GEMSTONE KT°

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Ich vermutete mal, dass wenn ich nicht so erschöpft gewesen wäre, dass ich in meiner ersten Nacht in diesem Haus gar kein Auge zu bekommen hätte. Ich wollte sie nicht als Albträume bezeichnen, doch immer wieder tauchten Bilder vor meinem inneren Auge auf, welche ich jedoch kannte. Anfangs Bilder von meiner Familie, dann die, welche mir Ten am vorherigen Tag gezeigt hatte und schließlich ging mein Kopf sämtliche Namen der mir neuen Bekanntschaften durch. Ich war eindeutig ein Mensch der zu viel Zeit mit nachdenken verbrachte. Solange bis einem letztlich der Kopf weh tat, weshalb ich beschloss aufzustehen und in die Küche zu gehen. Langsam schritt ich hinaus und betrachtete das Haus. Wie wohl die Anderen wohnten? Wäre es zu naheliegend von mir gedacht gewesen, wenn ich von einer ähnlichen oder fast schon identischen Unterkunft der anderen Units ausging? Ich tat es schon wieder, ich zerbrach mir den Kopf über unnütze Dinge. Die Küche grenzte offen am Flur an, ohne Tür, ohne Schutz. Die Anderen schienen noch zu schlafen, weshalb ich langsamer und leider meinen Weg zum Wasserhahn fortsetzte. Ich füllte mir ein Glas auf und suchte Schrank um Schrank nach einer Aspirin Tablette ab. "Was machst du da?" Kam es plötzlich von einer tiefen kratzigen Stimme hinter mir und ich schreckte zusammen, weshalb ich ein Viertel meines Inhaltes auf dem Boden verlor. Sofort ging das Licht im Raum an und ich schaute zu einem müden und verschlafen aussehenden Ten hinüber, welcher seine Hand noch am Lichtschalter gelegt hatte. "Neami?" Erneut erklang seine raue Stimme, welche mir eine ungewohnte Gänsehaut verlieh. Seine zusammengezogenen Augen fuhren an mir hinunter und blieben an der Pfütze um meinen Füßen stehen. "Hast du was gesucht?" Fragte er als er auf mich zukam und mir das Glas aus der Hand griff, welches er auf der Spüle abstellte. "Ich..ich.." Stotterte ich ihn musternd, als er noch immer verschlafen an mir vorbei taumelte und aus einem Schrank ein Lappen raus kramte. "Kannst du vielleicht zur Seite treten?" Meinte er und ich verschluckte meine abgehakten Worte von eben. Ich machte einen Schritt zur Seite und beobachtete den Jungen dabei wie er gerade dabei war sich zu bücken um die durch mich verursachte Pfütze zu beseitigen. Wieder bei Sinnen ließ ich von ihm ab und riss ihm den grünen Lappen aus seinen Fingern. Schläfrig stellte er sich wieder aufrecht hin und sah meiner Wenigkeit beim hinknien zu. "Ich hatte nur eine Kopfschmerztablette gesucht, tut mir leid, dass ich dich geweckt habe." Erklärte ich mich hektisch und ich sah im Augenwinkel wie der Thailänder von mir wegtrat.

Im Hintergrund erklang Geknister, womit ich mich aber nur wenig beschäftigte, da ich zu sehr auf das Beseitigen des Wassers konzentriert war. "Wo soll-..Ten?" Verwundert schaute ich mich in der Küche um, als ich nach dem genauen Platz des Lappens fragen wollte, doch ich war auf einmal allein. Hatte er sich wieder hingelegt? Verübeln konnte ich es ihm nicht, er sah wirklich erschöpft aus und zudem hatte ich ihn auch noch geweckt. Anscheinend gehörte er nicht zu der Sorte Morgenmensch. Dezent belustigt drehte ich mich wieder um und betrachtete, zu meinem Erstaunen, eine kleine weiße Tablette neben meinem Glas Wasser stehen. "Hatte er..?" Kopfschüttelnd griff ich nach dem Wasser und dem Medikament. Mein Blick fiel auf die Wanduhr, die mir acht Uhr anzeigte. Ich stellte das Glas in die Spüle, tapste leise, um den Thai Jungen nicht erneut zu wecken, zu einem der Zimmer der Anderen. "Jaehyun?" Flüsterte ich leise gegen die Tür des Blondhaarigen, dessen Zimmermitbewohner mir bislang unbekannt war. Aber als ich in den Raum hineinsah sollte es mir weiterhin ein Rätsel bleiben, da beide nicht anwesend waren. Stirnrunzelnd schloss ich ganz leise wieder die Tür und machte mich auf Jungwoo's Zimmer zu, doch auch Seins war leer und bei dem letzten war es nicht anders. Anscheinend war ich mit dem Thailänder allein im Dorm, komisch. Ich suchte mir eine schwarze Jeans aus meinen Sachen heraus, einen grauen Hoodie und Unterwäsche bevor ich mich dann selbst aufmachte, das Badezimmer zu suchen. Als ich es schlussendlich fand, musste ich feststellen, dass es unerwartet klein für ein sechsköpfigen Haushalt war. Links war direkt die Dusche, neben ihr eine Waschmaschine, woran direkt die Toilette anschloss. Wenn man die Tür wieder schloss, befand sich dahinter ein Doppelwaschbecken. Ich legte meine Sachen auf der Waschmaschine ab, zog mich aus, betrachtete meine Verbände und zu meinem Überraschen, eine alarmierend große Anzahl an Flecken. Von Blau, Grün bis hin zu Lila und Gelb war alles dabei. Größtenteils an meinem Rücken. Was war das eigentlich genau für eine Art von Autounfall? Nur von der Straße abgekommen? Geisterfahrer? Oder doch ein absichtlich gezielter und gewollter Crash? Nicht weiter ins Detail gehend stellte ich mich unter die Dusche, zog den Vorhang zu und begann damit mich zu säubern.

⁰⁶ TRY AGAIN | tenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt