielen zu urteilen, würde dies ein schöner Sommertag werden... Ich schlug meine Bettdecke zurück und stand schwungvoll auf. Heute würde ein schöne Tag werden. Das musste er einfach... Ich schnappte mir meine Sportklamotten von der Lehne meines Schreibtischstuhles und schlenderte hinüber in mein Bad. Meine Lippe verzogen sich zu einem Lächeln, wenn ich daran dachte, morgens im Schulstress nicht das Bad teilen zu müssen... Ich legte meine Kleidung auf der Ablage meines Waschbeckens ab und nahm eine schnelle Dusche. Das warme Wasser prasselte meinen Körper mit einem angenehmen Druck hinunter und Wasserdampf legte mein Bad in leichten Nebel. Die durchsichtige Trennscheibe meiner Dusche beschlug leicht, sodass ich begann, Muster in die Beschlagung zu zeichnen, zusammen mit einem kleinen Herzchen und einer Sonne. Ich hatte heute wirklich besonders gute Laune... Nach einer Weile drehte ich den Wasserhahn ab und trat in ein Handtuch gewickelt aus der Dusche, mein langes Haar klatschte mir schwer ins Handtuch. Ich rubbelte schnell meinen Körper trocken und wickelte mir das Handtuch um den Kopf, zog mich schnell an und föhnte mir das Haar, bis es nur noch leicht feucht war. Bei diesen Temperaturen würde der Rest von selbst trocknen... Ich hängte mein Handtuch auf, verließ mein Bad und lief gut gelaunt den Flur hinunter bis an den Treppenanfang. Im Gehen band ich mir die Haare zu einem hohen Zopf zusammen, während ich die morgendlichen Sonnenstrahlen, welche angenehm durch das Fenster fielen auf der Haut genoss. Mir fiel jetzt erst auf, dass ich außer mit Ausnahme von Alex weder wusste, wo die Zimmer der anderen lagen, noch wie sie aussahen. Ich wusste noch nicht einmal, wo das Elternschlafzimmer oder der besagte Fitnessraum war. Schande... Ich würde mich später um Antworten bemühen... Ich trat die Treppe hinunter, lief in die Küche und schnappte mir einen grünen Apfel aus dem Korb. Kadden schien Recht gehabt zu haben: von den anderen war noch kein Laut zu hören gewesen... Ich hielt den Apfel unter den Wasserhahn und schlug meine Zähne in das saftige Fruchtfleisch. Lecker... Vor dem Sport war so ein Apfel einfach das beste... Ich aß meinen Apfel zu Ende, schmiss das Kerngehäuse weg und betrat die Eingangshalle. Von Kadden war auch noch nichts zu sehen. Ich sah auf meine Uhr: 8:45 Uhr. Noch eine Viertelstunde... „Du bist ja schon da..." Ich schnellte herum und sah Kadden auf halber Höhe mit hochgezogenen Augenbrauen stehen. Eine dunkle Sportshorts saß ihm locker auf den Hüften und war mit einem grauen Muskel- Shirt kombiniert... „Ich habe eine gute innere Uhr", antwortete ich und lächelte ihn milde an. Eine Gabe, die ich wirklich zu schätzen wusste. Nie wieder das schrille Klingeln eines Weckers... „Möchtest du noch etwas essen?", fragte ich, was Kadden daraufhin mit einem Nicken bejahte und in den Küche verschwand. Ich begann derweil mich an der Treppe zu dehnen. Ich würde zwar nur joggen, aber besser einmal zu viel gedehnt, als einmal zu wenig... „Wir können los", meinte Kadden, was mich in meiner Dehnung stoppen ließ und folgte ihm in Richtung Tür. „Brauchen wir keinen Schlüssel?" „Nein." Kurz, bestimmt, ohne Erklärung... Er war Zayn einfach irgendwie ähnlich. Woher die beiden das wohl hatten...? Von Grace auf jeden Fall nicht... Ich ließ die Tür hinter mir mit einem leisen Klicken ins Schloss fallen und trat unter dem Vordach hervor ins Freie: Die Luft war wie zu erwarten angenehm warm und die Sonnenstrahlen prickelten leicht auf der Haut. Das würde auf jeden Fall eine Extraportion Sommersprossen geben... Wir begannen uns langsam einzulaufen und legten immer mehr an Tempo zu, je näher wir dem Park kamen. Die Kieselsteine knirschten leise unter unseren Laufschuhen, während wir schweigend in der Morgensonne Charleston's den Weg hinunter zum Parkzentrum entlang joggten... Es war befreiend, einfach laufen zu können, weder alleine, noch mit irgendwelchen Verpflichtungen. Am See angekommen hielt ich kurz Ausschau nach den Enten, entdeckte aber keine, woraufhin ich meinen Blick wieder abwandt. Keine potentiellen Angreifer... Wir verließen den Park nach einiger Zeit wieder, liefen einige mir unbekannte Straßen entlang, bis mir die Gegend wieder bekannter vorkam. Hier waren wir bei unserer Ankunft entlanggefahren... Wie mein Leben noch vor zwei Tagen ausgesehen hatte... Jedenfalls sehr viel unkomplizierter, soviel stand fest... Wir bogen um eine weitere Ecke, als die Highschool neben uns auftauchte: Vom Boden aus sah der moderne Gebäudekomplex noch sehr viel beeindruckender aus, mit seinen riesigen Glasflächen und der schlichten Gestaltung des Schulhofes. Irgendwie kalt... Wenn ich mir überlegte, dass ich in einigen Tagen hier anfangen würde, wurde mir leicht mulmig zu Mute. Ich wusste nicht mehr welcher Wochentag war, meine Zeitwahrnehmung war einfach im Eimer... „Wann genau geht die Schule eigentlich wieder los?", fragte ich und sah zu Kadden, welcher mir seinerseits einen ungläubigen Blick zuwarf und leicht auflachte. „Morgen. Heute ist Sonntag, Cat." Morgen... Wo war die ganze Zeit denn bitte geblieben? Okay, jetzt wurde ich wirklich ein wenig nervös... „Die Schule ist eigentlich echt okay, nur die Lehrer sind teilweise Störfaktoren." Jetzt war es an mir, aufzulachen. „ 'Störfaktoren'", wiederholte ich ihn, woraufhin ich einen undefinierbaren Blick von ihm erntete. Wir liefen schweigend weiter in Richtung Innenstadt, passierten eine wenig besuchte Promenade und liefen an alt ehrwürdigen Gebäuden vorbei. Die Stadt hatte durch ihre bunten Häuser und die vielen kleinen Läden einen bezaubernden Charme. Zu der angenehmen Wärme der Morgensonne kam nun noch ein leichter Wind, welcher vereinzelte Strähnen meines Zopfes sanft nach hinten wehen lies. Die Luft wurde salziger und ich konnte förmlich spüren, wie meine Poren sich erholten... Kadden führte uns weiter einige Straßen entlang, bis sich vor uns eine wunderschöne Strandpromenade erstreckte. Wir liefen einige sandige Steinstufen hinunter, bis meine Füße bei jedem Schritt leicht in den warmen Sand einsankten. Herrlich... Je mehr wir uns den seichten Wellen näherten, je fester wurde der Untergrund, weshalb meine Wadenmuskulatur erleichtert aufatmete... Ich merkte, wie sich urplötzlich ein fettes Grinsen auf meine Lippen legte, als ich das helle Türkis des Wassers in Kombination mit dem hellen Sand des Strandes vor mir erblickte. Ich liebte Strände einfach... In Florida hatten wir zwar auch viel Strand, allerdings mussten wir mit dem Auto erst etwa eine halbe Stunde fahren, bis wir an den nächsten kamen. Tja, nicht jeder konnte so viel Glück haben direkt in Strandnähe zu wohnen... Noch ein weiteres Privileg. Ich sollte anfangen Liste zu führen... „Was ist mit deinen Eltern passiert? Ich meine, dass sie sich geschieden haben..." Kaddens Stimme riss mich aus meinen Gedankengängen und hinterließen einen kleinen Stich in meinem Herzen. Sei nicht albern, Kadden kann nicht wissen, dass sie tot ist... „Meine Mom ist gestorben, als ich 12 war. Ein Autounfall" Ich spürte seinen Blick auf mir, sah aber lieber weiter nach vorne. Ich konnte mitleidige Blicke nicht so gut verkraften... Ich spürte, dass er mehr fragen wollte, es aber dann doch auf sich beruhen ließ. Rücksichtsvoll... Das sanfte Rauschen des Meeres mischte sich mit den vereinzelten Schreien einiger Möwen. Ich wusste jetzt schon, dass das einer meiner Lieblingsorte werden würde... „Und deine Eltern?", stellte ich die Gegenfrage und warf ihm von der Seite einen Blick zu. Sein Kiefer verspannte sich leicht, während er, wie ich zuvor, weiter nach vorne schaute. Auch ich wand meinen Blick wieder nach vorne und konzentrierte mich auf unseren Weg. Wenn er mir nicht antworten wollte, dann musste er nicht... „Meine Mom und mein Dad haben sich letztes Jahr scheiden lassen..." Ich hatte nicht mehr mit einer Antwort gerechnet... „Mein Dad war früher viel auf Geschäftsreise, während meine Mom meist zu Hause war, um bei uns zu sein. Sie hat sich wohl irgendwann vernachlässigt von ihm gefühlt und hat dann letztes Jahr die Scheidung eingereicht. Kurz danach kam sie mit Darik zusammen." Auch ich schluckte und sah weiter geradeaus. Die gellenden Schreie der Möwen durchbrachen das Schweigen zwischen uns, weshalb ich aufsah. Ein kleiner Schwarm kreiste anmutig über unseren Köpfen... „Denkst du, sie hat sich wegen meinem Dad scheiden lassen?", fragte ich und erschrak kurz darauf über meine eigenen Worte. Das war vielleicht doch etwas zu persönlich... Kadden neben mir zuckte nur mit den Schultern. „Nein,nicht ausschließlich. Es lief anscheinend schon länger nicht gut zwischen ihnen, aber ich denke, er war der letzte Anstoß für sie..." Deshalb vermutlich auch seine Abneigung gegen uns... „Mein Dad ist Geschäftsmann, einer der besten, die es vermutlich gibt. Er ist verantwortungsbewusst, klug und tough. Es will nicht in meinen Kopf rein, warum sie ihn verlassen hat, für..." Er brach ab, aber ich konnte mir den Satz selbst vervollständigen. Für meinen Dad... In der Tat schienen unsere Väter nicht unterschiedlicher sein zu können. Mein Dad war ein absolut liebenswerter Mensch, das genaue Gegenteil von kalt und tough. Er schien wirklich zu seinem Vater aufzuschauen... „Hat er euch auch das Boxen beigebracht?" Er zog neben mir scharfe die Luft ein. „Ja." Glückskeks... Mein Dad war alles andere, als ein Boxer, weshalb wir uns in den ersten Wochen alles selbst beigebracht hatten. Bis Bill kam... Mein Blick glitt wieder hinüber zu Kadden, der konzentriert auf den San dazu seinen Füßen sah. Er schien nicht weiter darüber reden zu wollen, sonst würde er nicht so abblocken... Zu unserer Linken türmten sich immer höhere Dünen auf und bildeten eine sanfte Abgrenzung des Strandes. Der leichte Wind strich durch die Dünengräser und ließ sie sich dem Wind beugen. Der Anblick war auf eine gewisse Art und Weise hypnotisierend... Wir liefen noch etwas weiter in der Stille des Strandes entlang, ehe wir links auf eine sich in den Dünen erstreckende Holzbrücke abbogen. Wenige Minuten später befanden wir uns schon wieder auf der Promenade und durchliefen die Innenstadt. Wir mussten durch die Dünen eine gewaltige Abkürzung gelaufen sein... Obwohl meine Jogging- Jacke hauchdünn und gut belüftet war, begann ich langsam unter dem Funktionsstoff zu schwitzen. Was würde ich nur für schöne Arme geben... Nach einer Weile kamen wir wieder am Park an, bogen ein und liefen den selben Weg, den ich bei meiner ersten Erkundungstour durchlaufen bin zurück, verließen den Park und liefen die angrenzende Straße entlang. „Halt dich morgen am besten so gut es geht von uns fern, das gilt ebenso für Baker..." Seine Stimme ließ mich leicht zusammenzucken. Was hatten die denn alle für ein Problem mit Evan...? „Warum?" Ein spöttisches Lachen, wie es von Zayn nicht besser hätte sein können zierte seine Lippen während er mich von der Seite ansah. „Unsere Schule ist gewissermaßen geteilt: Wir und Aiden's Gang." Aiden... Das war der Typ, der Evan angerufen hatte... „Was hat das mit mir und Evan zu tun?", fragte ich, worauf hin Kadden stehen blieb und mich am Arm festhielt. Seine Finger krallten sich in meinen linken Unterarm, was mich aufkeuchen ließ. Ich konnte nur hoffen, dass er die wulstigen Narben auf meinem Arm nicht durch den dünnen Stoff meiner Funktionsjacke fühlen konnte...Sein marineblau bohrte sich in mein helles und wirkte auf mich wie ein Strudel... „Evan ist in der gegnerischen Gang, das hat es damit zu tun. Du bist unsere Stiefschwester, also halt dich so gut wie möglich von ihnen fern, wenn du keine Ernsthaften Schwierigkeiten möchtest..." Ich schluckte. „Schwierigkeiten mit wem: Mit ihnen oder mit euch?" Kadden starrte mich einen Moment weiter an, ehe er seine Hand von meinem Arm nahm und einige Schritte rückwärts in Richtung Einfahrt lief. „Leg es nicht darauf an, es heraus zu finden...", war das letzte was ich von ihm hörte, ehe er in der Einfahrt unseres Hauses verschwand. Ich ließ langsam Luft aus meinen Lungen strömen und sammelte mich, ehe ich ihm folgte. Leg es nicht darauf an, es heraus zu finden... In meinen Ohren klang das wie eine Drohung...
Ich blieb noch einen Moment stehen und strich über meinen arm, ehe ich locker die Auffahrt hinauf lief und vor der geschlossenen Haustür innehielt. Danke, Kadden...Ich wollte nicht Gefahr laufen, jemanden durch die Klingel aufzuwecken, also sah ich mich nach einer anderen Möglichkeit um, ins Haus zu gelangen: Mein Blick fiel auf einen schmalen Durchgang zwischen Hecke und Haus. Hoffentlich führte der in den Garten... Ich lief auf die Stelle zu und begann mich durch den schmalen Durchgang zu quetschen. Das Grün hinterließ einen unangenehmen Juckreiz in meinem Gesicht und zerrte an meiner Trainingskleidung. Bitte keine Löcher... Ich quetschte mich noch durch das letzte Stück und sah mich um: Zu meinem Glück stand ich wirklich im Garten... Mein Blick fiel auf den großflächigen Swimmingpool, welcher sich zusammen mit einer gepflegten Grünfläche, schön angelegten Beeten und einer Terrasse vor mir erstreckte. Die Terrassentür stand zu meinem Glück offen und wurde nur von einem Fliegengitter versperrt... Ich begann erleichtert zu lächeln und lief auf die Terrassentür zu, als ich ein leises Plätschern hinter meinem Rücken wahrnahm. Ich drehte mich um und konnte gerade noch einen Blick auf Zayn's durchtrainierten Oberkörper und Bauch erhaschen, ehe er sich nach einem Handtuch bückte und mir den Rücken zuwand. Auch, wenn ich von Anfang an vermutet hatte, dass er sehr muskulös sein musste traf mich sein Anblick wie ein Blitz. Wovon bist du denn ausgegangen...?! Ich stand einen Moment wie unter schock da und rührte mich nicht, was Zayn auch zu bemerken schien und sich ein arrogantes Lächeln auf seine Lippen legte. Peinlich... Ich wand mich um und lief schnellen Schrittes die Steinstufen der Terrasse hinauf, überquerte die Terrasse und betrat das Haus durch die Terrassentür samt Fliegengitter. Puuuhhhh... Gott, ich habe gerade Zayn in Boxershorts angestarrt... Scheiße!!! Ich schlug mir geräuschvoll die Hand vor die Stirn und begann mit gedämpfter Stimme über mich selbst zu fluchen. Warum musste ich denn auch immer so ein Tollpatsch sein...? „Ist alles in Ordnung, Cat?" Die Stimme von Alex ließ mich aus meiner Schimpftriade aufschrecken und meinen Blick unheilvoll nach links schwenken... Alle, ich betone ALLE meine anderen Stiefbrüder samt des mir immer noch unbekannten braunhaarigen Jungen hatten sich in der Sofaecke breit gemacht und sahen mich jetzt verständnislos an. Kadden schien sich einen Shake gemacht zu haben, den er wie es schien gerade an die Lippen ansetzten wollte... „Ich, äh..." Ich ließ langsam meine Hand von der Stirn sinken und drehte mich ihnen vollständig entgegen. „Fliege...", murmelte ich als Antwort und sah demonstrativ in der Luft umher. „Trotz des Fliegengitters?" Hayden sah mich aus seinen großen, marineblauen Augen verwundert an. Er kniete vor einem kleinen Glastisch mit Papier und hatte einen Buntstift in der Hand. Der Kleine war einfach nur süß, auch wenn er mich hier gerade in Teufels Küche brachte... „Ist wohl mit mir durchgekommen", versuchte ich so gelassen wie möglich von mir zu geben. Ich hörte, wie das Fliegengitter erneut hinter meinem Rücken geöffnet wurde und riss erschrocken die Augen auf. Bitte sag, dass er sich wenigstens ein T-Shirt angezogen hat... Dem Grinsen der Jungs zu Folge musste inzwischen der Groschen auch bei ihnen gefallen sein. Ganz ruhig bleiben, Cat... „Ja, ähm, ich geh dann mal duschen...", verabschiedete ich mich und verließ fluchtartig das Wohnzimmer. Peinlich, peinlich, peinlich... Kopfschüttelnd über meine eigene Dummheit durchquerte ich die Eingangshalle, joggte die Treppen hinauf und bog nach rechts ab in Richtung meines Zimmers. Fliege... Ne schlechtere Ausrede gab es ja auch nicht mehr... Warum reagierte ich denn bitte wie ein kindisches Schulmädchen? Kieran und die Jungs sind ständig oberkörperfrei herumgelaufen und das hat mich nie irgendwie gestört. Das waren ja auch deine Brüder. Zayn ist auch mein Bruder... Ach Catherine, halt doch die Klappe... Ich drückte genervt über meine Diskussion mit mir selbst die Klinke zu meinem Zimmer hinunter und trat immer noch in Gedanke vertieft ein. „Miss... Wahh" Ein schrilles Kreischen verließ meinen Mund, so sehr hatte mich die fremde Stimme erschreckt. Unintelligenter Weise hatte ich mir die Arme vor's Gesucht gerissen, sodass ich jetzt in einer recht ungewöhnlichen Pose durch einen Spalt zwischen meinen Armen hindurch linste: Eine junge Frau Mitte 20 stand vor mir und sah mich aus dunkelbraunen Augen fragend an. Ihr schwarzes Haar war zu einem ordentlichen Dutt gesteckt und ihre Nägel allem Anschein nach mit Klarsichtlack lackiert... „Mein Name ist Melinda, ich bin die Haushälterin", sagte sie und reichte mir mit einem kleinen Lächeln ihre zierliche Hand. Erst jetzt fiel mir ihre Arbeitstracht auf... Ich ließ meine Arme langsam sinken und reichte ihr ebenfalls mit einem kleinen Lächeln die Hand. „Ich bin..." Ich wurde vom Aufschleudern meiner Zimmertür unterbrochen. „Cat, ist alles in Ordnung?" Die Zwillinge standen im Türrahmen, Jayden die Klinke noch in der Hand. Oh jeh... „Ja, alles okay, ich hab mich nur vor Melinda erschreckt...", antwortete ich und warf ihnen einen entschuldigenden Blick zu, während ich mir gestresst durch die langen Haare fuhr. Sie sahen von mir zu Melinda und schließlich den jeweils anderen an, ehe sie mein Zimmer wieder verließen... „Also, äh... ich bin Cat", wiederholte ich meinen Satz und warf ihr ein kleines Lächeln zu. „Freut mich sehr, Miss. Also Ihr Zimmer und Bad ist bei mir immer am Sonntag Vormittag's dran...", nahm sie den Faden wieder auf und deutete auf diverse Haushaltsgeräte und Putzmittelflaschen, welche an meinem Schreibtisch lehnten. Ich nickte abwesend und sah mich nach weiterenVeränderungen um: Mein Bett war gemacht... „Nennen Sie mich doch bitte einfach Cat, Melinda", erwiderte ich ihr freundlich lächelnd. Sie schien einen kurzen Moment zu zögern, ehe sie schließlich ein breites Lächeln aufsetzte und dezent nickte. Wie formell... „Ich wollte gerade duschen...", meinte ich, was sie wiederum mit einem Lächeln quittierte. „Ich habe noch nicht angefangen das Bad zu putzen, also können Sie zuerst in Ruhe duschen, während ich das Zimmer reinige...", meinte sie freundlich und wand sich ihren Utensilien zu. Sie wirkte so gefasst und seriös in ihrer Dienstmädchen- Uniform. Ich dachte immer, dass es derartige Anblicke nur in englischen Filmen gäbe. Da habe ich mich wohl geirrt... Ich beobachtete sie noch einige Sekunden, ehe ich mich auch umwand und eine leichtes Sommerkleid samt passender Unterwäsche und leichtem Strickjäckchen aus meinem begehbaren Kleiderschrank nahm. Ich schloss die Tür und huschte an Melinda vorbei ins Badezimmer, ehe ich mich meiner Sportklamotten entledigte und eine lauwarme Dusche nahm. Die Temperatur war deutlich gestiegen, sodass ich mich entschloss meine Haare nach dem Auswringen und Kämmen nicht weiter zu föhnen, sodass es noch leicht feucht über meinen Rücken hinab auf meine Hüften fiel. Das luftige Kleid hatte enge hellblau-weiße Streifen und war am Saum mit einer kleinen Spitzenborte versehen. Die Jacke war fein gestrickt und dementsprechend auch nicht so heiß, versperrte aber trotzdem den Blick auf meine Arme. Normalerweise war ich was Kleidung anging eher der entspannte Typ, allerdings konnte ich leichten Kleidern ab und zu doch nicht widerstehen... Ich hängte mein feuchtes Handtuch auf und legte meine Sportklamotten in den Wäschekorb hinter der Tür, während ich meinen Blick durch das Badezimmer schweifen ließ und schließlich an der Ablage mit meinen Parfüms hängen blieb. Nach kurzem Überlegen griff ich mir meinen Lieblingsflakon von der Ablage und trug ein wenige Parfüm auf die Handgelenke auf, ehe ich sie zu beiden Seiten meines Halses hob und das Parfüm langsam einrieb. Der frische Duft von Sommerblumen umgab mich und ich warf meinem Spiegelbild ein kleines Lächeln zu, ehe ich die Tür öffnete und summend das Badezimmer verließ...Zu meiner Überraschung war Melinda nicht mehr da. So lange habe ich doch eigentlich gar nicht gebraucht... Ich zuckte die Schultern und verließ weiterhin summend mein Zimmer, den fast knielangen Rock des Kleides um die Beine schwingend... „Cat?" Grace' Stimme ließ mich herumwirbeln. Sie stand leicht lächelnd hinter mir und sah mich aus ihren tiefgründigen braunen Augen liebevoll an. Ich schluckte leicht. „Können wir kurz reden?", fragte sie und sah mich bittend an. Ich schenkte ihr ein kleines Lächeln und machte eine einladende Handbewegung in Richtung meiner Zimmertür...

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Und endlich mal wieder ein neues Update für euch. 🍀

Was haltet ihr von Kadden's Verhalten und bisher von Melinda?🙃

Ist es bei euch auch so klirrend kalt?❄️

Ich wünsche euch noch eine wunderschöne Restwoche und weiterhin viel Spaß mit dem Buch🌹

Moving to a new lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt