Kapitel 5.1

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Wieder einmal erwachte Celestiel an einem ihr unbekannten Ort. Doch im Vergleich zu dem warmen Bett in Saryas wohligem Heim umgab sie dieses Mal eine tiefe Finsternis. Der Boden auf dem Sie zusammengekauert lag, war eiskalt und steinhart. Ein feuchter, muffiger Geruch lag in der Luft und nur ein sehr schwaches, tänzelndes Licht einer scheinbar weit entfernten Flamme erhellte die Dunkelheit ein wenig.

Sie fasste sich an den Kopf, genau dort, wo der Zwerg ihr einen Hieb verpasst hatte. Noch immer pochte es und schmerzte. Es konnte also noch nicht allzu lange her sein. Vorsichtig tastete sie im Liegen in der beinahe Totalfinsternis den Boden entlang. Er war nass und kalt. Nacktes Gestein, auf dem sie da lag. Sie kniff die Augen etwas zusammen und hoffte dadurch etwas erkennen zu können. Doch obwohl ihre feinen Elfenaugen nachts normalerweise kein Problem damit hatten, ihre Umgebung wahrzunehmen, konnten Sie hier gerade einmal unscharfe Umrisse erahnen. Die feinen Lichtzüge, die bei ihr ankamen, halfen ihr dabei, ein Gitter abzuzeichnen. Die Zwerge hatten sie wohl in eine Zelle geworfen. Vorsichtig stand sie auf. Der Schmerz in ihrem Kopf stach erneut zu und ihr wurde schwindelig. Mit den Händen an der ebenfalls groben Felswand stützend, schaffte sie es sich aufzuraffen. Mittlerweile hatten sich Ihre Augen etwas besser an die Dunkelheit gewohnt und sie konnte noch etwas mehr erkennen. Der Raum in dem sie sich befand, war mehr ein Loch, als eine richtige Zelle. Ihre Erbauer hatten ihn grob aus dem Felsen herausgeschlagen und anschließend sich selbst überlassen. An einer der Wände war der Boden ein wenig mit Stroh bedeckt worden, was wohl als Bett herhalten sollte. Die andere Wand war nicht ganz eindeutig zu erkennen, aber es schien, einen Weg tiefer in die Finsternis zu geben. Dort wollte Celestiel erst recht nicht hinein.

„Sarya!", entfuhr es ihr mit einem leisen, heißeren Krächzen.

Jetzt fiel ihr wieder ein, dass sie ja nicht allein gewesen war. Doch die Halbelfe war nicht zu finden. War sie überhaupt hier oder gar tiefer im dunklen Gang?

Mit einem nun lauteren Rufen versuchte sie es erneut und rief besorgt in die Dunkelheit hinein: „Sarya! Bist du da?"

Zuerst hörte sie nichts. Nur Stille, die ihr die Finsternis entgegenwarf. Dann kam doch etwas zurück.

„Ja!", ertönte es von hinter ihr durch das Gitter. „Celestiel, ich bin hier."

Ihr fiel ein Stein vom Herzen. Vorsichtig wankelte sie dem Gitter entgegen und hielt sich daran fest. Es fühlte sich noch kälter an als der Boden.

„Geht es dir gut?", fragte die Elfe erleichtert.

„Ja, aber wie geht es dir? Dich haben sie direkt niedergehauen."

Erneut fasste sie sich an den Kopf. Der Schlag war heftig gewesen und hatte sie bewusstlos gemacht.

„Es ist in Ordnung. Ich konnte aufstehen, also alles gut. Hast du mitbekommen, wo sie uns hingebracht haben?"

„Nein. Nachdem du ohnmächtig geworden bist, haben sie mir die Hände gefesselt und die Augen verbunden", antwortete Sarya.

Celestiel wunderte sich kurz, dass Sarya verschont wurde, war aber recht froh darüber, dass ihr nichts passiert war.

„Außerdem haben sie unsere Sachen weggenommen", fügte die Halbelfin hinzu.

Tatsächlich. Celestiel tastete sich ab und bemerkte erst jetzt, dass man ihr die Lederweste, die sie vorher getragen hatte, entfernt hatte und sie nur ein dünnes Hemd anbehalten durfte. Der Beutel kam ihr in den Sinn und sie drehte sich geschockt um. Natürlich war die Zelle immer noch leer. Die Zwerge haben auch alle anderen Dinge weggenommen und damit auch den Brief für den König.

„Celestiel?", ertönte es fragend aus der Dunkelheit?

Irritiert drehte diese sich um. „Äh, ja ich bin noch hier", gab sie zurück.

CelestielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt