Ich schnappte mir meine Krücken und ging auf den Flur. Ich überlegte kurz, den Fahrstuhl zu nehmen, entschied mich aber dann doch für die Treppe, auch wenn das länger dauern würde. Jedes Mal, wenn ich ein Stockwerk geschafft hatte, ging ich durch die Tür und sah mir an, welche Zahl im Flur hing.
5...
4...
3...
Als ich die drei ansah, durchzuckte mich ein ungutes Gefühl. Es war eine Mischung aus Angst, Freude und Schuld. Ich war angekommen.
Ich ging etwas schneller und als ich um die Ecke bog sah ich, das die Tür zu Nathan offen stand. Ich sah ihn, er saß in seinem Bett, das Kopfteil war aufgestellt, er sah schwach aus, aber seine Augen waren offen. Seine wunderschönen grünen Augen waren offen.
"Nathan." Flüsterte ich, als ich an der Tür angekommen war. Er sah mich an. Doch erst jetzt bemerkte ich, das er nicht allein im Raum war. Bei ihm waren zwei Polizisten. Nathan öffnete den Mund, doch er wurde von einem der Polizisten unterbrochen. "Bitte reden sie weiter." Nathan schloss den Mund wieder und richtete seinen Blick an die Wand hinter den Polizisten. Scheisse. Er wird doch nicht alles gestehen? "Ja, nachdem ich ein paar Sachen in meinen Rucksack gesteckt habe - das waren hauptsächlich Zahnräder und andere Kleinteile - wollte ich gehen, doch da wurde ich entdeckt. Ich wollte mit einem grünen Jeep, der vor dem Schrottplatz stand, flüchten, doch dann bin ich den Abhang hinunter gefahren." Ich hörte ihm aufmerksam zu. Er hatte mich kein einziges Mal erwähnt. Warum nicht? "Wissen sie wie das passiert ist? Also warum sie den Abhang hinunter gefahren sind?" Fragte ein Polizist. Nathan blinzelte kurz zu mir hinüber. "Wissen Sie... ich habe noch keinen Führerschein. Ich nehme zwar Fahrstunden, aber anscheinend waren die nicht so erfolgreich wie ich dachte." Die Polizisten notierten sich etwas. "Und die zweite Person? Die Dame, die ein Zeuge gesehen hat? Können Sie uns etwas über sie erzählen?" Nathan sah mich an.
"Ich war alleine. Der Zeuge hat sie wohl verguckt." Die Polizisten stellten noch weitere Fragen, Kleinigkeiten, die mich nicht interessierten. Nathan hatte mich nicht verraten. Er hatte mich wirklich gedeckt.
Nach zehn Minuten waren die Polizisten verschwunden und ich trat langsam in den Raum, die Augen keine einzige Sekunde von Nathan abgewendet. "Hey." Sagte ich, weil ich nicht wusste, was ich sagen sollte. "Hey." Antwortete Nathan. "Danke. Du hättest mich nicht decken müssen." Sagte ich. "Nein, hätte ich nicht, aber ich wollte es, Liv. Ich hab dich zu so viel scheisse gedrängt. Der Kaufhausdiebstahl in der sechsten Klasse, die freigelassenen Hühner auf der Klassenreise und diese Schrottplatzgeschichte. Es tut mir leid, ich war ein Arsch." Ich fing fast an zu weinen. "Nathan, ich..." Er unterbrach mich. "Nein, Liv. Ich bekomme jetzt vielleicht eine Anzeige und Probleme wie sonst was, aber du nicht, und das ist gut so. Ich hab das verdient." Ich schwieg. "Außerdem hätte mir der Führerschein jetzt auch nichts mehr gebracht." Ich stutzte. Was meinte er damit? Als ich gerade nachfragen wollte, kam Julia Buschmann rein. "Liv? Was machst du hier? Ihr kennt euch?" Nathan und ich nickten simultan. "Ich bin hier wegen dir Nathan. Wir müssen nochmal einen kompletten Körpercheck machen. Und ich wollte fragen ob es schon besser geworden ist mit deinen..." - "Doktor Buschmann, es gibt keine Veränderung, und es wird auch keine mehr geben. Aber wenn sie wollen machen wir das, sobald Liv gegangen ist." Julia sah ihn fragend an, seufzte dann nur noch. "Ihr Teenager mit euren Geheimnissen. Schlimm ist das." Ich musste Lachen, denn sie benahm sich, als wäre sie viel älter als wir, obwohl ich sie auf höchstens 22 schätzte. Nun wendete Nathan sich mir zu, während ich von der Unterhaltung nichts Verstand. "Liv. Am besten du gehst jetzt. Wir sehen uns doch bestimmt morgen wieder oder?" Ich nickte und machte Anstalten zu gehen. "Danke für alles Nathan. Du bist mir wirklich wichtig und ich bin unglaublich froh, das du aufgewacht bist." Sagte ich noch, bevor ich Julia und Nathan allein ließ und wieder auf mein Zimmer verschwand.
DU LIEST GERADE
Save me - So I can save you (Asds FF)
FanficIch hörte nichts, spürte nichts. Ich sah sie nur regungslos auf dem Boden liegen. Ich war wie gelähmt, doch ich musste etwas tun. Ich musste ihr helfen. Ich will sie retten, so wie sie mich gerettet hat, damals. ~×~========~×~ Dies ist eine Fanficti...