4

243 37 0
                                    

Vollkommen überrannt von seinen Worten raubte es ihr den Atem, sie schien unter seinen Monologen zu ersticken, doch füllte ihre Lungen dennoch mit dem kostbaren Gebilde von Sauerstoff und Stickstoff. Ein Geschwür sich in ihrer Magengrube bildend schloss sie die Augen, ließ sich vom Schmetterlingseffekt nach oben tragen, doch stand immer noch am Boden der Tatsachen. "Das Grün soll sich mit Rot vermischen." Seine Worte klangen sicher, seine an ihr klebenden Augen blitzten in Silbertönen auf und auf seiner Nase konnte sie nun kleine Sommersprossen erkennen, welche sich langsam in allen Richtungen sprenkelten, ihren Platz auf seiner Haut einnehmend. Sie blieb still und erwiderte nichts darauf, wusste nicht, ob sie sein Werk nicht als völlig krank und realitätsfern beschreiben sollte oder ob sie Zeuge dieser abstrakten Kunst werden wollte. "Die Farbe der Wut." Der Kloß sich in ihren Hals bildend sah sie ihn an, doch er hatte seinen Blick auf den Sternenhimmel gerichtet, sein Brustkorb flach auf- und abwippend. "Die Farbe des Schmerzes. Diese intensive Farbe geformt von verschiedenen Lebenszügen reißt dich mit, in den Strom der bittersüßen Glaubhaftigkeit, alles sei vollendet, sie sticht sie eine Wunde in dich, um sich mit dir verbinden zu können. Wir glauben, wir könnten sie wegstoßen, doch sind so derartig mit ihr vernetzt, sie strömt in jeder Vene unseres Körpers, lässt unser Herz stoppen, doch hält uns auf einer anderen Ebene auch am Leben. Die Barrieren zum Tod schon längst durchbrochen scheuen wir uns vor der Ungewissheit und der Droge, an ihr kosten zu können. Unsere Münder weit offen lechzen wir nach ihr, lechzen nach dem Leben, welches sie uns geben und auch wieder nehmen kann. Unsere Haut von Hämatomen durchzogen lehnen wir uns zurück und genießen die Erfahrung, welche sie mit sich bringt und verstehen, dass auch der Tod uns das Leben bringen kann." "Alles, an was wir uns klammern, sei also falsch und nur eine Produktion unserer Selbst aus Angst vor Offenbarungen?" Er nickte kurz. "Wir schränken unseren Blickwinkel ein und übersehen somit all die bunten Blumen hinter diesem welken Gras, welches sich uns bieten könnte, würden wir es nur zulassen wollen."

SeelenmalerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt