TEN / Neal's Old Home

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10. Kapitel - Neal

Love what you have, before life teaches you to love what you lost. - Troy Lanez

Erschöpft und durchgeschwitzt wollte ich gerade nach meiner Trinkflasche greifen, als ich sah, dass Ben mich anrief. Also griff ich stattdessen nach meinem Handy und nahm ab. 

"Hey, Neal. Kurze Frage. Ist Lysa zufällig bei dir?", fragte er ziemlich angespannt. 

"Ne, ich hab' sie schon länger nicht mehr gesehen", antwortete ich wahrheitsgetreu, "Wieso fragst du?" 

"Unsere Eltern haben beschlossen mit deiner Familie heute Mittag, essen zu gehen, und ich weiß weder, wo Lysa ist, noch kann ich sie erreichen", erzählte Ben. Er klang irgendwie aufgekratzt, was ich sonst eher nicht von ihm kannte. 

"Ich versuch' sie mal anzurufen, vielleicht nimmt sie ja ab und dann kann ich mit ihr zusammen zum Restaurant kommen", schlug ich Ben vor. Dieser atmete daraufhin erleichtert auf, bedankte sich und legte mit der Entschuldigung, sich noch um etwas anderes kümmern zu müssen, auf. 

Nun trank ich endlich einen Schluck Wasser und wählte währenddessen die Nummer von Lysa. Natürlich nahm sie nicht gleich beim ersten Anruf ab. Also beendete ich zuerst noch mein Training und versuchte sie. danach nochmal zu erreichen. Doch es meldete sich wieder nur ihre Mailbox. So langsam fing ich an, mir Sorgen zu machen. Vielleicht ist Lysa etwas zu gestoßen?

Erst als ich wieder zu Hause war, geduscht und fertig gerichtet für das Essen war, nahm Lysa endlich ihr Telefon ab. Einerseits war ich sichtlich erleichtert, ihre Stimme zu hören, anderseits war ich ziemlich genervt, dass dies so lange gedauert hatte.

Lysa klang noch ziemlich verschlafen und meinte, als ich sie fragte, wo sie sei, dass sie bei einem Freund sei. Nur mit Müh und Not könnte ich sie davon überzeugen, mir dessen Adresse zu geben, damit ich sie abholen konnte. Vom anstehenden Familienmittagessen erzählte ich ihr erstmals nicht. Lysa würde sich darüber sicher nicht freuen. Sie vermied es generell Zeit, mit ihrer Familie zu verbringen. 

Als ich dann vor dem Haus von Lysa's "Freundes" stand und sie heraus kommen sah, musste ich zu meinem Ärger feststellen, dass ich so nicht mit ihr zum Lunch fahren konnte. Ihre Haare standen in alle Richtungen ab und ihren Augen waren schwarz umrandetet. Außerdem trug sie eine zerrissene Jeans und eine ziemlich abgeranzte schwarze Lederjacke. Daher beschloss ich,  zuerst noch mal zu meine Dad zu fahren. Stephanie hatte sicher irgendetwas, was Lysa passe und dem Anlass mehr entsprach als ihr jetziges Outfit. 

"Warum holst du mich eigentlich ab?", wunderte sich Lysa, nachdem sie ins Auto gestiegen war. 

"Wir gehen nachher etwas Essen mit deiner und meiner Familie", meinte ich und Lysa verzog augenblicklich das Gesicht. Was hatte ich gesagt? 

"Muss das wirklich sein", jammerte sie, "ich mag da nicht hingehen. Können wir nicht einfach Pizza bestehlen und zu Hause rumgammeln?"

Ich verneinte ihre Frage und erinnerte sie daran, dass wir ein Paar waren, woraufhin Lysa nur genervt aufstöhnte und ihre Auge verdrehte. 

Die restliche Autofahrt redeten wir nicht mehr, erst als ich vor dem Haus von meinem Dad hielt, fragte mich Lysa, was wir hier machen. 

"Dir etwas anderes zum anziehen holen, denn so gehst du sicher nicht zum Lunch", machte ich Lysa klar, "Du siehst aus, als wärst du die ganze Nacht high gewesen." 

"Überhaupt nicht. Warum kann ich nicht einfach, das hier anlassen?", versuchte Lysa mich zu provozieren und zeigte auf ihre Kleidung. Wie kann eine Person so nervig sein?

"Das weißt du ganz genau", mahnte ich, " und jetzt steig aus. Wir sind sowieso schon spät dran." 

Natürlich blieb Lysa im Auto sitzen und bewegte sich kein Stück, sodass ich sie schon fast aus dem Auto zerren musste. Als ich sie dann tragen wollte, beschwerte sie Lysa demonstrative und bestand darauf, alleine zu laufen. Ziemlich genervt gab ich nach und schloss die Haustür auf. Zum Glück sind mein Dad mit Stephanie schon losgefahren, sonst hätten sie das ganze Theater hier mitgekriegt. Ich zeigte Lysa schnell das Bad und wo die Handtücher lagen und ging dann nach einem passendem Kleid suchen.

Es dauerte ein wenig bis ich mich in Stephanies altem Kleiderschrank zurecht fand, doch dann fand recht schnell, alles was ich suchte. Als ich mit vollen Händen zu Lysa zurückkehrte, stand sie bereits nur mit einem Handtuch bedeckt in meinem alten Zimmer und betrachtete fasziniert die Bilder an den Wänden. 

"Hier, zieh das an", forderte ich sie auf und reichte ich die Sachen. 

Lysa zuckte zusammen und sah mich mit großen Augen an: "Du erwartest jetzt nicht ernsthaft, dass ich das anzieh?" 

"Was ist falsch damit?", fragte ich sie verwundert. Warum kann sie nicht einfach einmal etwas machen, ohne zu diskutieren. 

"Es ist rosarot", sagte sie und betonte jedes einzelne Wort extra.

"Lysa, zieh es jetzt einfach an, wir sind eh schon zu spät", meinte ich. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie sehr sie mich gerade nervt. 

"Nein, sicher nicht", protestierte Lysa, verschränkte demonstrative ihre Arme und schüttelte ihren Kopf.

"Wenn du es nicht von selbst anziehst, zieh ich es dir halt an", stellte ich dominant klar. Irgendwo ist dann auch mal Schluss. 

Drauf stöhnte Lysa genervt auf. "Fick dich Neal", zischte sie mir zu, riss mir die Sache aus der Hand und verschwand im Badezimmer. 

"Immer wieder gerne", rief ihr noch hinterher und atmete erleichtert aus. Na, endlich.  

Als Lysa wieder aus dem Bad kam, schleppte ich sie gleich zum Auto und ignorierte ihre Beschwerden die Fahrt über. Doch bevor wir das Restaurant, in dem sich unsere Familien bereits versammelt hatten, betraten, zog ich Lysa nochmal zur Seite.

"Also, nur damit ich es noch einmal klar gestellt habe: Wir sind ein Paar, das heißt du wirst dich auch so verhalten und nicht die ganze Zeit angewidert das Gesicht verziehen. Ist das klar?", fragte ich Lysa drohend. 

Als sie nur nickte, fragte ich sie erneut, ob sie verstanden hatte, was ich gesagt habe. 

"Ja, Neal ich habe deine Worte wahrgenommen", antwortete Lysa frech grinsend. Irgendwann wird auch ihr das Grinsen vergehen. 

"Gut, komm jetzt", meinte ich und wir betraten mit einiger Verspätung das Restaurant. 

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