Kapitel 16 ~ Run Liv, Run!

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Ich zögerte nicht lange. Ich raste in mein Zimmer um mein Rucksack zu holen, stopfte dort schnell ein paar neue Klamotten und mein Handyladekabel rein. Erst hatte ich überlegt, die schon fertig gepackte Reisetasche zu nehmen, aber damit war ich definitiv nicht schnell genug. Als ich alles Nötige eingepackt hatte, nahm ich noch das Geld aus der Schreibtischschublade meines Vater, was meine Eltern mir für die Tage, die ich hier alleine verbringen sollte, hingelegt haben. Es war viel Geld, es reichte locker für zwei Wochen, wenn nicht sogar drei. Anschließend versteckte ich meine Reisetasche, damit meine Eltern sich keine sorgen machen würden. Ich schrieb auf einen Zettel: "Hallo! Hoffe ihr seid gut angekommen. Ich bin bei einer Freundin, weil sie meine Hilfe braucht. Meldet euch wenn ihr Zuhause seid."
Dann war alles fertig zum abhauen. Als ich auf die Uhr sah merkte ich, dass ich ganze 10 min damit verschwendet hatte. Ich ging in den Flur vor die Tür, um mir schnell Schuhe und Jacke zu nehmen und abzuhauen, doch plötzlich sah ich einen Schatten an der Tür, und als es klingelte, zuckte ich zusammen. Mein Herz pochte plötzlich so doll, als würde es gleich raus springen. "LIV!" schrie eine männliche Stimme. Nate. Er war tatsächlich betrunken, das konnte ich durch die Tür riechen. Schnell entfernte ich mich von der Tür. Wo könnte ich mich verstecken? Erst hatte ich überlegt, nach oben zu laufen, aber das war eine Sackgasse. Da ich nicht wusste, was ich tun sollte, lief ich einfach erst mal in das Zimmer, was am weitesten von der Tür entfernt ist. Das war die Küche. Nate begann, Sturm zu klingeln. Langsam machte sich das Gefühl in mir breit, er könnte gar nicht in die Wohnung kommen.

Die nächsten zehn Minuten waren eine Mischung aus sturmklingeln und schreien von Nate. Ich wunderte mich, warum noch niemand die Polizei gerufen hatte. Doch plötzlich änderte sich etwas. Nate hörte einfach auf. Vorsichtig öffnete ich die Küchentür einen Spalt. Dadurch konnte ich direkt auf die Haustür gucken. Zu Nates breiter Silhouette war noch eine zweite aufgetaucht. Sie kam mir bekannt vor, doch ich wusste nicht wer es war, bis sie anfing zu schreien. "Lassen Sie meine Schwester in Ruhe und verpissen Sie sich von meinem Grundstück!" Es war Ben, mein Bruder. Warum zum Teufel war er mitten in der Nacht hier?
Doch plötzlich passierte alles ganz schnell. Ich sah, wie die Silhouette von Nate sich zu Ben umdrehte und zu einem Schlag ausholte. Aus Angst sah ich kurz weg, doch ich hörte den dumpfen Aufprall. Als ich wieder hinsah, stand nur noch Nate dort. Er bückte sich runter und als er wieder auf stand, begann er, einen Schlüssel ins Schloss zu stecken. Ich stellte mir vor wie es dort aussehen musste. Ben, mein Bruder, lag bewusstlos, blutend, vielleicht sogar Tod vor der Tür, während Nate ihm den Schlüssel geklaut hatte und jetzt damit die Tür auf Schloss. Mein Herzschlag, der sich gerade wieder beruhigt hatte, explodierte förmlich. Nun hatte Nate es geschafft die Tür zu öffnen. Schnell Schloss ich die Küchentür und sah mich panisch um. Kühlschrank, Herd. Nichts brauchbares. Ich überlegte kurz, mir ein Messer zur Verteidigung zu nehmen, doch da fiel mir das Küchenfenster auf. Ich war im Erdgeschoss. Warum war mir das nicht gleich eingefallen. So schnell ich konnte rannte ich zum Fenster und öffnete es. Es war etwas kleiner, doch mit etwas Zwängen würde es klappen. "LIV, WO BIST DU???" Rief Nate durch das Haus. Ich wusste nicht, wo er jetzt war. Er war auf jeden Fall nicht die Treppe hoch, das hätte ich gehört. Ich warf den Rucksack raus und begann dann hinterher zu kriechen. Als ich auf den Boden sprang, durchzog sich ein kleiner Schmerz durch meinen immer noch verletzten Fuß, was ich aber ignorierte. Ich drehte mich um und schloss so gut es eben von außen ging das Fenster. In dem Moment öffnete sich die Küchentür. Geschockt blieb ich stehen und starrte ihn an. Er sah unglaublich wütend aus, seine Augen funkelten und er hatte eine leere Wodka Flasche in der Hand. Doch er sah mich nicht. Es war zu dunkel draußen und er hatte das Licht angeschaltet. Er begann, wilkürlich Schrankschubladen aufzureißen und wieder zu schließen, und nach zwei Minuten, in denen ich mich nicht getraut hatte zu atmen oder mich zu bewegen, ging er endlich und machte das Licht in der Küche aus. Ich atmete tief ein und aus und drehte mich dann schließlich um. Ich schnappte mir meinen Rucksack und begann einfach los zu rennen.

Save me - So I can save you (Asds FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt