Voldemort

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Der Gemeinschaftsraum war endlich fertig dekoriert, als Lily auf die überaus schlaue Idee kam, dass wir Magie verwenden hätten können und wir gemeinsam zu dem Schluss kamen, dass es so doch viel schöner war. Als Remus den Raum betrat um uns mitzuteilen, dass die Quidditch Mannschaft sich auf den Weg zurück ins Schloss befand, waren wir schon alle in Position um die Sportler mit einem, etwas klischeehaftem „Überraschung" regelrecht zu überfallen. Lily und ich hockten zusammengekauert hinter einem hohen Ohrensessel, von dem man aus einen guten Blick auf den Eingang des Raumes hatte. „Nil martalibus arduum est." Mit dem Passwort schwang das Portrait der alten Dame beiseite und James stürmte, dicht gefolgt von seinem Team, in den Raum. „Überraschung!" Das ganze Haus Gryffindor schrie für ihre persönlichen Helden. Und James...James stand einfach nur da. „Sie sind alle tot. Er hat sie alle umgebracht."

Die fröhliche Stimmung war wie weggeblasen und über den Raum lag eine bedrückende Stille. Lily schnappte erschrocken nach Luft und bohrte ihre Fingernägel in mein Handgelenk. „James," ich stand auf, trat auf meinen Bruder zu und griff nach seiner Hand, "Was ist passiert?" „Es steht alles im Tagespropheten. Er war es. Seine Leute sind einfach mitten in der Winkelgasse gestanden und haben mit unverzeihlichen Flüchen um sich geworfen. Da waren so viele Kinder Mer und so viele Menschen." Ich bemerkte die tropfende Zeitung in James Hand und nahm sie ihm sanft ab. Sie war ganz nass, es regnete schon den ganzen Tag, aber die Schrift war noch klar erkennbar. „Blutbad in der Winkelgasse. Über fünfzig Zauberer von dunklem Magier getötet," las ich laut vor. „Am Freitag, dem 24. Oktober 1975 tötete ein dunkler Magier, welcher in den letzten Monaten unter dem Namen Voldemort nach zahlreichen Anschlägen auf Muggles und Zauberer, zu trauriger Berühmtheit gelangen ist, nun auf einer stark besuchten Zaubererstraße 56 Magier, darunter auch mehrere Kinder." Ich stoppte. „James, das ist furchtbar. Aber du kanntest diese Menschen alle nicht," sagte Remus und kam zögernd auf seinen Freund zu. „Ich vielleicht nicht, aber all diese Menschen hatten jemanden, der sie kannte, Remus. Jemanden der an sie denkt und jemanden der um sie weint. Sie hatten alle Menschen zu denen sie nie wieder nachhause kommen werden, sie hatten alle Freunde, eine Familie und Träume. Sie hatten alle ein Leben, Remus. Und dieses Arschloch hat ihnen alles weggenommen. Einfach alles, verstehst du?" Mein Bruder weinte nie und er weinte auch jetzt nicht. Aber ich sah ihn nie wieder so nah daran. Ich würde diesen Moment nie vergessen. Diese paar Sekunden in denen James im Gemeinschaftsraum von Gryffindor stand und fast um all diese Menschen weinte, die er nicht kannte, aber die trotzdem gekannt wurden.

Pfotenabdrücke || Rumtreiberzeit [PAUSIERT]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt