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So leise wie möglich schloss sie die Badezimmertür und sperrte dann ab. Mit steifen Bewegungen, fing sie an sich aus ihren noch teilweise nassen Kleidern auszuziehen und nahm eine Jogginghose und ein Shirt aus ihrer Tasche. Erst als sie damit fertig war, lief sie langsam zum Waschbecken und schaute in den Spiegel, der darüber hing. Zwar hatte sie erwartet, dass sich ihr kein allzu schöner Anblick im Spiegel anbieten würde, war dann aber doch etwas schockiert von sich selber. Ihre Haut hatte einen unnatürlich blassen Hautton angenommen, der ihre dunklen Augenringe hervorstechen lies. Ihre roten, angeschwollen Augen starrten sie matt an. Sie spürte wie ihr wieder Tränen in die Augen kamen, doch sie wollte nicht schon wieder anfangen zu weinen. Sie putzte sich die Zähne und wusch sich gründlich das Gesicht. Ihre Haare steckte sie noch zu einem lockeren Dutt, bevor sie all ihre Sachen packte und zu Jungkooks Zimmer ging. Schon vor der Tür, konnte sie das Schnarchen von Namjoon, seinem Zimmernachbar hören. Leise öffnete sie die Tür und lief in das noch leere Bett von Jungkook. Erschöpft kuschelte sie sich in die Decke und versuchte einzuschlafen, doch es ging nicht. Leider war es nicht das Schnarchen von Namjoon, sondern ihr Kopf der sie nicht in Ruhe ließ. Sie konnte ihre Gedanken nicht abschalten und drehte sich auf die Seite. Während sie die helle Wand vor ihr anstarrte, musste sie wieder an ihren Vater denken und was passiert wäre, wenn Jungkook sie nicht aufgenommen hätte. Doch am meisten machte sie der Gedanke an die Zukunft fertig. Was würde jetzt mit ihr geschehen? Wohin sollte sie gehen? Etwa wieder nach Hause? Jade fühle wieder Verzweiflung in sich aufkeimen und versuchte sich wieder zu beruhigen. Unbewusst hatte sie wieder angefangen zu weinen und wischten traurig über ihre Wangen. Ihr Kopf fing an zu pochen und ihre Augen fühlten sich erschöpft an. Wie konnte das alles nur passiere, fragte sie sich und schloss die Augen, nur um sie gleich danach wieder überrascht aufzureißen. Ohne das sie es bemerkt hatte, war Jungkook ins Zimmer gekommen und lag jetzt hinter ihr und hatte seine Hand auf ihre Schulter gelegt. Das Bett war so klein, dass sie Jungkooks Körperwärme hinter ihrem Rücken spüren konnte. Sie schniefte einmal,wisch sich ein letztes Mal unter den Augen und drehte sich dann zu ihm um. Doch als sie in Jungkooks besorgten Augen blickte, fing sie ungewollt wieder an zu weinen. Jungkook nahm sie daraufhin in den Arm und strich ihr beruhigend über ihr Haar. Sie kuschelte sich an seine Brust und war dankbar über die Sicherheit, die ihr die starken Arme um sie herum gaben.

Ihre Augenlider fühlten sich schwer an, als sie sie öffnen wollte. Immer noch nicht ganz wach rieb sie mit ihren Händen über ihr Gesicht. Jungkook war noch am schlafen und hielt sie immer noch fest umschlungen. Sie richtete sich etwas auf und schaute durch das Zimmer. Ihr Blick fiel auf das leere Bett von Namjoon. Ob die anderen wohl auch schon wach sind, fragte sie sich und legte sich wieder langsam zurück in das Bett. Sie wollte noch nicht aufstehen und darüber nachdenken was sie jetzt machen sollte. Auch die anderen wollte sie noch nicht treffen. Ihre geschwollenen Augen würden Fragen auslösen, die zu beantworten sie nicht in der Lage war. Also kuschelte sie sich wieder an Jungkook und schlief irgendwann wieder ein.

Als sie ein zweites Mal die Augen aufschlug war sie allein. Das Sonnenlicht, welches durch das Fenster über ihr fiel, beleuchtete das gesamte Zimmer und ließ es freundlich und warm erscheinen. Heute war wohl schöner Tag, dachte sie sich und setzte sich auf. Langsam schob Jade die Decke weg und schob ihr Shirt hoch. Mehrere dunkle Blutergüsse waren zu sehen, doch glücklicherweise gab es keine offenen Wunden. Gähnend stand sie auf und lief mit ihren Sachen ins Bad. Dort wusch sie wieder mehrmals ihr Gesicht mit kaltem Wasser und machte sich so gut es ging fertig. Als sie dann leise die Badezimmertür schloss, hörte sie mehrere Stimmen aus dem Esszimmer kommen. Schnell legte sie ihre Tasche in Jungkooks Zimmer ab und lief dann langsam in die Richtung der Stimmen. An einen langen Tisch saßen bereits alle Jungs und frühstückten munter ihr Essen. „Morgen.", sagte sie etwas unschlüssig und blieb im Türrahmen stehen. Sofort drehten sich alle Köpfe zu ihr und Jungkook stand schnell lächelnd von seinem Stuhl auf. „Morgen Babe, gut geschlafen?", fragte er sie und gab ihr einen leichten Kuss auf die Wange. Etwas überrascht lächelte sie zurück und versuchte dabei so verliebt wie möglich auszusehen. Jungkooks nahm ihre Hand und führte sie zu seinem Stuhl. „Komm setzt dich, ich bring dir was zu essen." Ehe sie sich versah, hatte Jungkook sie schon auf den Stuhl gedrückt und ihr eine dampfende Schüssel voller Nudeln gebracht. „Danke.", und fügte gleich danach hinzu „Jungkook-ah du musst nicht stehen. Komm setzt dich wieder auf deinen Platzt." Während sie das sagte, stand sie auf und wollte schon Platz für ihn machen, als er sie daran hinderte. „Nein, bleib du sitzen. Das stehen macht mir nichts aus und du musst essen." „Ja aber-", fing sie an, verstummte aber gleich darauf, als Jungkook sie wegzog, sich selber auf den Stuhl hinsetzte und sie auf seinen Schoß zog. „Besser?", flüsterte er in ihr Ohr und umschlang sie locker mit seinem Armen. Überrascht errötete Jade etwas und nahm sich schnell ihre Essstäbchen und fing an zu essen. „Aigoo sind die zwei nicht süß?", hörte sie auf einmal Jin sagen und hob mit vollem Mund den Blick von ihrem Essen. Alle Blicke waren auf sie gerichtet und sie hörte wie Jungkook genervt ausatmetet. „Hyuuuuung.", sagte er „Schon gut. Schon gut ich bin ja ruhig.", sagte Jin grinsend. Die anderen konnten sich ebenfalls kein Grinsen verkneifen und sogar auf Yoongis Gesicht war ein kleines schiefes Lächeln zu erkennen.

Nachdem alle fertig mit dem Essen waren, zerstreute sich die Gruppe, während sie Hoseok noch beim aufräumen und abwaschen half. Als auch das erledigt war, lief sie wieder in Jungkooks Zimmer und fand ihn dort mit seinem Handy an seinem Schreibtisch sitzen. „ Ah Jade, Jimin Hyung hat vorhin gefragt, ob wir heute auf ein Doppeldate gehen wollen. Also du, ich, Jimin und Minah. Was hältst du davon? Ich meine wir müssen nicht, wenn es dir nicht gut geht, denn-" „Es ist alles in Ordnung. Sag ihm Bescheid, dass wir dabei sind", unterbrach sie ihn und setzte sich auf das Bett. „Alles klar. Jimin ist schon auf dem Weg zu seiner Freundin. Wir treffen uns in ca. zwei Stunden in der Innenstadt."

Jade hatte zum Glück alles nötige für eine Dusche eingepackt und verschwand dann gleich, nachdem Jungkook im Bad fertig war, unter das angenehm warme Wasser. Sie verließen das Haus viel zu früh, sodass Jungkook ihr einen Bubble Tea spendierte und sie gemütlich durch die Innenstadt Seouls spazierten. Im Vergleich zu Gestern, schien heute die Sonne. Zwar war es immer noch kalt, aber für einen Wintertag in Korea konnte man sich nicht beschweren. Noch hatte keiner von ihnen viel gesagt und nachdem sie etwas in einem kleinen Park geschlendert sind, blieb Jade stehen. Überrascht, drehte er sich zu ihr um und schaute sie fragen an.

„Also Jungkook, ich denke ich schulde dir eine Erklärung." „Jade du musst mir nichts erklären, wenn du nicht willst." „Nein, mich einfach mitten in der Nacht bei dir übernachten zu lassen ist nicht selbstverständlich. Und das mindeste was ich tun kann ist dir zu erklären warum." Er wusste nicht, was er darauf erwidern sollte und nickte einfach. Jade schaute auf ihre Hände,atmete tief durch und fing dann an zu erzählen. Sie erzählte von ihrem Vater und seinem ziemlich aufbrausendes Temperament, wie sie sich gestritten haben und er sie in seiner Wut rausgeschmissen hatte. Die Schläge und die Geldprobleme ließ sie dabei heraus. Zwar konnte man durchaus sagen, dass sie und Jungkook in einem freundschaftlichen Bereich waren, doch sie standen sich nicht annähernd nahe genug, als das sie ihm so etwas von sich selber preisgeben könnte. Sie beendete die etwas abgewandte, aber immer noch wahre Geschichte damit, dass sie ihm erzählte, dass Chaemin die Stadt für die Ferien über verlassen hatte und sie keinen anderen Ort zum übernachten hatte. „Oh Jade das tut mir echt leid. Hör zu du kannst gerne hier bleiben, bis das mit deinem Vater geklärt ist „ und fügte dann noch mit einem verschmitzten Lächeln hinzu „ Das heißt natürlich, solange du nichts dagegen hast mit mir das Bett zu teilen."

Nicht überarbeitet!

Fake girlfriendWo Geschichten leben. Entdecke jetzt