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"Wie würdest du Schwarz beschreiben?" Ihre Frage war simpel, so simpel, dass sie sie wahrscheinlich selbst beantworten könnte. "Es ist lediglich ein Kontrast, doch könnte man sie als Farbe präsentieren?", stellte er ihr als Gegenfrage und sie zuckte mit den Schultern. "Man kann schließlich nicht einfach farblos auf diesem Planeten existieren." "Warum nicht?" Sie machte ihren Mund auf, doch statt Worte bekam er nur ein zerreißendes und schwerwiegendes Schweigen zurück. "Ich würde sie lebendig beschreiben. Mit all den Naturphänomenen, den Sternen und Lichterketten, wenn sie die Stadt erhellen. Rebellisch wäre wohl meine zweite Wahl, die liebliche Melancholie im Haar und den Ruß von berauschender Freiheit auf den Lippen lässt sie andere davon leiten, das Strahlen auf sich selbst zu übertragen. Sanft und fürsorglich wie eine Mutter zu ihrem Kind hält sie dich am Leben, bemalt dich auf eine verdrehte und absurde Art und Weise selbst, wie ein alter Bourbon aus dem Jahre 1967 widert sie dich an oder wird von dir geliebt." Ihr Lachen unterbrach ihm. "Schwarz wird als die Farbe des Todes angesehen, nicht des Lebens." "Glaubst du wirklich daran? Ein Wunder vermischt aus allen Facetten des Lebens, wie könnte sie etwas herbeiführen, wovor sich alle fürchten? Du wirst übermalt, immer und immer wieder, die Schichten aufeinanderstapelnd. Vergleichen wir es an dieser alten Schulmauer." Mit einer Handbewegung deutete er auf das Gebäude einige Meter von ihnen entfernt. "Würde ich dir nun die Aufgabe geben, sie mit tausenden von Eimern Farbe zu bemalen, was würdest du tun?" "Ich würde dich für verrückt abstempeln und dann mit dem Malen beginnen." Er ging einige Schritte auf sie zu, bis sie unter seiner Nähe mit dem Atmen aufhörte. "Was glaubst du, würde passieren, wenn sich all diese Farbschichten aufeinanderstapeln würden?" "Sie würden wahrscheinlich absplittern", antwortete sie ihm und runzelte die Stirn, unwissend, was er mit seiner Fragerei bezwecken wollte. "Korrekt. Und wenn sie Stück für Stück abbröckeln würden, welche Farbe würde letztendlich zum Vorschein kommen?" Ihr Kiefer angespannt begriff sie den Sinn hinter seinen Worten, ihre Lungenkapillaren verkrümmten sich schmerzhaft und ihr Herz schien auszusetzen. "Weiß."

SeelenmalerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt