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Seine Worte auf ihr wirkend blickte sie auf ihre roten Schuhe, welche ihre Füße schon den ganzen Abend lang schmerzen ließen. Die Nacht wurde von Stille durchzogen, und hätte man nicht das Kämpfen beider Seelen fühlen können, hätte sie als schön durchgehen können. Beide auf den bevorstehenden Stoß wappnend, sich gegenseitig überlegen sein zu wollen warteten sie ab, bis einer wieder die Worte fand, bevor sie vom Winde verweht wurden. "Es hilft nichts", platzte es aus ihr heraus, ehe sie unter seinem fragenden Blick fortfuhr. "Du hattest mir erzählt, du würdest mich mit Worten bemalen wollen. Warum hast du gerade mich dafür ausgewählt? Wie kommt es, dass ich mich weder verändert noch bunter fühle? Deine Pinselstriche prallen an mir ab, sie schwinden stetig und lautlos und hüllen mich wieder in das hässliche matte Grau ein, welches ich verzweifelt versuche abzustreifen." "Ich wage, gelben Neid zu verspüren." Sie zuckte unter seinen Worten zusammen. "Wird Gelb nicht als helle Farbe beschrieben?" Er schüttelte langsam den Kopf, bevor er über ihre Wange streichte. "Der Wert der Farben wird von eurer Gesellschaft verfälscht. Ich spreche vom hässlichen zitrusgelben Neid, welcher sich wie saurer Regen in deinen Kopf bohrt und dich vollkommen verwelken lässt, die Farbe, die dich gehässig anlacht und dich mit Feuerbällen lieblich in die Luft schießt, bevor sie deine Augen schließen lässt und dich dazu auffordert, als ihre Marionette zu dienen. Sie zwingt dich, ihre Samen in andere Seelen zu pflanzen, damit sie stetig voranwachsen kann, wie eine Ringelblume verankert sie ihre Wurzeln in dir und lebt von den lächelnden Gedanken, ihr Nebenprodukt schürt wilde Paranoia und eine grausam verdorbene Dauerschleife aus Furcht und Verderben." "Auch im klaren Blau wird es immer einen gelben leuchtenden Feuerball aus Schrecken geben, welcher uns jedoch auch am Leben hält. Wie können wir diese Eigenschaft so verachten, wenn sie uns auf ironische Weise jedoch auch am Leben hält?" Ausdruckslos sah er sie an, seine Augen hatten ihr Feuer verloren, das kalte Matt hatte die Glitzerpartikel verdrängt. "Da wir irgendwann kreischend an ihr verbrennen werden."

SeelenmalerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt