<Ab dem Zeitpunkt an dem mein Vater aus meinem Zimmer ging, wurde alles nurnoch schlimmer. Wir besuchten meine Mutter fast täglich, allerdings konnte man sehen, dass es ihr von Tag zu Tag schlechter ging. Zwischendurch gab es auch gute Tage, die wurden aber auch immer seltener. Auch mein Vater veränderte sich. Er kam manchmal erst mitten in der Nacht nach Hause und konnte oft schon gar nicht mehr richtig laufen. das waren die Tage, an denen wir nicht bei meiner Mutter waren. Wenn ich ihn fragte, wo er war oder was er gemacht hat, antwortete er mir entweder gar nicht oder schrie mich an , ich solle in mein zimmer gehen und es gehe mich rein gar nichts an. Das ging mehrere Monate so. Ich dachte es würde nicht mehr schlimmer gehen. Man muss bedenken, dass alleine die Tatsache zu wissen, dass seine Mutter sterben wird, für ein 10jähriges Kind schon viel zu ertragen ist. Wenn deine eigene Mutter sich dann aber nicht mehr an dich erinnern kann, ist das noch mal was ganz anderes. Und ein Vater der dir nicht mal mehr Unterstützung oder Liebe in so einer Situation gibt, sondern lieber mehrere Tage in der Woche einfach verschwindet und ansonsten auch nicht ansprechbar ist, während du täglich stundenlang in deinem Bett liegst und nur weinst, macht es auch nicht besser.
Gegessen habe ich in der Zeit auch nur wenig, da mein Vater vielleicht ein mal im Monat etwas zu essen mitgebracht hat. Und dann meist auch nicht mehr als nur Instant-Nudeln. Da meine Mutter kurz nach mir auch meinen Vater nicht mehr erkannte, wurden unsere Besuche auch immer weniger, da er ab da wirklich so gut wie nie zu Hause war. Das sein gerade mal 10jähriger Sohn dabei komplett alleine und fast am verhungern war, interessierte ihn recht wenig.
Nach einem weiteren Monat, kam er dann einfach kurz in mein Zimmer, sagte immernoch total betrunken "Deine Mutter ist vor ner Stunde gestorben" und ging wieder. Er ließ mich damit einfach alleine. Ich habe zunächst gar nicht verstanden was er von mir wollte. Meine Mutter.. tot. Und ich konnte mich nicht mal verabschieden. Ich merkte garnicht wie mein Gesicht immer nasser wurde. Ich weinte ununterbrochen und habe so laut geschrien, dass die Nachbarn auf der anderen Straßenseite es warscheinlich auch noch gehört haben. Das hat meinem Vater allerdings anscheinend auch nicht interessiert. Ich war ihm egal.
3 Monate später
Ich war schon seit bestimmt einem halben Jahr nicht mehr in der Schule. Auch meine Freunde haben es aufgegeben, da ich sie immer abgewiesen habe und es auch schon dazu kam, dass ich sie angeschrien habe. Es haben mich einfach alle alleine gelassen. Mein Vater, meine Freunde und irgendwie auch meine Mutter. Ich weiß zwar das sie nichts dafür kann, aber sie hat mich dennoch verlassen. Teilweise bin ich zwar auch selber Schuld, aber ich habe jetzt einfach nicht die Kraft etwas mit anderen zu machen. Ich will einfach nur alleine sein. Sie können mir eh nicht helfen. Sie können nicht verstehen wie es ist seine Mutter zu verlieren und einen Vater zu haben der seit mehreren Monaten nie zu Hause ist und dem du egal bist. Aber egal. Ich kann nicht ewig zu Hause bleiben. Ich werde heute in die Schule gehen. Ich werde mich zwar nicht konzentrieren können, aber so bin ich wenigstens nicht komplett von der Welt ausgeschlossen.
Als ich in die Schule ging, bemerkte mich erst keiner. Was auch ganz gut war. Jedoch waren alle plötzlich ganz ruhig als ich in die Klasse ging. Erst guckten sie nur, aber dann fingen sie auch noch an zu tuscheln. Ich hasse es. Als würde man sich nicht schon scheiße genug fühlen, nein dann müssen die auch noch alle über dich reden und urteilen. Ich guckte dann einfach genervt auf den Boden und ging auf meinen Platz. Zum Glück saß ich in der letzten Reihe, so kann mich keiner die ganze Zeit von hinten angucken. Und ich muss nicht aufpassen. Könnte ich eh nicht, auch wenn ich es wollen würde. Als die Lehrerin rein kam sah sie mich natürlich direkt. Sie zog erst stark die Luft ein, tat dann aber so als wäre nichts und begann ein mit dem Unterricht. Um ehrlich zu sein, hätte sie nichts besseres in diesem Moment machen können. Ich war ihr einfach unendlich dankbar. Ich hätte noch mehr Aufmersamkeit einfach nicht ertragen.
In der Schule ist dann nichts weiteres mehr passiert, außer das so gut wie die ganze Schule mich angeguckt hat und über mich geredet hat. Als ich nach Hause kam, schmiss ich meine Sachen einfach in irgendeine Ecke. Ich war ja warscheinlich eh alleine, also warum sollte es jemanden kümmern. Ich ging direkt in die Küche und guckte ob wir noch was zu essen haben. Da ich wie gewöhnlich nichts anderes als Nudeln zur Auswahl hatte, machte ich Wasser warm und schüttete es dazu. Während der Wartezeit ging ich dann Richtung Wohnzimmer um schon mal den Fernseher an zu machen. Auf das was mich dort erwartete war ich jedoch nicht vorbereitet. Es war mein Vater. Ich fing sofort an zu weinen. Das kann doch nicht sein. Warum erst meine Mutter und dann auch noch mein Vater. Ich bin auf meine Aber nicht einfach nur betrunken wie sonst. Viel schlimmer. Er war tot. Er hat sich umgebracht. Woher ich das weiß? Er hängt an einem Seil, welches an unserer Lampe geknotet ist. Ich habe keine Familie mehr. Mein Vater war zwar seit Monaten schon nicht mehr da für mich, aber er war immer noch mein Vater. Wenn man an die zeit davor denkt... er war einfach der beste Vater den man sich vorstellen konnte. Und jetzt ist er tot. ich habe die zwei wichtigsten menschen in meinem Leben verloren und das in weniger als einem Jahr. Als mir dann auch noch bewusst wurde, dass ich jetzt komplett auf mich allein gestellt bin, war es vorbei. Ich fing wieder an zu schreien. Anscheinend habe ich es etwas übertrieben, denn nach einiger Zeit sah ich plötzlich nur noch schwarz. Ich bin ohnmächtig geworden.
Als ich wieder wach wurde, lag ich in einem Bett. Der Raum in dem ich mich befand, war sehr hell, weshalb ich anfangs nicht mal meine Augen öffnen konnte. Nachdem ich mich an die Helligkeit gewöhnt hatte, guckte ich mich ein wenig um. Ich war in einem Krankenhaus. Aber wie bin ich hierhin gekommen? Viel Zeit zum nachdenken hatte ich nicht, da ich sofort meine Tante mit weit aufgerissenen Augen vor mir sah. Sie ließ ihr Buch fallen und umarmte mich direkt. Ich wusste erst gar nicht was los ist, bis mir wieder eingefallen ist, warum ich überhaupt hier bin. Ich fing wieder an zu weinen, aber dieses mal leise. Nach einiger Zeit löste sie sich dann von mir und fing an zu sprechen.
"Jungkook.. wie du warscheinlich schon weißt, ist dein Vater jetzt auch tot. das heißt, dass du kein lebendes Elternteil mehr hast. Da deine Mutter mich aber darum gebeten hat, dich bei mir aufzunehmen, wenn irgendwas passiert, wirst du ab sofort bei mir wohnen. Ich kann verstehen, dass du es nicht einfach finden wirst in eine komplett andere Stadt zu ziehen, aber ich denke ein Neuanfang wäre gar nicht mal so schlecht nach all dem was hier passiert ist. Ist das ok für dich?"
Ich nickte nur, da ich gerade nicht in der Lage war zu sprechen. Es ist einfach zu viel was in letzter Zeit schon passiert ist. Vor einem Jahr war ich noch ein vollkommen glückliches Kind mit Mutter UND Vater. Und jetzt bin ich Teil einer kaputten Familie ohne Eltern und ohne Freunde. Kann man noch mehr Pech haben?>
Um die Frage zu beantworten, ja kann man.
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Memories | Taekook
Fiksi PenggemarJungkook war schon immer eher der Außenseiter. Seit dem Tod seiner Eltern ist das jedoch noch schlimmer geworden. Er zog sich immer mehr zurück und spielte schon länger mit dem Gedanken sich einfach von dem unglaublichen Schmerz, dem seine Eltern ih...