Von einem verkorkstem Liebesleben zu Streitigkeiten mit dem Ex Rivalen

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Am Nachmittag darauf saß Harry mit einer Lektüre in den Händen auf der Couch. Er starrte schon seit einer gefühlten Ewigkeit auf den gleichen Absatz ohne ihn wirklich gelesen zu haben, da er sich nicht im Geringsten darauf konzentrieren konnte. Seine Gedanken schweiften immer wieder ab. Mal dachte er an Ginny, an das Gespräch das sie gestern geführt hatten und dann wieder an den Streit mit seinem Sohn, der seitdem kein Wort mehr mit ihm gewechselt hatte. Nicht einmal ein: „Guten Morgen, Dad." war ihm über die Lippen gekommen. Stattdessen hatte er ihn den gesamten Tag über mit Schweigen gestraft, bis er sich mit Scorpius und Ginny durch das angebrachte Flohnetzwerk im Haus, auf den Weg in die Winkelgasse gemacht hatte. Sie hatte dort einen Termin in der Bank und die beiden Freunde verbrachten diese Zeit vermutlich in Weasley's zauberhafte Zauberscherze und hatten dort einen schönen Tag.

Harry stieß ein kehliges Seufzen aus und lies das Buch in seinen Händen deprimiert zuschnalzen. Während er sich fragte warum eigentlich immer er der Schuldige in allem war und ein wenig in Selbstmitleid versank, ertönte plötzlich ein Rumpeln hinter ihm, was ihn augenblicklich aus seinen trüben Gedanken aufschrecken lies. Nach der Ursache des Geräusches suchend, huschten seine Augen durch das geräumige Wohnzimmer. Als er eine schlankwüchsige Gestalt entdeckte, welche aus dem Flohnetzwerk stieg, sich den eleganten Sommermantel glatt strich und den Staub aus seinem weißblondem Haar entfernte, kam er nicht umhin erneut aufzuseufzen. Ein unangekündigter Besuch von Draco Malfoy. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. „Es wäre schön wenn du deine Besuche zur Abwechslung mal ankündigen würdest, Draco." Diesen Satz resigniert vor sich hin murmelnd, erhob er sich gezwungenermaßen von der bequemen Couch und machte ein paar Schritte auf seinen ungebetenen Gast zu, der ihn abschätzig und mit hochgezogenen Augenbrauen musterte. Den Grund dafür konnte sich der Schwarzhaarige spätestens dann ausmachen, als er unbewusst einen kurzen Seitenblick in den mit Schnörkel verzierten Spiegel warf. Er hatte sich heute weder die Mühe gemacht aus seiner gemütlichen, übergroßen Jogginghose zu schlüpfen, noch hatte er das vom Schlaf zerknitterte T-Shirt gewechselt. Außerdem standen ihm seine zerzausten, schwarzen Locken in alle Richtungen ab. Das musste seinen Gegenüber bestimmt prächtig amüsieren. Nur mit Mühe gelang es ihm ein verächtliches Schnauben zu unterdrücken.

„Glaub mir ich kann mir mit meiner Zeit auch besseres vorstellen, als hier ständig unangemeldet reinzuplatzen." Der Mann dessen helles Haar zu einem adretten Zopf zusammengebunden war, wirkte genervt und schien von seinem Erscheinen ebenso wenig angetan zu sein wie Harry selbst, hielt seinen Tonfall aber dennoch höflich. „Und was genau machst du dann hier?" Dem ehemaligen Gryffindor war diese Situation äußerst zuwider. Seine Laune war nun endgültig am Tiefpunkt angelangt und er wollte eigentlich nichts weiter tun als weiter still und leise vor sich hin zu grübeln. Dies war zwar nicht unbedingt produktiv, das war ihm bewusst, aber es war ihm immer noch lieber als eine aufgezwungene Konversation mit seinem früheren Rivalen zu führen. Generell hätte er heute herzlichst auf eine Unterhaltung verzichten können, egal mit wem.

„Ich bin hier, weil mich dein Sohn darum gebeten hat." Nun wurde er doch hellhörig. Albus hatte Draco darum gebeten mit ihm zu sprechen? Warum sollte er das machen? Etwa wegen Los Angeles? Hatte sein Sohn denn immer noch nicht eingesehen, dass seine Antwort endgültig feststand und vor allem, was zur Hölle, veranlasste den Jungen dazu, zu glauben ausgerechnet Draco Malfoy könnte etwas an seiner Entscheidung ändern? Verwirrt deutete er seinem Gegenüber an ihm ins Esszimmer zu folgen, wo sich die Beiden an einen runden Tisch setzten. „Das ist der Brief den mir Albus geschrieben hat. Lies ihn." Der Blonde hielt ihm ein ordentlich gefaltetes Pergamentstück auffordernd entgegen, was er nach kurzem Zögern auch ergriff. Dann lehnte er sich wieder etwas im Stuhl zurück, während seine Augen über die geschriebenen Worte huschten.

Mister Malfoy,
es tut mir Leid, dass ich Ihnen einfach so schreibe. Ich wollte mich bedanken, dass Sie mich mit nach Los Angeles nehmen würden. Scorpius hat Ihnen ja schon Bescheid gegeben, dass mein Dad es mir leider nicht erlaubt.
Wahrscheinlich macht das hier so wie so keinen Sinn mehr, weil Sie den Brief vermutlich gar nicht mehr rechtzeitig bekommen, aber falls doch... Naja ich wollte fragen ob Sie nicht mal mit meinem Dad reden könnten? Vielleicht hört er Ihnen mehr zu als mir und Sie würden mir damit einen großen Gefallen tun, da es Zuhause im Moment nicht so einfach ist. Mum und Dad tun zwar so als wäre alles gut, aber ich höre immer wieder, dass sie sich streiten. Ich weis zwar nicht um was es geht, aber es hört sich sehr ernst an, als würden sie sich vielleicht trennen und keine Ahnung ich wäre im Moment einfach gerne weg von Zuhause.
Ich weis es ist wahrscheinlich zu viel verlangt, aber es würde mich wirklich freuen wenn Sie es versuchen könnten.

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