Kapitel 2.3

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Elendriels Augen weiteten sich vor Schreck. Er drehte sich in die Richtung des Waldes, aus der der Schuss kam und zog sein Schwert.

„Lauf! Verschwinde von hier!", rief er ihr zu, doch sie konnte sich nicht bewegen.

Er sprang zu ihr und half ihr hoch. Dabei packte er ihr unter die Schultern und mit einer wahnsinnigen Intensität stach der Schmerz erneut zu, sodass ihre Beine wieder nachgaben.

„Renn sofort weg von hier!", befahl Elendriel und hievte sie ein weiteres Mal hoch. „Du kennst das Ziel. Ich werde sie aufzuhalten und hole dich dann ein."

Er griff zu der Fackel und rammte sie kopfüber in die Erde, damit sie erlosch. Dann rannte er mit gezücktem Schwert den Angreifern im dunklen Wald entgegen.

Celestiel rappelte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf. Sie stand etwas wacklig, doch gut genug, um nicht direkt wieder umzufallen. Keuchend hob sie den Beutel mit dem wichtigen Inhalt auf und lief in die entgegengesetzte Richtung los. Sie blickte zu dem Fluss hinüber, doch die Pferde waren bereits von ihrem Schrei geflohen. Ohne zurückzublicken sprintete sie immer schneller werdend tiefer in den Wald. Sie musste versuchen, so schnell wie möglich von hier wegzukommen. Tausende Dinge schwirrten ihr durch den Kopf, doch sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Langsam ließ das Adrenalin nach und der zuvor schon starke Schmerz in ihrer Schulter, wurde mit jedem Schritt immer schlimmer und brachte sie einige Male zum Stolpern. Sie rannte und rannte, doch wusste nicht genau wohin. Immer geradeaus, weg von dem Übel. Sie wollte allem entfliehen, allem, was in den letzten Stunden passiert war. Sie wollte nur noch ihr altes, ruhiges Leben zurück.

Sie lief eine Ewigkeit, doch konnte nicht einschätzen, wie lange es tatsächlich war. Waren es nur einige Minuten oder schon Stunden? Sie war bereits zu erschöpft und am Ende ihrer Kräfte angelangt. Zudem machte ihr die Wunde zu schaffen. Der Schmerz ließ Celestiel sich nur noch schwankend fortbewegen.

Letzten Endes verließ sie endgültig die Kraft und sie fiel zu Boden. Ihr Brustkorb hob und senkte sich vor Anstrengung. Auf dem Rücken liegend, blickte sie zu den Baumkronen hinauf. Streifen silbernen Mondlichtes schienen zwischen den Blättern hindurch und ließen den Wald in einem mysteriösen Glanz erstrahlen.

Ihr Atem wurde immer langsamer und ihr Herzschlag ruhiger. Ihre Finger waren bereits taub geworden und eine eisige Kälte breitete sich langsam über ihren Körper aus. „So wird es enden?", fragte sie sich und Tränen stiegen ihr in die Augen. Warum passierte ihr das alles?

Sie musste an die vielen anderen denken. Ihren Vater, welcher sie fortgeschickt hat und zurückblieb. Die vielen Bewohner des Dorfes, die sie schon ihr ganzes Leben kannte. Ihre beste Freundin Luana, welche sie nach dem Übungskampf nicht mehr gesehen hatte. Und natürlich ihren Bruder Elendriel, den sie ohne weiter drüber nachzudenken, zurückließ und davon rannte. Sie wollte das alles nicht.

Mit einem letzten schwachen Atemzug flüsterte sie die Worte: „Es tut mir leid."

Dann wurde es dunkel.

CelestielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt