Ich sage die Wahrheit

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„Das müssen Sie auch und zwar auf dem Revier! Kommen Sie, wir gehen!" sagte die Kommissarin ruhig, während der Beamte Elyas die Handschellen umlegte. Sie ging vor und er wurde von hinten angeschubst, um sich zu bewegen. Er versuchte es noch einmal: „Bitte, hören Sie mir zu. Sie hat mir vorhin den Teddy gegeben, damit ich nicht so alleine bin und ich habe ihn in mein Bett gelegt." Die Beamtin guckte ihn skeptisch und schon fast amüsiert an: „Laura hat Ihnen den Teddy gegeben, ohne den sie angeblich nie einschlafen kann. Das wage ich zu bezweifeln!" Während er bereits die Treppen nach unten geführt wurde, sprach er weiter: „Ich war doch selbst überrascht, aber ich sage die Wahrheit. Sie hat ihn mir gegeben!" Seda Kaya wackelte gelangweilt mit dem Kopf und schwieg. Elyas fühlte sich hilflos und ungerecht behandelt und wiederholte noch einmal das Gesagte, doch auch dieses Mal kam keine Antwort und er wurde etwas unsanft auf die Rückbank des Polizeiautos gestoßen, welche mit einem Gitter von den Vordersitzen abgesperrt war. Nervös biss er sich auf seine Unterlippe und seine Gedanken kreisten, während er Magenschmerzen bekam: „Fuck! Warum glauben die mir nicht? Und wo ist sie? Wer hat sie?" Dann fragte er: „Ich kann meinen Anwalt anrufen, oder?" Die Beamtin auf dem Beifahrersitz nickte nur und streichelte sanft ihren Babybauch.

Auf dem Revier wurde Elyas in einen schlecht beleuchteten Raum gebracht und dort lange warten gelassen. Als die Kommissarin endlich herein trat, meckerte er sofort: „Und mein Anwalt?" Sie guckte ihn ernst an: „Ich bringe Ihnen gleich ein Telefon. Wollen Sie mir vielleicht vorher noch etwas sagen?" Er knirschte vor Zorn mit den Zähnen und ihm wurde heiß: „Was soll ich Ihnen denn sagen? Ich habe sie nicht! Glauben Sie wirklich, ich bin so dumm und entführe sie, nachdem ich heute am Kindergarten gesehen wurde?" Sie grinste kurz: „Ich habe schon viel dümmere Sachen gesehen, glauben sie mir!" Elyas ließ frustriert seine Arme hängen und wollte sich durchs Gesicht reiben, realisierte aber dann, dass seine Hände am Stuhl festgemacht waren. Die Beamtin sprach nach einer längeren Pause weiter: „Wir warten gerade auf die Durchsuchungsbefehle für die Wohnungen Ihrer Mutter und Ihrer Brüder. Wenn wir Laura dort finden, werden sie als Beihilfe der Entführung angezeigt und wahrscheinlich eine Haftstrafe absitzen müssen. Wenn Sie uns jetzt sagen, wo Laura ist, dann werde ich dafür sorgen, dass diese Personen straffrei bleiben." Er riss seinen Mund auf und schrie: „Lassen Sie meine Familie in Ruhe, vor allem meine Mutter, sie hat damit nichts zu tun!" Sie grinste: „Aha, ihre Brüder haben Ihnen also geholfen!" Sofort schüttelte er geschockt den Kopf: „Nein, niemand hat mir geholfen." Dann plötzlich realisierte er, was er gesagt hatte und sich gerade schuldig gemacht hatte und fügte hinzu: „Ich meine, ich war es nicht!" Sie guckte ihn direkt in die Augen und er hatte das Gefühl, dass sie versuchte zu sehen, ob er die Wahrheit sagte. Dann aber klopfte es und ihr Kollege stellte sich in die Tür. Sofort stand sie auf, ging zu ihm und fragte ungeduldig, aber leise: „Sind die Durchsuchungsbefehle endlich da?" Der Beamte meinte: „Seda, glaubst du wirklich, dass du die Richtige für den Fall bist? Du bist schwanger und jetzt nach der Trennung." Sie guckte ihn böse an und fauchte: „Was soll das denn heißen? Hältst du mich für inkompetent? Getrennt habe ich mich von diesem Arschloch schon vor zwei Monaten und ich bin deine Vorgesetzte und die Beste für den Fall." Der Kommissar schluckte und antwortete: „OK, OK, ich bringe dir die Durchsuchungsbefehle." Sie nickte: „Gut, ich fahre zur Mutter." Zwar hatten die beiden Beamten leise gesprochen, dennoch nicht leise genug und Elyas hatte jedes Wort verstanden.

Nur 15 Minuten später klingelte es an der Tür von Rosemarie M'Barek, Elyas' Mutter. Sie öffnete die Tür und guckte die zwei Kommissare, die sich vorstellten, erstaunt an. Sofort sprach Seda: „Entschuldigung für die Störung, aber wir ermitteln wegen Kindesentführung. Es geht um Laura Winter." Rosemarie stotterte: „Das ist ja schrecklich, aber warum kommen Sie zu mir?" Die Beamtin antwortete ernst: „Wir haben Lauras Kuscheltier bei Ihrem Sohn, Elyas, gefunden, aber sie war nicht in der Wohnung. Wir würden uns gerne mal bei Ihnen umgucken." Rosemarie riss die Augen auf und plötzlich spürte sie einen stechenden Schmerz in ihrem Magen. Sie schluckte und stotterte: „Ähm, gerne, sie... sie ist aber nicht bei mir." Seda guckte sich durchdringend an: „Wissen Sie denn, wo sie ist?" Elyas' Mutter zitterte leicht: „Nein, natürlich nicht." Die Befragung ging weiter, während sich der Kollege im Haus umguckte: „Sie haben doch viel Kontakt mit Ihrem Sohn und hatten ihn damals geholfen, als er sich im Laura kümmerte. Wussten Sie, dass Ihr Sohn heute Mittag am Kindergarten der Kleinen war?" Rosemarie biss sich auf die Unterlippe: „Nein, er war ja die ganze Zeit unterwegs, ich habe ihn seit 3 Wochen nicht gesehen. Und gestern hat er sich nur kurz gemeldet, dass er gut gelandet ist." Seda sah die Unsicherheit in Rosemarie und musste innerlich grinsen, da die Mutter eines Schauspielers selbst gar keine schauspielerischen Fähigkeiten hatte. Die Beamtin starrte sie an und sprach ganz deutlich: „Würden Sie ihm zutrauen, dass er Laura entführt?" Rosemarie vergaß vor Schreck zu atmen und stotterte vor Angst: „Er...ähm, er hat sie sehr geliebt und er..." Sie stoppte einen Moment und ließ sich auf den Sessel fallen, bevor sie weiter sprach und wie ein Wasserfall heraussprudelte: „Er hatte das mal angedroht, aber er ist ein guter Junge. Er wollte immer nur, dass die Kleine glücklich ist. Aber ich glaube nicht, dass er sie entführt hat. Nein, das würde er nicht tun." In diesem Moment kam der Beamte wieder ins Wohnzimmer und sagte: „Hier ist Laura wirklich nicht, es gibt nicht mal die kleinste Spur." Die Kommissarin guckte die aufgelöste Rosemarie an und meinte dann: „Gut, ich frage dann mal nach, was die Kollegen bei den Brüdern gefunden haben."

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