Ist doch egal

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Seda rieb sich das Gesicht und fragte nervös: „Und, was machen wir jetzt?" Elyas setzte sich wieder hin, zuckte mit seinen Schultern und meinte gleichgültig: „Nichts!" Sie guckte ihn mit aufgerissenen Augen an: „Wie nichts? Auf den Fotos kann man bestimmt eindeutig sehen, dass wir nicht nur gute Freunde sind. Der war vielleicht schon die ganze Zeit in dem Busch und wir waren nur zu beschäftigt um ihn zu bemerken." Ohne zu überlegen antwortete er: „Ist doch egal, sollen die es halt wissen." Sie kratze sich am Kopf: „Seit wann ist das bitte egal? Vor einem Monat hast du dich noch wie verrückt dagegen geweigert, unsere Beziehung öffentlich zu machen!" Er guckte ihr tief in die Augen und sprach dann ganz deutlich: „Mir ist etwas klar geworden: Wenn man jemanden so sehr liebt wie ich dich, sollte man diese Person nicht verleugnen. Das wäre nicht fair! Ich bin glücklich mit dir und das kann die Öffentlichkeit ruhig wissen." Sie guckte ihm mit leicht geöffnetem Mund an und konnte nicht glauben, dass er das gerade gesagt hatte. In ihrem Bauch kribbelte es und ihr wurde warm, während sich automatisch ein Lächeln in ihrem Gesicht ausbreitete und sie noch immer schwieg. Elyas lachte: „Du bist doch nicht etwa sprachlos? Das muss das erste Mal in deinem Leben sein." Sie guckte verlegen nach unten und er nahm sie in den Arm und gab ihr einen liebevollen Kuss. Aber dann griff er nach seinem Iphone und wählte eine Nummer. Auf der anderen Seite meldete sich eine Frauenstimme, so viel konnte Seda hören. Er sprach freundlich: „Hallo, wie geht's? Du, ähm... ich bin hier gerade an der Isar und wurde von ein paar Paparazzis mit Seda fotografiert. Falls die dich kontaktieren, bestätige bitte die Beziehung, aber sag nichts weiter dazu. Das mache ich dann. Dazu müsstest du mir allerdings eine halbwegs seriöse Zeitung finden, die mich darüber interviewen will. Ich nehme an, das wird nicht schwer sein. Vielleicht der Tagesspiegel oder so?" Die Person am anderen Ende schien zu zustimmen und Elyas bedankte und verabschiedete sich. Seda guckte ihn fragend an: „Ich nehme an, das war deine Agentin. Aber was bitte willst du in denen Interview erzählen? Doch nicht etwa, wie wir uns kennen gelernt haben?" Er grinste: „Ich will denen nur ein bisschen Stoff geben, damit die nicht weiter rumsuchen. Keine Sorge, ich habe schon eine gute Idee!" Sie guckte ihn skeptisch an, atmete dann aber tief durch und versuchte ihm zu vertrauen.

In der Tat erschienen am nächsten Tag die Bilder von Seda und Elyas in der BILD-Zeitung. Man sah, wie sich sich küssten, zusammen kuschelten und er sie liebevoll streichelte. Sie sahen glücklich aus und schienen auf Wolke 7 zu schweben. Man konnte auf den Fotos nicht sehen, dass sie vor nur so kurzer Zeit ein schwerer Schicksalsschlag getroffen hatte. Diese Beziehung abzustreiten wäre mehr als dumm gewesen, deswegen ging Elyas mit guter Laune zum Interview des Tagesspiegels, das am nächsten Tag veröffentlicht werden sollte. Zum Glück trug Seda auf den Fotos eine weite Strickjacke und man konnte nicht sehen, dass sie erst vor kurzem ein Kind zur Welt gebracht hatte. Natürlich überschlugen sich die Gerüchte über diese unbekannte Frau an Elyas' Seite am ersten Tag der Veröffentlichung, er aber kommentierte nichts und las schweigend die positiven, wie auch negativen Kommentare auf seiner Facebookseite. Sie stattdessen wollte sich nicht runterziehen lassen und hoffte nur, dass man nicht herausfinden würde, wer sie war und was ihr vor Kurzem zugestoßen war. Noch vor 4 Wochen hätte sie alles dafür gegeben, um diese Beziehung öffentlich zu machen, doch nun hatte sie Angst. Was würde man schreiben, wenn sie herausfinden würde, dass Elyas fast Vater geworden wäre, welches noch nicht mal sein leibliches Kind war? Sie hätte sich nicht unwohler fühlen können und stopfte sich nervös mit Elyas M&Ms voll.

Am nächsten Tag weckte Elyas Seda mit dem Tagesspiegel und einem Kaffee für sie in der Hand und meinte stolz: „Lies mal!" Sie blinzelte ihn müde an, setzte sich langsam auf, nahm einen Schluck und begann das sehr lange Interview zu lesen, in welchem nicht einmal ihr Name auftauchte um sie zu schützen. Ihre Mundwinkel zuckten und ihre Augen begannen zu strahlen, als sie las, dass Elyas ihre Stärke, Selbstständigkeit und ihr Selbstbewusstsein liebte, denn sie wusste, dass das stimmte. Plötzlich brach sie in schlallendes Gelächter auf und rief aus: „Das hast du denen nicht wirklich gesagt! Das haben die dir geglaubt?" Er wusste genau, was sie meinte und grinste: „Ich bin halt ein guter Schauspieler." Noch immer konnte sie nicht glauben, was da stand und las diesen Teil noch einmal laut vor.

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