Weil du mehr wert bist

389 16 21
                                    

„Was willst du jetzt von mir Lily?," fragte Severus und blickte sie vorwurfsvoll an. „Ich will, dass du mir zuhörst, ohne weg zu rennen Sev." Lily wirkte verzweifelt und trat näher an Snape heran, der zurückschreckte als hätte sie ihn verbrannt. „Ich weiß du hast das Gefühl, dass ich mich mit James verbünden will, oder irgend sowas. Aber nur weil ich mit seiner Schwester befreundet bin, heißt das nicht automatisch, dass ich jetzt auf seiner Seite bin." Ihre Stimme zitterte leicht und ich wollte ihr eigentlich den Arm um die Schulter legen, doch ich besann mich. Das hier war nicht mein Moment. „Es ist nicht nur das. Du redest nicht mit mir Lily, über nichts. Du redest nicht darüber, dass die Potters und ihre Freunde irgendwas aushecken, nicht darüber wem du die ganze Zeit Briefe schreibst und nicht darüber wie sauer es dich eigentlich macht, dass ich mich mit den Dunklen Künsten beschäftige." Er war laut geworden und seine dunklen Augen funkelten wütend. Lily wirkte irritiert.

„Sev, ich muss dich doch nicht über alles in meinem Leben am Laufenden halten. Ich gehöre dir nicht, ich bin nicht dein persönlicher Besitz! Außerdem macht es mich natürlich sauer, dass du dich mit dem beschäftigst, was meine Eltern getötet hat, aber was soll ich denn machen, du würdest doch nicht aufhören, nur weil ich es sage!"

„Aber Lily, hast du nie darüber nachgedacht, warum ich das mache? Das recherchieren, das ausprobieren? Hast du jemals daran gedacht, dass ich das wegen dir mache? Damit ich Voldemort einen Trank, einen Zauberspruch, eine Erklärung für deinen Zustand liefern kann, damit er dich nicht mehr benötigt?"

Jetzt war Lily wirklich sauer. Ich spürte förmlich, wie sich ermahnte ruhig zu bleiben bevor sie sprach.

„Sag mal hast du auch nur eine Sekunde darüber nachgedacht, was du mir da gerade erzählst? Dass du Voldemort etwas liefern willst, das dafür sorgt, dass er eine Armee aus Muggeln aufstellen kann, aus blinden Anhängern, die alles für ihn tun, weil er der ist der ihnen das gegeben hat, was sie schon immer am meisten wollten? Zaubern zu können? Und für was? Wieso sollte ich das alles wert sein, wieso sollte dir das Leben von tausenden so egal sein, solang ich keine Angst vor Voldi haben muss?," endete Lily mit bebender Stimme und blickte verzweifelt zu ihrem besten Freund auf.

Severus blickte sie einige Sekunden einfach nur schweigend an. Als er sprach war seine Stimme klar und fest. „Weil du alle Leben auf dieser Welt wert bist. Weil niemand so wertvoll ist wie du. Weil ich dich liebe und ich alles für dich tun würde."

Es war schlagartig still. So still, dass ich das Blut in meinen Ohren pochen höre konnte. Verdammt war ich fehl am Platz. Doch Lily und Serverus schienen mich eh nicht zu bemerken, sie blickten sich nur unentwegt schweigend an. Lily fassungslos, Severus abwartend. „Du bist mein bester Freund," hob sie die Stimme, "Ich liebe dich, aber doch nicht so. Ich wünschte ich würde es, aber ich kann es nicht. Aber du musst damit aufhören, eine Erklärung zu finden. Du bist nicht der einzige, der jemanden liebt. Jeder hat jemanden, der ihn kennt. Jemanden der an ihn denkt, der um ihn weint. Jemanden zu dem er nie wieder nach Hause kommen wird. Das darfst du nicht zu lassen, Severus. Nicht wegen mir."

Ich beobachtete Snape. Sein Gesicht schien sich zu verkrampfen und er ballte seine Hand zu einer Faust, nur um sie kurz darauf wieder erschlaffen zu lassen. Erneut versucht Lily näher an ihn heran zu treten, doch dieses Mal drehte sich Severus weg und ging. Ich blieb mit Lily alleine und hatte keine Ahnung was ich sagen oder tun sollte. Also entschuldigte ich mich. Für meinen Bruder, dafür, dass ich hier war und für Severus, obwohl ich damit überhaupt nichts zu tun hatte. Sie lächelte nur traurig und meinte ich solle aufhören mich zu entschuldigen, weil ich ja doch nichts dafürkonnte. Also hielt ich meinen Mund, doch auch das fühlte sich nicht richtig an. Tausende Gedanken schwirrten durch meinen Kopf, ich dachte an Snape, der viel mehr besessen, als verliebt war. Und an James, der sich aufführte wie ein Arschloch, obwohl er das doch eigentlich gar nicht war und an Lily, der beide heute weh getan hatten. Weil beide sie liebten und beide das falsch zeigten. „Komm gehen wir in den Gemeinschaftsraum," meinte Lily plötzlich und ich folgte ihr aus dem Korridor, in dem ich sie und Severus nachdem ich die Große Halle verlassen hatte, gefunden hatte. Lily sagte nichts bis wir das Portrait der Fetten Dame erreichten und sie sich zu mir umdrehte. Erst jetzt erkannte ich, dass sie weinte. Lily weinte viel zu oft in letzter Zeit.

Während dem Abendessen schwiegen Lily und ich, als hätten wir eine unausgesprochene Vereinbarung. Sie starrte auf ihr Essen, ohne auch nur einen Bissen zu nehmen. Wir aßen alleine, wie immer. Sie wollte nicht mit meinem Bruder und seinen Freunden essen, ich nicht mit Severus. Besonders heute nicht. Manchmal wanderte mein Blick kurz zu Sirius und James, die einige Plätze weiter mit wilden Gesten eine noch grausigere, noch heldenhafterer Geschichte als die vergangenen Tage, erzählten. Sie kotzten mich, um es ehrlich auszudrücken, einfach nur an. „Isst du deinen Pudding noch?," fragte ich meine beste Freundin, die nur den Kopf schüttelte und die Schüssel zu mir herüber schob. Auf einmal kam mir ein Gedanke. „Was meinte Severus, als er meinte, er weiß nicht wem du Briefe schreibst?," fragte ich und schob mir einen Löffel in den Mund. „Ich will nicht darüber reden. Versteh mich nicht falsch, aber du würdest es nicht nachvollziehen können," erwiderte sie leise. Verwirrt blickte ich sie an und meinte unsicher: „Wieso sollte ich es nicht verstehen? Du schreibst doch nicht etwa James Liebesbriefe." Sie lachte kurz auf und verneinte energisch. „Ich erzähle es dir irgendwann, versprochen," erklärte sie und lächelte mir zu. Verwirrt nickte ich, doch ich wollte ihr nicht das Gefühl geben, dass sie dazu verpflichtet war mir alles zu erzählen. Als ich fertig gegessen hatte und Lily sagte, dass sie noch Hausaufgaben zu erledigen hatte, beschlossen wir in den Gryffindor Gemeinschaftsraum zurück zu gehen und standen auf, um die Halle zu verlassen. „Mer, warte!" Ich blickte zurück und sah wie Remus aufgesprungen war und auf Lily und mich zu eilte. „Was gibt's?," fragte ich, als er vor uns stand. „Sirius und James haben mir erzählt was heute passiert ist. Sie meinen das nicht so, auch wenn sie so tun. Und Lily, James wollte dich nicht verletzen." Lily lächelte leicht. „Danke Remus. Aber es ist eigentlich auch egal wie sie es meinen. Es interessiert mich überhaupt nicht, was James oder Sirius so sagen," sagte Lily und wir wandten uns zum Gehen um. „Mer, warte! Ich weiß auch nicht wieso Sirius, diese dumme Geschichte so breitredet. Ich denke, er sucht Bestätigung oder irgendwas, aber er sollte sich nicht so aufführen." Ich blickte ihn verwirrt an. Wieso dachte er, dass mich das interessierte? Doch noch bevor ich fragen konnte, bemerkte ich dass Sirius und James, mit Peter Pettigrew im Schlepptau, auf uns zu kamen. „Was auch immer euch Moony erzählt hat, es stimmt nicht, er denkt nur er muss auf Psychologe machen," meinte Sirius stellte sich neben Remus. „Lily." James Blick ruhte auf seiner Angebeteten, während er näher an sie herantrat. Zum ersten Mal an diesem Tag wich Lily zurück. „Es tut mir leid. Das mit Schnief-. Das mit Snape. Ich wollte dich nicht verletzten." „Du musst dich nicht bei mir entschuldigen, sondern bei ihm," erwiderte sie knapp und funkelte James an. Dann drehte sie sich um und verließ die Halle. Mein Bruder fluchte leise und setzte an ihr hinterher zu gehen, doch Remus hielt ihn kopfschüttelnd zurück. Sirius war stehen geblieben und sah mich an. „Haben wir ein Problem miteinander?," fragte er und fuhr sich durchs Haar. Ich wusste nicht was ich antworten sollte. Du bist ein arrogantes Arschloch und ich bin eifersüchtig klangen nach nicht besonders guten Alternativen. „Wieso erzählst du allen diese Geschichte so? Wieso willst du Bestätigung von all diesen Mädchen, obwohl sie absolut hohl sind." Für einen Moment dachte ich er würde zu lachen anfangen, doch er stand einfach nur da und blickte mich an. „Vielleicht weil es einfacher ist als zu sagen, dass ich eigentlich Angst hatte, als ich mit Remus gekämpft habe und dass es viel mehr die Angst war, als der Mut, wegen der ich ihn aufgehalten hab." Verständnislos sah ich ihn an und merkte das seine hellen Augen einen Punkt im Raum suchte an dem er sich orientieren konnte, als bräuchte er eine Stütze bevor er weiter sprach. „Ich war nicht mutig, ich hatte einfach nur eine scheiß Angst. Dass dir was passiert, dass herauskommt, dass wir Animagi sind und von der Schule geworfen werden. Dass ich zurück zu meinen Eltern muss, nach Hause und nicht nur für einen Sommer sondern für immer. Vielleicht hast du Recht, vielleicht brauche ich Bestätigung. Vielleicht kann ich nicht damit umgehen, dass ich kein Held bin und dass ich nicht so mutig wie du bin." „Wie ich?," fragte ich und sah verständnislos zu ihm auf. „Ja ich meine verdammt, kleine Potter. Du hast dich einfach zu einem Werwolf gelegt, bist Mitten in der Nacht durch einen Geheimgang unter einem aggressiven Baum, zu einer gruseligen Hütte geklettert. Du bist eine echte Gryffindor," meinte er und lächelte leicht. „Und vielleicht," fuhr er grinsend fort, "Hätte mir deine Bestätigung von Anfang an gereicht."

-

Hey!

Leute, diese Geschichte ist einfach #1 von #Rumtreiberzeit. Vielen, vielen Dank<3 Ich hoffe euch gefällt dieses Kapitel^^

Pfotenabdrücke || Rumtreiberzeit [PAUSIERT]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt