Als Lily alles verlor

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Lily war selten bekümmert oder bedrückt und wenn sie es war, hielt das meist nicht lange an. Ich dachte nicht, dass sie Dinge schneller verarbeitete oder sie die Dinge weniger belasteten, vielmehr glaubte ich, dass sie einfach nicht damit umgehen konnte, verzweifelt oder traurig zu sein. Doch im Spätherbst 1975 war Lily wirklich traurig. Sie lachte nicht, sie aß nicht viel, ihre Augen hatten diesen Glanz verloren. Das merkten auch andere, und besonders James setzte alles daran sie zum Lachen zu bringen, auch wenn es über sich war. Doch Lily hatte an Leben verloren. Mir war klar, dass es an Snape lag, aber ich glaube auch, dass sie die erneuten Angriffe von Voldemort auf Muggel und Zauberer mehr mitnahm, als sie zugab. Und dann verlor Lily noch etwas. In der Woche vor den Weihnachtsferien betraten zwei düsteren Gestalten, deren Gesichter hart waren und in deren Augen arm an jeglicher Wärme waren, das Schulgelände. Dann, noch am selben Tag wurde Lily aus dem Unterricht gerufen und kam nicht mehr zurück. Ich erfuhr das alles erst von James beim Mittagessen, der mit seinen Freunden schon in die haarsträubendsten Theorien verstrickt war, die von Beamten von Askaban, die ihr einen Mord unterstellt bis über zwei Anhänger Voldemorts reichten, die sie rekrutieren wollten. Abgesehen davon, dass das alles ziemlich schwachsinnig war, hatte ich keine Lust mich mit den anderen zu unterhalten und ich würgte still meinen Pudding hinunter, ehe der Unterricht begann.

Es war bereits dunkel geworden, als ich vom Gewächshaus zurück ins Schloss stapfte und auf einmal den stechenden Schmerz in meiner Brust spürte. In letzter Zeit ging es auch mir nicht sonderlich gut, doch ich hatte meine Bedürfnisse zurückgestellt, um Lily eine Stütze sein zu können. Meine Gelenke schmerzten seit Tagen unaufhörlich und ich wurde von unablässigen Kopfschmerzen geplagt. Doch dieses Mal war etwas anderes. Mein Herz raste und fühlte sich an, als würde es mich gleich von innen heraus zerreißen. Ich verlor jegliche Orientierung und schlagartig drehte sich alles um mich herum, solang bis ich mich nach vorne beugte und meinen Mageninhalt auf dem kalten Asphalt entleerte. Mein ganzer Körper verkrampfte sich und ich spürte wie mein Gesicht auf dem Boden aufschlug. Dann ein kurzes Aufflackern von Lichtern und es war vorbei. Ich zitterte und stand langsam auf. Was war das? Ich beschloss meinem Bruder oder Lily davon zu erzählen, doch dazu kam es nicht. Aus der Dunkelheit des Schlosses löste sich eine dunkle Getsalt und eilte zu mir hinunter. Ich erkannte die Art seiner Bewegungen und den Schatten seiner Silhouette sofort. „Sirius?" Er trat einen Schritt auf mich zu und streckte mir seine Hand entgegen. „Sirius was machst du hier?", fragte ich und versuchte mir, ganz dezent natürlich, die Kotze aus den Haaren zu streichen. „Das selbe könnte ich dich fragen, kleine Potter," erwiderte er und grinste frech. „Wie siehst du denn eigentlich aus?" fragte er und musterte mich eindringlich. „Kann halt nicht jeder, zu jeder Zeit des Tages atemberaubend gut aussehen." Verdammt. Wieso hab ich das gerade gesagt? „Du findest ich sehe zu absolut jeder Tageszeit gut aus? Also das find ich jetzt süß," sagte er und sein Grinsen war noch breiter geworden. „Lass mich einfach vorbei, du Blödmann, ich muss Lily suchen. Ich muss herausfinden was passiert ist." Mit einem Mal wurden Sirius Gesichtszüge hart und sein Lächeln verkrampte sich. Er hielt mich zurück an der Hand zurück, als ich mich an ihm vorbeikämpfen wollte. „Mer, hast du es noch nicht gehört?" fragte er und ließ meine Hand nicht los.

„Was denn?"

„Lily ist nicht mehr in Hogwarts. Ihre Eltern wurden letzte Nacht ermordet." Er stockte kurz und seine grauen Augen schimmerten traurig. „Sie glauben es war Voldemort."

Pfotenabdrücke || Rumtreiberzeit [PAUSIERT]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt