JOINTY

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"Und von wann ist das?" Hackte ich zum erneuten Male nach und er kicherte belustigt. Ten stellte sich neben mich hin und warf einen Blick auf das Bild in meiner Hand. Ich hatte es aus dem Regal gegriffen, als ich uns beide darauf erkannte. "Das war von unserem erster gemeinsamer Urlaub, als ich vom Entertainment frei bekommen hatte." Erklärte mir der Schwarzhaarige und ich betrachtete mich in dem Bilderrahmen. Ich hatte einen hellen Strohhut auf, eine kleine runde Sonnenbrille und hielt lachend die sonst vom Wind weggeweht werde Kopfbedeckung fest. Neben mir stand der Thailänder, ebenso mit einer kleinen schwarzen Sonnenbrille. Seine Haar waren nach hinten gelegt, wahrscheinlich wegen dem Wind. Sein rechter Arm war um meine Schulter gelegt, während die andere ausgestreckt war und vermutlich gerade das Foto aufnahm. Im Hintergrund erkannte man den hellen Strand und das klare Türkisfarbene Meer. "Wo waren wir?" Entfloh es mir verträumt und er betrachtete mich, was ich im Augenwinkel bemerkte. "Wir waren in Griechenland, auf Rhodos. Du hattest mich überredet, da du unbedingt diese römische Statue sehen wolltest." Ich legte mein Kopf zur Seite und lächelte bei dem Anblick von dem Bild. "Der Koloss von Rhodos." Lachte ich lächelnd und stellte den Holzrahmen zurück an seinen vorherigen Platz. Ich wollte es ihm nicht direkt sagen, da ich nicht wusste wie ich genau mit der Situation gerade umgehen sollte. Doch, wir sahen glücklich aus, sehr sogar.

"Wann war das?" Fragte ich verwirrt und deutete auf ein Foto von Ten. Er stand vor einem Pool, trug eine schwarze Kette, eine runde Brille welche ihn womöglich etwas lächerlich aussehen ließ und hielt ein Piece Zeichen in die Kamera. Er sah gesund aus. "Vor zwei Jahren. Da waren wir, zusammen mit einigen von den anderen in einem Ferienhaus in Thailand." Ich trat näher heran und biss mir auf meine Unterlippe. "Ist etwas?" Kam es von dem älteren und ich entfernte mich wieder. Ich belächelte seine vorherige Frage und schüttelte nur ab. "Wer von den anderen?" Lenkte ich schnell ab. Es war komisch, doch der Hintergrund des Fotos, er kam mir bekannt vor. Wie verschwommene Puzzleteile jagten sie für einen Moment durch meinen Kopf, aber ich wollte es Ten noch nicht sagen. Vorerst erstmal nicht, er sollte sich keine unnötigen Gedanken machen. Er machte schon so einen besorgten Eindruck um mich, da wollte ich ihn nicht noch verstreuter machen. "Dabei waren Johnny, Jaehyun, Kun, Jungwoo, Lucas und Taeyong Hyung." Ich nickte, selbst wenn mir die ganzen Namen nichts weiter sagten. "Du, teilst dir das Haus?" Sein Kopf drehte sich von dem Foto weg und er folgte mir, da ich musternd durch die Räume schlenderte. "Ja, mit den Anderen." Ich nickte während ich meine Arme auf meinem Rücken verschränkt hatte und in die Zimmer hinein sah. "Und diese 'Anderen' sind wer?" Wollte ich genauer wissen, doch die darauffolgende Antwort erhellt diese dunkle Leere in meinem Kopf nicht gerade wirklich. "Die Member von NCT U." Ich verharrte im Gang, drehte mich zu ihm um und machte Ten klar, dass seine Worte mich nicht weiter brachten, jedenfalls nicht in diesem Kontext. Er griff nach meiner Hand und zog mich mit in das vermutliche Wohnzimmer hinein. Er führte mich zur Couch hinüber, setzte sich und zog mich sanft auf den Platz neben sich hin. "Ich glaube, es wäre wohl einfacher dir zuerst zu erklären, wie genau das System der Gruppe, in welcher ich interagiere, aufgebaut ist und wie es funktioniert." Zustimmend nickte ich und drehte mich ihm zu.

"Also zunächst einmal heißt unsere Band NCT, was für Neo Culture Technology steht. Die Gruppe steht bei SM Entertainments unter Vertrag und ist bislang in fünf verschiedene 'Unter-Gruppen', oder auch 'Units' genannt, aufgeteilt. NCT U, NCT 127, NCT DREAM, NCT im allgemeinen und NCT 2018. Das besondere bei NCT 2018 ist, dass sich der Name mit jedem weiteren Jahreswechsel mit-ändert. Jede Gruppe steht für eine andere Region und vertritt meist ein bestimmtes Statement, beispielsweise steht DREAM für die jüngere Generation. Jeder Member kann interaktiv zwischen den Gruppen getauscht werden und/oder sie verlassen. Wir haben bislang Mitglieder aus Japan, China, selbstverständlich Korea, Thailand und den United States." Ich versuchte seinen Worten so gut es ging zu folgen und alles zu verstehen. Es war ein einleuchtendes dennoch verwirrendes Konzept welches sich dort doch tatsächlich SM ausgesucht und ausgedacht hatte. "Wie viele seid ihr inzwischen bei NCT?" Wollte ich wissen, hob meine Beine auf das Sofa und setzte mich im Schneidersitz gegenüber von dem Schwarzhaarigen hin. Er fuhr sich mit einer Hand in den Nacken und schnalzte kurz mit seiner Zunge auf. "Also bislang sind wir genau 18 Member." Er ließ seine Hand wieder sinken und zu seiner anderen gleiten. Dort drehte er noch immer leicht nervös an dem silbernen Ring um seinem Daumen. "Was ist mit der Aufteilung, schlafen etwa alle Jungs zusammen hier?" Hackte ich etwas bettelnd nach, dass es dem nicht entsprach, was Ten jedoch schnell mit seinen Fingern verneinte. "Nein, oh Gott, nein. Ich liebe meine Hyungs, aber nein, bloß nicht." Lachte er abwinkend mit seinen Händen und ich begann zu Lächeln an. "U, 127 und DREAM haben alle ein eigenen Dorm." Ich verschränkte meine Hände miteinander und spitzte meine Lippen. Du warst in..?" Erneut ertönte das Lachen meines Gegenübers und ich nickte beschämt. "In NCT U, wir teilen uns den Dorm zu sechst-.." Weiter kam der Thailänder nicht, da plötzlich Gelächter aus dem Flur hinter uns zu vernehmen war. Ein größerer Junge, mit blond gefärbten Haaren betrat als erster den Raum und musterte zunächst die schwarze Tasche, welche Ten achtlos in den Weg gestellt hatte. Danach drehte sich sein Kopf und er blieb schlussendlich an uns beiden hängen, wobei mich jedoch das Gefühl überkam, dass er einschließlich meine Wenigkeit geschockt ansah. "Neami du bist wieder da!" Er kam vor Freude strahlend auf uns zu. "Ihr seid beide wieder da!" Meinte er beim zweiten Mal, als er mich umarmte.

Komplett überfordert versteinerte ich, meine Muskeln spannten sich an und mein Mund blieb geschlossen. Ten musterte mich panisch und riss den jungen Mann von mir weg. Schnell drückte ich mich an die Rückenlehne des Sofas, zog meine Beine an meinen Körper und umschlang sie mit meinen Armen. Der Raum wurde voller nachdem weitere vier Person in das Wohnzimmer kamen. Sie alle schauten zu mir und dem Thai-Jungen, was mich immer weiter beunruhigte. "Neami!" Kam es von einigen und mein Atem setzte vor Angst aus. Ich kannte sie alle nicht, doch sie taten es und das ließ mich so in Panik verfallen. "Jungs, bitte." Kam es flehend von Ten doch sie übertönten ihn. "Wie geht es dir?" Kam es von einer lieblichen Stimme und ich schaute zu einem recht jugendlich aussehenden Jungen hinauf. Vermutlich war ich älter als er, doch genau wissen konnte ich es nicht. "Lasst sie in Ruhe!" Alle hielten, nach den lauten Worten von Ten, Inne und auch ich blickte zu ihm hinüber. Ich schloss verzweifelt meine Augen und drückte für einen Moment lang meine Stirn auf meine herangezogenen Knie, bevor ich mich erhob. "Ich müsste mal ins Bad," murmelte ich eingeschüchtert zu Ten hinüber und er nickte. "Klar, den Gang entlang letzte Tür rechts." Erklärte er und beim schnellen verlassen des Raumes vernahm ich jemanden sagen hören, weshalb er mir denn den Weg erklärt hatte, ich würde ihn doch kennen. Alles zog mich weiter runter und ich stemmte meine Hände auf dem Waschbecken ab. Langsam aufschauend starrte ich fasziniert meinen Körper an. Ich drehte mich zur Seite und fuhr meine Figur einige Male ungläubig auf und ab. Ich hatte Verbände, an Armen, meiner Hand, Schulter und ich spürte auch einen an meinem rechten Fuß. Ich war dünn geworden, erstaunlich dünn, doch ich hatte noch immer Po und Oberweite. Seit wann waren meine Haar so kurz? Sie gingen mir zuletzt doch fast zu meiner Taille und jetzt nur mehr gerade so über meine Schultern? Wann hatte ich mich dazu entschieden sie abzuschneiden? In meinem Kopf hatte ich mich noch als Jugendliche eingespeichert, eine gerade erwachsen werdende und heranreifende junge Frau. Doch das war ich nicht mehr. Aus dem 17 jährigen Mädchen aus meinem Gedächtnis, war eine 21 Jahre junge Frau geworden. "Du schaffst das," redete ich mir selbst ein, ließ von meiner Silhouette im Spiegel ab und führte meine Hand zurück an die Türklinke. Ich drehte mich schnell um und wusch wie verrückt meine Hände unter kaltem Wasser ab. Rasch zog, nein, riss ich schon fast das rote Handtuch von seinem Halter und trocknete meine Finger. Kopfschüttelnd und einsehend, dass Verstecken nichts bringen würde, hang ich das Tuch wieder zurück an seinen Platz und trat aus dem Raum heraus.

Händeknetend betrat ich wieder das Wohnzimmer, in welchem eine beklemmende Stimmung herrschte. Einige der Fremden Jungs hatten sich hingesetzt oder lehnten einfach nur ins Nichts starrend an einigen Möbeln. Der große Junge von vorhin bemerkte mich als erster, stand von der Couch auf und kam ganz langsam auf mich zu. Ich blieb stehen. "Neami, es tut mir ja so leid. Ich konnte ja nicht wissen, dass.." Er brach ab und lächelte mir aufmunternd, dennoch bemitleidenswert, zu. Neben ihm gesellte sich ein rothaariger, ebenso großer und um ein vielfaches dünnerer Junge hin. Sein Gesicht hatte die selbe Miene und fassungslos schaute ich um sie herum zu Ten. "Du hast es ihnen erzählt?" Hauchte ich sprachlos und er blickte auf, da sein Kopf zuvor dem Boden entgegen gesenkt war. "Ja, sie mussten-.." Ich schüttelte mein Kopf, näherte mich mit schnellen Schritten dem Thailänder und rempelte dabei den rothaarigen an seiner Schulter an. "Nein! Sie mussten nichts! Du verstehst mich doch garnicht! Ich kenne sie nicht, egal wie oft du das behauptest, ich kenne sie einfach nicht, ich weiß nicht, wer sie sind! Du denkst alles wird wieder normal, doch das wird es nicht! Weder kann ich mich an Griechenland erinnern, weder an Thailand, diese Jungs hier und auch nicht an dich. Ich kenne keinen Ten." Ich stand erneut mit rötlichen Augen vor ihm, er sagte nichts. Er drehte seinen Kopf von mir weg, vermied Augenkontakt und spannte seinen Kiefer an. Doch als sich meine blinde Wut gelegt hatte, bemerkte ich erst, was ich ihm doch gerade an den Kopf geworfen hatte. Ich ließ meinen Frust an ihm aus, er wollte mir doch keinen Schaden zuführen. Ich packte mit meiner rechten Hand um den Verband an meinem linken Oberarm und näherte mich langsam mit diesem der Schulter des älteren, doch er schlug sie weg. "Du hast Recht." Ich hob verzweifelt meine Hände. "Nein-.." Er drehte sich verneinend zu mir. "Doch, ich bin leichtsinnig. Wie konnte ich nur glauben, dass alles wieder so werden könnte wie früher? Ich bin ein Narr. Verzeih mir Neami." Ich griff nach seinem wild rumfuchtelnden Arm, brachte seine aufgebrachte Haltung dazu sich auf mich zu konzentrieren und ließ meine Hand zu seiner fahren. Ich sagte nichts, hielt einfach seine Hand und schaute ihn an. "Stell mir die Anderen vor, ja?" Mein Gegenüber nickte dankend und lief zu den Anderen hin, welche sich hinter uns versammelt hatten.

Die Augen des rothaarigen lagen intensiv auf mir.

..Fortsetzung folgt..


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⁰⁶ TRY AGAIN | tenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt