79. Kapitel

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Immer wieder spüre ich seinen Blick auf mir und meine Lippen formen sich zu einem Lächeln, solch ein Lächeln kann nur Harry auslösen, er ist der Grund warum ich glücklich bin, warum ich jetzt positiv in unsere Zukunft blicke. Er hat mir in diesen Monaten so krass geholfen und ich hoffe einfach, dass wir ein Leben lang zusammen bleiben, für immer.
Harry macht mich zur glücklichsten Person auf der Welt und ich weiss nicht wie ich ihm danken soll. Er meint, wenn ich glücklich bin, ist er es auch.

Ich spüre seine grossen Hände an meinem Rücken die langsam hinauf zu meinem Hals gleiten und wieder runter. Immer noch den Rücken ihm zugewendet lächle ich und er küsst meine Nacken, sanft dreht er mich zu ihm um und ich kann mich selbst nicht zurückhalten, die Lust dazu ihn zu küssen, ist zu gross, ich will seine Lippen auf meinen spüren. Ich presse meine Lippen auf seine und stürze mich auf ihn, doch diesmal ist er derjenige, der mich zurückweist.

Seufzend drehe ich mich wieder um zu der Kartonschachtel und blicke rein, ein Fotoalbum fängt meinen Blick ein, was ich dann sofort rausnehme, auf meinen Schoss lege und die erste Seite aufschlage.

Name: Amelia Fanc

Geboren: 3. April 1997 um 17:04 Uhr

Geburtsort: Doncaster

Haarfarbe: Braun

Augenfarbe: Blau

Seufzend sehe ich das Ultraschallbild an und streiche mit meiner rechten Hand langsam darüber. Wie schnell die Zeit vergeht, ich war selbst ein Baby vor kurzer Zeit und jetzt? Jetzt bekomme ich selbst eines, ich hätte nie ein Kind mit siebzehn gewollt und jetzt kommt es bald, ich wünschte mir, dass ich die Zeit zurück drehen könnte, dass ich wieder klein bin, dass ich ein Neuanfang machen könnte, mich von Anfang an wehren oder der Grund fürs Mobbing meiden. Ich wollte nie, dass alles so endet.
Ich hätte nie gedacht, dass ein Mensch so kaputt und tot sein kann, so selbstzweifelnd, doch ich habe es am eigenen Leib erfahren und ich möchte eine solch eine Zeit nie mehr erleben. Ich wünsche niemandem so etwas, wie mir passiert ist.

,,An was denkst du?", flüstert Harry, der plötzlich neben mir sitzt.

Lächelnd schüttle ich den Kopf und sehe ihn an. Wie konnte so viel Hass in einem Menschen sein? Er hatte einen Hass auf andere, auf mich, und ich.. ich hatte einen Hass auf mich selbst. Das schlimmste ist, ich habe es so gut wie nie eingesehen, mir war es egal, dass ich so kaputt war. Mich störte es nicht, dass ich an mir selbst und den anderen kaputt ging.

Ich sehe von Harry wieder weg und blättere eine Seite weiter, ein Bild von mir, wo ich im Spital lag, Schläuche waren an mir angemacht und neben dran hatte es einen Apparat, doch ich kann mir selbst nicht erklären was es ist. Ich versuche zurückzudenken, doch so weit kann sich kein Mensch zurückerinnern. Ich versuche mich an Gespräche zurück zu erinnern und schon hatte ich die Antwort, ich hatte eine Lungenentzündung und eine Blutvergiftung, wäre beinahe daran gestorben, doch die Ärzte haben mein Leben gerettet. Wenn ich vor sieben Monaten das Fotobuch in die Hände bekommen hätte, hätte ich angefangen zu heulen und gewünscht, dass ich wirklich daran erlegen wäre, doch jetzt seh ich es mit anderen Augen.

Harry blättert weiter, weitere Bilder von mir und von einem Jungen, was aber nicht James, mein Bruder, ist. Ich schiebe meine Nerdbrille zurecht und schaue es genauer an. ,,Harry?", frage ich und erschrecke mich selbst an meiner Stimme.

,,Das bin ich? Das, das Bild hab ich auch.", nuschelt Harry und zeigt auf das Bild, wo wir beide nebeneinander auf einem grauen Sofa sitzen, wir beide sind am Lachen. Wie alt waren wir da? Vielleicht vier?

Ich blättere weiter und sehe mehr Bilder von Harry und von mir, doch dann ersetzte Luke ihn auf den Bildern, auch James war auch vereinzelt drauf.

,,Harry?", frage ich und schliesse gleichzeitig das Album.

,,Hm?"

,,Wieso bist du auf so vielen Bildern drauf? Ich. Ich wusste gar nicht, dass wir uns schon so lange kennen?"

,,Wusste ich auch nicht.", langsam steht er auf und geht zum Fenster hin.
Verwirrt öffne ich das Album wieder auf einer beliebigen Seite und erschrecke mich, dass ich es sofort wieder zurück in den Karton schmeisse und aufstehe.

Verzweifelt verlasse ich mein Zimmer und gehe nach unten, wo das Haustelefon steht. Nachdenklich sehe ich es an.

Harry Styles P.O.V

Eigenartig war es schon, dass ich in ihrem Fotoalbum so viel zusehen war und dann plötzlich nicht mehr. Man hätte uns wenigstens etwas sagen können, dass wir uns schon lange kennen oder mein Vater oder Gemma hätte sie erkannt, doch das war nicht der Fall. Sie kannten sie nicht, oder haben sie es vorgespielt?

,,Amy?", frage ich und drehe mich um, sofort renne ich aus dem Zimmer ,,Amelia?", wieder nichts.

,,Hallo?", höre ich sie plötzlich ,,Amelia Fanc, genau."

Ich renne die Treppe hinunter und sehe sie sofort, wie sie auf dem Boden sitzt und gegen die Wand angelehnt ist, ihr Blick trifft meinen, doch sofort senkt sie ihn wieder.

,,Sie bringen ihn vorbei? Das ist sehr nett, danke." ,,Zehn Minuten, okay, ja das geht in Ordnung. Danke. Aufwiderhören.", sie legt das Telefon neben sich und lässt ihrem Kopf nach hinten fallen so dass er an der Wand angelehnt ist, ihr Blick immer noch auf mir. ,,Kannst du Des anrufen?", nuschelt sie und ich nicke verwirrt.

Nach dem Telefonat mit meinem Dad, gehe ich in die Hocke vor Amelia, die mich mit einem ausdruckslosen Blick ansieht.

,,Geht's dir gut?"

,,Alles super.", sie zwingt sich zu einem Lächeln. ,,Ich hole schnell was.", meint sie.

20 Minuten später

James sitzt neben mir auf dem Sofa.

Wir hören wie die Haustüre aufgeht und Amelia steht sofort auf und geht meinen Dad los, als sie ihn sieht. ,,Bist du eigentlich komplett behindert oder tust du nur so?!", brüllt sie ihn an ,,Wie hast du, so etwas verheimlichen können! Hast du ernsthaft das Gefühl ich bin blind?!"

Dad sieht sie verwirrt an, worauf sie etwas aus ihrer Hosentasche rausnimmt und ihm hin hält ,,Sag mir was du da siehst!", schreit sie, worauf James anfängt zu weinen.

Ich lege meinen Arm um James und blicke wieder zu Dad, der den Zettel oder so ansieht, er sieht völlig fertig aus.

,,Es gibt etwas, was ihr nicht wisst.", schluckt er und deutet Amy darauf, sich aufs Sofa zusetzen.

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