Simbar// Can I Have This Dance?

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Ámbar schloss die Tür auf. Das Haus war stockdunkel. Etwas ungewöhnlich für Ámbars Geschmack, aber heute war sie zu genervt, um sich darüber Gedanken zu machen.
Vielleicht hatte ihre Tante wieder Migräne und irgendein Gesundheitsguru hatte ihr weiß gemacht, dass ein stockdunkles Haus diese bekämpfen könnte.
Aber selbst das wäre für ihre Tante Sharon zu verrückt. Sie glaubte nicht an freie Geister und böses Karma, oder sonstigen Hokuspokus, der in diese Schublade reinfiel.

Entnervt zog Ámbar ihre Schuhe aus und verstauchte sie in dem Schuhregal, rechts neben der Tür. 
Sie lief weiter ins Wohnzimmer und schaltete endlich das Licht an. Diese Dunkelheit machte sie noch ganz verrückt.

"Happy Birthday!", rief plötzlich ein Chor von Stimmen. All ihre Freunde und ein paar Gesichter, die sie gar nicht kannte, tauchten auf einmal hinter irgendwelchen Möbelstücken auf. 

Ámbar schreckte zusammen. Sie legte eine Hand über die Brust. Eine Geste für die anderen, die zeigte, dass sie sich gerührt fühlt. Aber eine Geste für sie, um sich sicherzustellen, das sich ihr Herzschlag wieder beruhigte. 

"Wow. Wie- Wie toll!", sagte Ámbar gespielt und setzte ein Lächeln auf, "Eine Überraschungsparty. Das ist großartig."

Die Wahrheit? Ámbar freute sich nicht. Tatsache war, Ámbar hasste Überraschungen. Und damit waren Überraschungspartys mit eingeschlossen. Sie hatte keine Kontrolle und das gab ihr ein Gefühl der Einengung. 

Sekunden später hingen ihr auch schon Delfí und Jazmín, ihre zwei besten Freundinnen, am Arm. "Und wie findest du es?", fragte Jazmín. Sie war total aufgedreht und hüpfte kurz vor Freude. "Das haben alles Delfí und ich geplant."

Ámbar zwang sich zu einem Lächeln. "Das ist euch wirklich gelungen. Ich freue mich sehr."
Endlich ließen die beiden wieder von ihr los und stellten sich an ihren üblichen Platz: ein Schritt hinter Ámbar. 

"Siehst du, ich habe dir doch gesagt, sie wird es mögen.", hörte sie Jazmín zu Delfí flüstern. Aber leise sein war noch nie Jazmíns Stärke gewesen, weshalb fast der halbe Raum es mitbekam. 

Nach und nach kamen immer mehr Gäste zu Ámbar und gratulierten ihr noch einmal persönlich. Nach dem gefühlt hundertsten "Danke. Schön dass du da bist.", konnte sie ihre Tante verstehen, dass sie immer Migräne bekam, wenn sie in einer Menschenmenge stand. 

Zwar liebte Ámbar die Aufmerksamkeit, aber heute war es ihr zu viel. Sie war erschöpft und müde. 
Ihre Eltern hatte ihr schon wieder nichts geschenkt. Oder zumindest angerufen. Das wäre auch mal schön zur Abwechslung. Aber anscheinend, war ihnen ihre Tochter nicht so wichtig wie das Geschäft. Und wenn sie dann doch mal nach Hause kamen, brachten sie ihr wenn überhaupt ein bedeutungsloses Souvenir mit. 

"Alles Gute zum Geburtstag, Ámbar.", zog sie auf einmal eine bekannte Stimme zurück in die Realität. 

Simón. Bei seinem Anblick stockte Ámbar kurz der Atem. Es war aber bestimmt nur, weil sie so überrascht war ihn hier zu sehen. Jedoch sollte es sie nicht überraschen. In letzter Zeit hing er viel mit Jazmín zusammen ab. 

Ámbar spürte ein Kribbeln in ihrem Bauch und zum ersten Mal an diesem Abend musste sie ihr Lächeln nicht fälschen. 
"Hey, Simón. Ich wusste gar nicht, dass du kommst.", sagte sie sanft. 

Simón lachte. "Naja, es ist ja auch eine Überraschungsparty. Es wäre keine Überraschung, wenn du gewusst hättest, dass ich auch hier bin."

Ámbar lachte verlegen. Ihre Wangen röteten sich. 
'Wieso sagst du sowas peinliches? Denk doch mal etwas nach!', tadelte sie sich selbst. 

"Ja, da hast du Recht." 

Ihre Augen trafen sich und sie hielten für einen Moment den Augenkontakt. Simón war der erste, der ihn brach. Er hielt ihr einen roten Rosenstrauß entgegen. 
"Hier, der ist für dich."

Soy Luna OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt