KNOWLEDGE

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Die Straßen um uns herum wurden immer voller und ich starrte verträumt aus dem abgedunkelten Fenster. Einige riesige Gebäude erstreckten sich, welche ich noch nie zuvor gesehen hatte, oder mich nicht mehr an sie erinnern konnte. Sie mussten vermutlich in den vergangenen vier Jahren erbaut worden sein. Der Junge neben mir atmete nervös aus und ich schaute verwirrt zu ihm hinüber. Er fuhr sich zappelig durch seine Haare und wippte immer wieder vor und zurück mit seinem Körper. "Alles in Ordnung?" Fragte ich irritiert nach und er blickte fußwackelnd zu mir hinüber. "Wir sind gleich da." Kam es von unserem Fahrer, welcher den Thailänder ebenso musternd in seinem Rückspiegel betrachtete. Ten schaute kurz hoch an die Decke des Fahrzeugs und drehte sich dann, etwas beruhigter, mir zu. "Neami, es gibt da noch eine Sache die du wissen müsstest, bevor wir gleich aussteigen." Hellhörig hob ich eine Braue bei seinen Worten und wartete eine Erklärung seinerseits ab. "Ok, wow. Ich weiß nicht wie ich anfangen soll." Stotterte er vor sich hin und ich lehnte mich etwas zurück, sein Verhalten schien mir ziemlich uneigenwillig zu sein. "Vor meinem Haus, werden gleich einige, mir eben so fremde, Leute stehen."

Ich wusste nicht darauf zu reagieren und verharrte in meiner Position. "Du weißt doch bestimmt noch was Idole sind, du magst EXO und SHINee." Nicht wissend worauf er hinaus wollte, stimmte ich den Tatsachen meines Musikgeschmacks zu. Er atmete erneut nervös aus. "Du magst Heechul von Super Junior und genauso wie er, bin auch ich ein Idol." Etwas konfus betrachtete ich ihn, wandte meine Blicke dann aber auf meine Knie, auf welchen ich meine Hände gestemmt hatte. "Bist du beliebt?" Kam es aus mir heraus und er blinzelte einige Male bevor er mir antwortete. "Was?" Fragte er genauer. "Mögen dich die Leute?" Wiederholte ich dieses Mal etwas spezifischer. Wohl etwas überrascht von meiner Frage brauchte er wieder einige Sekunden bevor er mir antworten konnte. "Es gibt immer Leute die mich nicht mögen, doch ich glaube, meine Fans mögen mich." Ich merkte wie wir von der Hauptstraße abbogen und uns wahrscheinlich seinem Anwesen näherten. "Sie mögen dich..obwohl du eine Freundin hast?" Mein Sitznachbar schnallte sich nach meinem Worten ab, stellte meine Tasche beiseite und setzte sich auf den mittigen Platz neben mich. Ich schaute zu ihm auf. "Sie waren wütend als sie von uns hörten. Aber der Trubel legte sich einmehlig und mit der Zeit, akzeptierten auch meine Fans, dass du an meine Seite gehörtest." Da war es schon wieder. Dieser Strom an Emotionen und Leidenschaft in seinen tiefdunklen Augen. "Wie lange sind wir schon zusammen?" Ein Lächeln überkam seine Lippen und er griff nach meiner Hand. Er strich mit seinem Daumen über den silbernen Ring an meinem Zeigefinger, welchen er genauso trug. "Seit drei Jahren." Mir stand der Mund leicht offen und plötzlich hielt der Wagen an. Unzählige Menschen standen um unser Auto herum und ich wusste nicht wo meine Blicke zuerst anhaften sollten. An den kreischenden Fans? Den Reportern, mit ihren Mikros und Kameras? Oder an den Security Männern in Schwarz, die sich ihren Weg zu unserer Tür frei bahnten? Ten zog meine Hand zu ihm hoch, weshalb ich automatisch meinen Kopf zu ihm drehte. "Hör mir zu Neami, das mag alles fremd für dich sein, aber ich weiß, dass du das kannst. Du hast es schon mehrere Male geschafft, du weißt es vielleicht nicht mehr, aber ich. Es gibt drei einfache Regeln die du befolgen musst, du hast sie immer gemeistert und du schaffst es auch jetzt." Ich vernahm das laute Gerede der Menschen um den Van, begann zu zittern und presste meine Lippen aufeinander. Ich nickte. "Sprich mit niemandem, geh auf keine Fragen ein. Zweitens; Schaue nicht auf, dein Gesicht bleibt immer geduckt und drittens.." Der Thailänder beugte sich zu mir vor und hielt meine Hand vor seinen Mund. "Bleib immer an meiner Seite." Sprach er sanft, doch dennoch ernst gegen meine Finger und ich schloss nickend meine Augen.

"Bereit?" Fragte uns Lee-Chau und Ten schaute abwartend zu mir. Er hatte mir meine Tasche und seine Snap-Cap gegeben, welche ich aufgesetzt und in mein Gesicht gezogen hatte. Nervös gab ich mein Bereit bescheid und die Türen öffneten sich. Ich stieg aus und Ten rückte durch, da nur die Tür neben mir geöffnet wurde und die vordere des Fahrers. Von allen Seiten beugten sich die aufdringlichen Reporter und kreischenden Fans über die breiten Arme der Security Männer. Mein Herz pochte immer schneller und langsam stiegen mir Tränen in die Augen. Aufzuschauen traute ich mich nicht, doch auch mich zu bewegen kam mir nicht in den Sinn. Ich suchte am Boden nach den Schuhen des Thailänders und erkannte sie sofort neben mir. Ich tastete mich vorsichtig an ihn heran, suchte nach seiner Hand, fuhr seinen Arm hoch und hackte mich mit meiner Hand in seiner Armkehle ein. Ich hatte Angst ihm weh zu tun, bei dem Druck welchen ich ausübte, doch seine Aura war mir plötzlich komplett fremd. Er sagte kein Wort und lief einfach los. Ob er wohl seine Cap mehr brauchte als ich? Ob er sie haben wollte? Es tat mir leid, denn nun stand er nur mit seiner Maske vor diesen ganzen hysterischen Leuten, welche keinerlei Respekt oder Privatsphäre zuließen. Er blieb stehen, da sich erst die Wachmänner weiter vorkämpfen mussten, bevor wir weiter gehen konnten. Meine Hand um seinen Arm verließ ihn und wanderte zum Rand des Käppis auf meinem Kopf. Ich hob es langsam an um es dem Jungen wieder zu geben, da er doch diesen verdeckenden Schutz mehr bräuchte als ich. So meines Erachtens nach. Jedoch bemerkte Ten dies, drehte sich schnell zu mir um und drückte es wieder hinunter in mein Gesicht. Überrumpelt von seiner plötzlichen Grobheit und seinem harschen Umgang mit mir, versteinerte ich und merkte plötzlich wie ich umgedreht wurde. Einer der Reporter hatte mich an meiner Schulter gepackt, umgedreht und stellte mir unaufhörlich sämtliche Fragen. Ich schaute zu Boden und ein Arm legte sich sofort um mich, wobei ich ihm Augenwinkel beim Vorbeigehen den Reporter betrachtete der von einem der Security Männer wieder zurückgedrängt wurde. "Bitte verschwinden Sie! Hören Sie auf Fotos von den Beiden zu machen!" Hörte ich Lee-Chau andauernd im Hintergrund laut rufend, allerdings in einem immer noch höflichen Ton. "Geh vor." Kam es leise von Ten, welcher seinen Arm von meiner Schulter nahm um mir eine Tür zu öffnen.

Drinnen angekommen starrte ich einfach nur den Holzboden an, sagte kein Wort, traute mich nicht. "Neami," kam es ausatmend von dem Schwarzhaarigen. Er stellte meine Sachen ab und kam auf mich zu. "Lass mich." Verlangte ich monoton und er hielt Inne. Ich setzte seine Cap ab und streckte sie ihm mit, immer noch gesengtem Kopf, entgegen. "Warum wolltest du sie absetzten?" Fragte er verzweifelt, woraufhin ich schwer schluckte. "Ich wollte dir helfen, ich dachte, du bräuchtest sie mehr als ich. Du bist doch das Idol, ich bin nur deine Freundin! Wenn ich das überhaupt noch bin.." Zum Schluss hin wurde ich leiser, hatte jedoch mein Kopf gehoben und starrte mein Gegenüber an. Mit Tränen in meinen Augenwinkeln und an meiner Wange langsam runterlaufend. Ten kam auf mich zu, ich lief anfangs zurück, doch ließ ihn schlussendlich an mich herantreten. Er presste seine Lippen aufeinander, legte seine Hand an meine Wange und strich mir die Tränen unter meinen Augen weg. "Du bist mehr als nur meine Freundin und das du so etwas behauptest, alleine nur in Betracht ziehst, verletzt mich." Er strich mir eine Haarsträhne hinter mein Ohr und ich schaute zur Seite. "Ich werde so lange an deiner Seite bleiben, bis du dich wieder erinnerst. Auch wenn das heißt, dass du mich wieder lernen musst zu lieben." Überrascht drehte ich mich ihm wieder zu und schaute in dieses schmunzelnde Gesicht. "Komm, ich möchte dir etwas zeigen." Meinte er und lief den Flur entlang. Unsicher folgte ich ihm.

..Fortsetzung folgt..

⁰⁶ TRY AGAIN | tenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt