Ich hätte schon gern Kinder

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Elyas wurde am frühen Morgen ans Set gefahren und stieg gähnend aus dem Auto, während er noch immer im Drehbuch blätterte. Wie immer wurde er sofort in die Maske geschickt, wo sich die Maskenbildnerin mit seinen störrischen Locken abkämpfte. Kurz bevor er fertig geschminkt war, kam der Regisseur, den alle Bo nannten, in den Wagen und fragte: „Seid ihr bald soweit? Wir haben viel zu tun, denn das Baby haben wir nur ein paar Tage hier am Set!" Auf Elyas' Gesicht erschien ein riesiges Lächeln, denn schon den ganzen Dreh lang hatte er sich auf diese Tage gefreut. Das erste Mal spielte er eine Rolle als Vater, wo er mehrere Tage mit einem Neugeborenen drehen sollte und es nicht nur 5 Minuten im Arm hielt.

Mit schnellen Schritten lief er zum Set, wo seine Filmpartnerin Hannah schon in einem Bett auf ihn wartete. Er begrüßte sie mit einer schnellen Umarmung und setzte sich zu ihr, als die Eltern mit dem Neugeborenen zu ihnen traten. „Na, bereit deine Tochter zu sehen?" scherzte Elyas und guckte Hannah grinsend an. Schnell gab es Regieanweisungen, dass er in der ersten Szene das Baby halten sollte und ihm wurde das winzige Wesen in die Arme gelegt. Er lächelte das kleine Mädchen an und fragte dann die Mutter: „Wie alt ist sie denn? Sie sieht noch so jung aus." Die Mama lächelte und verkündete stolz: „Nur 5 Tage." Elyas' Herz schlug schneller, als er die großen dunklen Augen fixierte und wiegte sie vorsichtig hin und her. Er berührte vorsichtig ihre schwarzen Haare und spürte Schmetterlinge in seinem Bauch aufsteigen. „Na, wie heißt du Schönheit denn?" flüsterte er ihr zu. Nun meldete sich der Vater mit südländischem Aussehen zu Wort: „Amina, das kommt aus dem Arabischen." Noch immer lächelte Elyas und drehte sich nochmal zu Hannah, während er sagte: „Guck mal, sie sieht mir doch sogar ähnlich, oder?" Aber stattdessen antwortete Bo lachend: „Wir haben auch sehr lange gesucht, um ein Kind zu finden, welches dir gerecht wird!"

Noch immer wurden die Lampen zurechtgerückt und Amina zappelte leicht auf seinen Armen. Ihre Mutter meinte etwas nervös: „Ich glaube, sie hat Hunger, der Dreh wird sich wohl noch verschieben." Sie drehte sich zu ihrem Mann um und fragte: „Holst du bitte mal das Fläschen aus dem Trailer?" Dieser ging sofort los und kam nur wenige Sekunden mit einer warmen Babyflasche zurück. Elyas fragte: „Darf ich, bitte?" Der Vater gab ihm ohne Widerworte die Flasche und sah es als angenehme Pause vom Vatersein, dass Elyas die Kleine füttern wollte. Er stupste Amina kurz an und sofort begann sie zu trinken. „Hmmm, lecker, oder?" flüsterte er. Bo setzte sich auf seinen Regiestuhl und beobachtete die Szene voller Begeisterung. Er war beeindruckt, dass Elyas so in dieser Vaterrolle aufging, denn bis heute morgen hatte er sich noch Sorgen gemacht, ob dieser Frauenschwarm überhaupt glaubwürdig einen Vater spielen konnte. Doch seine Zweifel waren schon längst verflogen und er meinte lachend: „Elyas, bei dir tickt aber auch schon die biologische Uhr, oder?" Elyas grinste: „Naja, ich hätte schon gerne Kinder und das sehr bald." Hannah fragte sofort: „Wie läuft es denn mit deiner Freundin? Helena, oder?" Er nickte: „Ja und es läuft super. Wirklich, es passt einfach und das schon seit 1,5 Jahren. Deswegen denke ich ja schon seit einiger Zeit über Kinder nach." Hannah nickte überzeugt: „Schön und du bist bestimmt ein toller Papa." Dann zwinkerte sie mit dem Auge und fügte hinzu: „Kannst Helena ja gleich eins machen, wenn du wieder in München bist." Er schluckte und meinte dann etwas nachdenklich: „Hmm... ich glaube, die muss ich erst mal überreden, denn so wirklich war das bei uns noch nie Thema." Sie grinste: „Ach, das wird schon. Zur Not lege ich ein gutes Wort ein und erzähle ihr, was für ein toller Filmvater du warst." Er guckte sie lachend an und meinte ironisch: „Das wird bestimmt helfen!"

Die folgenden Drehtage waren lang und jeden Tag sehnte sich Elyas mehr nach Helena und seinem geliebten München. Berlin gefiel ihm zwar, aber er wünschte sich seine Freundin hierher, doch sie musste zu Hause bleiben, da sie als sehr erfolgreiche Eventmanagerin arbeitete. Er war sehr stolz auf Helena; sie war eine echte Karrierefrau und sehr selbstbewusst. Sie war eine starke Frau, die nicht von ihm abhängig war, aber dennoch jede freie Sekunde mit ihm verbringen wollte. So hatte er sich seine Traumfrau vorgestellte: intelligent, stark, humorvoll und wunderhübsch. In sie hatte er sich sofort verliebt, als er er sie beim Bayrischen Filmpreis sah, da sie ihn mitorganisiert hatte und mit ihr wollte er den Rest seines Lebens verbringen und eine Familie gründen.


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