OUTCAST

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"Warte." Ten stoppte an der Klinke und drehte sich zu mir um. Ich fing schneller an zu atmen, spürte wie mein Herz gegen meine Brust pochte. Mir wurde übel und ich wusste nicht mehr, weshalb ich damals den Thai-Jungen darum gebeten hatte, mir seine Band Mitglieder vorzustellen. "Alles gut." Er umarmte mich und streichelte mir behutsam über meinen Rücken als er bemerkte, wie ich anfing zu zittern. "Nein." Ich stieß mich leicht von ihm weg und nickte. "Ich muss das tun." Ten neigte seinen Kopf zur Seite und schüttelte ihn ganz langsam. "Du musst das nicht, noch nicht. Aber du willst es tun oder siehst es als deine Pflicht, weshalb ich dir da auch nicht reinreden werde." Er drehte sich wieder der Tür zu und ich stellte mich langsam hinter ihn. "Woher weißt du, dass du mich nicht umstimmen könntest?" Der Junge vor mir lachte leicht auf und seine Schulter wippte auf und ab. "Das konnte ich noch nie, manche Dinge ändern sich wohl nie." Die Tür vor uns wurde aufgedrückte und ich sah eine enorme Anzahl an tanzenden Jungs. Ten deutete mir an leise zu bleiben, ihm zu folgen und dies tat ich auch. Er hatte nach meiner Hand gegriffen und zog mich im Schatten des dunkeln Raumes an der Wand entlang. Ich versteckte mich zur Hälfte hinter dem Thailänder und betrachtete die Gruppe. Alle waren Schwarz oder jedenfalls dunkel gekleidet. Der Song war laut, wirkte auf mich mehr wie ein Intro und schien von Sekunde zu Sekunde einen anderen Refrain zu bekommen. "Welche Gruppe ist das?" Flüsterte ich an den Hinterkopf des Jungen vor mir und er drehte seinen Kopf leicht zu mir. "Alle." Ich nickte verständlich während ich mich wieder zurück lehnte und ausatmete. Es war ganz NCT, den Thailänder mal außen vor. Von dem Spiegel, und den fast schon perfekt synchron Tanzenden, ablassend, wandte ich meinen Blick unauffällig auf Ten. Er strahlte, wirkte verträumt oder vielmehr stolz, stolz auf seine Gruppe. Auf seine Hyungs. Ein bezaubernder Anblick, welcher mich lächeln ließ.

"Ist was?" Ich blinzelte einige Male als ich die belustigte Miene des Schwarzhaarigen auf mir liegen sah, als er mich aus meinen Gedanken holte. "Ich bin nervös." Meinte ich und durch den plötzlich zunehmenden Druck um meine Hand und erst dann fiel mir auf, dass unsere Hände noch immer ineinander verschränkt waren. "Wissen sie es?" Fragte ich kaum hörbar, doch er verstand. "Würdest du mich schlagen, wenn ich behaupten würde, dass sie es täten?" Entgegnete er mir und ich zog abwartend eine Augenbraue hoch. "Hatte ich eine andere Wahl?" Gestand er wehmütig und ich kniff ihm fest in den Oberarm, weshalb er sein Gesicht verzog. Sie wussten es, sie wussten bescheid. Sie wussten von meiner Amnesie. Ich zog meine Hand aus seiner, hob mein Blick und die Musik stoppte plötzlich. "Das war schon gut, aber beim nächsten Mal; Jisung, achte auf deine Position! Und Taeil, du bist noch zu nahe an Johnny dran, aber bei der Drehung zu weit weg von Doyoung!" Rief ein, meines Erachtens nach, jünger aussehender Braunhaariger schnaubend durch die Menge. "Jungs?" Alle drehten überrascht ihre roten und vor Schweiß glänzenden Köpfe in die Richtung von Ten's Stimme und ich erstarrte. "Huh? Seid wann bist du schon hier?" Kam es von dem Braunhaarigen von zuvor und der Junge vor mir lachte. "Wer ist das Hyung?" Kam es von einem Schwarzhaarigen, ebenso jugendlich erscheinenden Jungen. "Jungs.." Meinte mein Begleiter, schaute zu mir hin, trat zur Seite und ich machte einen Schritt vor. "Neami..du bist hier." Kam es geschockt von einem Rothaarigen und ein entsetzenserregender Ausdruck stand ihnen allen ins Gesicht geschrieben. Ich schluckte schwer, und verbeugte mich kurz vor ihnen. "Hallo." Hauchte ich durch den nun stillen Raum. Alle schwiegen. Durch die sich aufbauende unangenehme Stille, wurde ich um so nervöser, senkte meinen Kopf langsam und presste meine Lippen aufeinander. Ich fühlte mich wie an den Pranger gestellt, alle sahen mich an, alle durchbohrten sie mich mit ihren Blicken und ich kam nicht vom Fleck. Sollte ich..? Im Augenwinkel glitten meine Pupillen auf die Tür hinter uns zurück, aus welcher ich hätte fliehen- und so dieser Situation entkommen- können. Doch Flucht war keine Lösung, sowie Weinen mich das letzte Mal auch nicht weiter brachte. Ich merkte wie meine Lippe anfing zu zittern, einen Augenblick weit noch entfernt von einem Beben. Woraufhin ich es aussprach. "Ten..?" Flüsterte ich ganz leise, drehte mich hilfesuchend dem Jungen hinter mir zu und, obwohl er nur einige Meter von mir entfernt stand, rannte er schon beinahe auf mich zu.

⁰⁶ TRY AGAIN | tenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt