16.

153 5 2
                                    

Überrascht schaute sie ihn an. „Was soll das Yoongi? Was willst du?" Angespannt ging sie ein paar Schritte nach hinten. Seit dem Vorfall auf der Party fühlte sie sich unwohl in seiner Nähe und die Tatsache, dass sie sich alleine in einer dunklen Gasse befanden, verstärkte dieses Gefühl nur noch. „Es gibt da etwas bei dem du mir helfen könntest.", sagte er und steckte beide Hände in die Hosentaschen seines teuren, schwarzen Anzuges. „Und wobei?", fragte sie misstrauisch und schaute ihn abwartend an. Doch Yoongi ließ sich Zeit mit seiner Antwort und schaute nachdenklich in die Umgebung. Sie fing schon an ungeduldig zu werden als er auf einmal leise sagte. „Spiel meine Freundin." Verwirrt schaute sie ihn mit geweiteten Augen an. Etwas war nicht richtig. Es war nicht nur was er sagte, sondern auch wie er es sagte. Es war keine Frage, sondern vielmehr eine Aussage, fast schon wie ein Befehl und das ließ Jade argwöhnisch innehalten. Sie überkreuzte die Arme vor der Brust und sagte. „Das ist nicht witzig Yoongi." Er wendete den Blick und schaute sie nun direkt aus ernsten Augen an. „Das war auch nicht witzig gemeint." „Dann solltest du auch bereits meine Antwort kennen. Ich würde niemals deine Freundin spielen." Bei ihren Worte umspielte wieder ein leichtes Lächeln seine Lippen. „Ich habe mir gedacht, dass du so reagieren würdest." Er kam ihr etwas näher. „Nun meine liebe Jade, wie du bereits wissen solltest hat dein Vater eine Spielsucht und wie es der Zufall will hat er ganz besonders hohe Schulden an ein ganz bestimmtes Casino." Er machte eine kurze Pause und lächelte sie wissend an. „Mein Casino um genau zu sein und wir beiden wissen ja, dass deine Familie in einem ..hm... nennen wir es in einem finanziellen Tief steckt und nun bin ich als der Besitzer in einer unangenehmen Lage, denn ich kann ja nicht ewig auf mein Geld warten." Er ließ ihr keine Zeit um seine Worte zu verarbeiten und redete einfach weiter. „Und wie du bereits wissen solltest komme ich aus einer sehr reichen und machtvollen Familien, was bedeutet das ich euch nicht nur euer ganzes Eigentum wegnehmen könnte, sondern zudem auch noch die gesamte Zukunft von deiner Familie zerstören könnte. Dabei wäre das doch vor allem schade für die arme Doyeon. Deine süße Schwester hat sich doch so viel Mühe gegeben um auf ihrer Traum Universität aufgenommen zu werden und jetzt wo sie es geschafft hat, wird sie auf einmal grundlos rausgeworfen und niemand anderes würde sie aufnehmen. Die Zukunft von dir und deiner Schwester würde genauso armselig enden wie die von euren Eltern." Er stand nun genau vor ihr, beugte sich herab und flüsterte in ihr Ohr. „Du hast also die Wahl Jade. Entweder spielst du meine Freundin oder du musst dich nicht nur an dein neues Leben als Obdachlose gewöhnen, sondern verletzt auch noch die Menschen die du liebst." Er stellte sich wieder aufrecht hin und sagte „Du hast bis morgen Zeit dich zu entscheiden und ich warne dich, solltest du die falsche Entscheidung treffen, wirst du eine sehr unschöne Seite von mir kennenlernen.", bevor er sich umdrehte und ging. Völlig überfordert schaute sie ihm hinterher und war unfähig sich zu bewegen. Gerade noch befand sie sich auf dem Weg nach Hause und wurde nun erpresst und bedroht sich auf eine falsche Beziehung mit Min Yoongi einzulassen. Wie konnte das alles nur passieren, dachte sie sich hilflos und stand so eine Weile gedankenverloren da, bis die Kälte sie wieder zum bewegen zwang.

Als sie dann in ihre Straße einbog, zwang sie sich Yoongi und alles was mit ihm zu tun hatte für einen Moment zu vergessen und sich nur auf die Begegnung mit ihren Eltern zu konzentrieren. Sie hatte sich schon einige Szenarien im Kopf ausgemalt, wie ihre Eltern bzw. ihr Vater auf sie regieren würde. Vom schlagen, zum anschreien bis zum wieder rausschmeißen, doch es kam ganz anders. Sie wurde ignoriert. Ihre Mutter war wieder arbeiten, doch ihr Vater saß im Wohnzimmer und starrte regungslos auf den Fernseher. Bei ihrem Erscheinen wendete er den Blick ab und schaute sie nur kurz stumm an, bevor er wieder auf dem Bildschirm starrte. Wie versteinert stand Jade im Türrahmen. Sie war tagelang weg, hätte sich verletzten können, hätte verdammt nochmal sterben können und das alles war ihm egal. Die momentanen Sportnachrichten waren ihm wichtiger als seine Tochter und Jade hätte ihm am liebsten geschüttelt und angeschrien nur um irgendeine Reaktion von ihm zu bekommen. Sie spürte vor Wut und Enttäuschung Tränen in ihren Augen aufkommen und drehte sich schnell weg. Das letzte was sie tun wollte, war vor ihrem Vater zu weinen und lief niedergeschlagen in ihr Zimmer. Dort sah es genauso aus, wie sie es am Tag ihrer Fluch verlassen hatte. Kleider und andere Sachen lagen überall verstreut herum, doch trotzdem war Jade froh wieder in ihrem eigenen Bett zu liegen. Erst dann ließ sie den Tränen freien Lauf. Sie fing an zu weinen, wegen ihrem Vater, ihrer Mutter und Doyeon, wegen Yoongi und dem Deal, dass sie ganz alleine war, sogar wegen Sora. Alles kam über sie und so weinte sie stundenlang bis sie irgendwann einschlief.

Fake girlfriendWo Geschichten leben. Entdecke jetzt