Part 16

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16.Kapitel

Als ich gerade die Haustür mit dem Schlüssel öffnen wollte, fiel mir auf, dass sie schon offen war. Eine Gänsehaut breitete sich auf mir aus. Langsam und leise ging ich hinein und sah mich um. Nichts. Außer.. Licht. In meinem Zimmer. Die Tür zu meinem Zimmer war ein Spalt breit offen, ich schaute hinein. Justin. Er saß auf meinem Bett mit dem Rücken zu mir. "Verschwinde von hier." Justin zeigte keine Reaktion, also ging ich hinein und stellte mich vor ihm hin. Ich wollte ihn einfach nur hier raus haben. Das Letzte, was ich in meinem Leben noch bräuchte, wäre ein Krimineller. "Bist du jetzt nicht nur kriminell, sondern auch taub?!" Mein neuer Mut verschwand schlagartig, als er mir direkt in die Augen sah. Doch er war nicht wütend, sein Blick hatte etwas Trauriges. "Tut mir leid, dass du es so erfahren musstest. Ich wusste nicht, dass du heute Abend dort bist. Mit Jai." Er sprach seinen Namen voller Hass aus, sodass ich zusammenzuckte. "Sag was. Bitte Rony." "Es ist nicht die Tatsache, dass du kriminell bist.. Ok, schon ein bisschen.. Aber, was mich so enttäuscht ist, dass du nicht aufrichtig zu mir warst. Du hast nie meine Fragen über dich beantwortet und jetzt weiß ich auch wieso. Du bist ein verlogener Arsch!" Die Worte brachen einfach aus mir herraus. Mir ist gar nicht aufgefallen, dass ich zu schreien angefangen hatte. "Wie oft soll ich dir noch sagen, dass ich dir keine Erklärung schulde? Wir sind kein Paar." "Wieso bist du dann hier? Was willst du dann von mir?" Plötzlich hörte ich ein lautes Knallen aus dem Wohnzimmer, gefolgt von einem zweiten. Es waren Schüsse. Sofort lief ich runter und was ich da sah, ließ mich zusammenbrechen. Mum und Dad. Am Boden. Tot. In welchem Film war ich hier? Wann hatte mein Leben so eine Wendung genommen? Zwei starke Arme nahmen mich von hinten hoch und trugen mich nach draußen. Schon oft hatte ich geweint in meinem Leben, doch das war kein Weinen. Es war, alsob man mir mein Herz immer wieder rausreißen würde. Es tat weh. "Beruhig dich. Bitte, weine nicht." Justin setzte mich ins Auto und fuhr dann los. Doch ich war wie weggetreten. Ich konnte nichts hören, nicht sagen, nichts fühlen - ich sah einfach ins Leere und nach einiger Zeit fielen mir auch schon die Augen zu.

Wütende Stimmen weckten mich. Ich schreckte hoch und sah mich um. Ich war in Justins Zimmer in seinem Bett. Was ist.. Meine Eltern. Ich sprang auf und rannte die Treppen runter, doch auf der letzten Stufe blieb ich stehen, da mir auffiel, dass ich nur ein großes Shirt an hatte. Ich wollte gerade wieder ins Zimmer zurück, als ich etwas hörte, was mich zusammenzucken ließ. "Wir müssen sie umbringen. Die Schlampe hat gesehen, wie wir ihre Eltern umgebracht haben." Die Stimme war von Tyler. Justin und seine Gang hatten meine Eltern getötet. Sie hatten mir alles genommen, was ich hatte. Auch wenn ich kein gutes Verhältnis zu ihnen gehabt habe.. Sie waren alles, was ich hatte. Meine Familie. Ich sackte auf der Treppe zusammen und fing an zu weinen, zu schreien. Alles in mir zog sich zusammen. Dieser Schmerz war unerträglich. Sie hatten mir alles genommen und dafür würden sie bezahlen. "Rony, ich wusste nicht, dass du wach bist." Justin wollte sich gerade zu mir setzen und mich umarmen, als ich seine Arme wegschlug mit all meiner Kraft, die ich noch auftreiben konnte. "Fass. Mich. Nie. Wieder. An." Zischte ich ihn an. "Wir können nichts dafür, so war das nicht geplant. Wir wollten euch nur bisschen ausrauben und dann kamen sie und.." Ich fing an zu Lachen. Ja, ich lachte, wie eine Bekloppte, als ich mit dem Mörder meiner Eltern sprach. "Du warst also nur die Ablenkung für mich. Gott, wie gestört seid ihr. Damit werdet ihr nicht durchkommen. Ihr werdet dafür büßen, das versprech ich dir." Ich drängte mich an ihm vorbei und wollte die Treppe wieder hochrennen, als ich zurückgezogen wurde und mit einem harten Knall auf den Kopf fiel und mir schwarz vor Augen wurde.

Als ich wieder zu mir kam, sah ich mich um und merkte, dass ich in einem Art Keller saß. Ich war mit Händen und Füßen an einen Stuhl gefesselt. Was war das hier für ein krankes Spiel? Mein Kopf schmerzte höllisch nach dem Sturz. Die Tür wurde aufgesperrt und Justin kam rein. "Wie gehts deinem Kopf? Lass mich das mal ansehen." Ich entzog ihm meinen Kopf so gut es ging und spuckte ihm ins Gesicht. "Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du mich nicht anfassen sollst?" Ich spürte den gleichen brennenden Schmerz auf meiner Wange, den ich auch von meiner Mum schon hatte. Wie konnte er das nur tun? Mir liefen die Tränen runter, doch ich wollte stark bleiben. Für Mum und Dad. "Ich wollte eigentlich nett zu dir sein. Ich hab dich nicht hier runter gebracht, sondern Tyler und die andern. Wenn es nach ihnen ginge, wärst du tot, genau wie deine Eltern." Fassungslos sah ich ihn an. In diesem Mut verließ mich all meine Kraft, mein Mut und mein Lebenswille. Ich wollte einfach nur sterben. Der einzige Mensch für den ich noch etwas fühlte, hat mir mit diesen Worten den Rest gegeben. "Fuck, Rony.. Ich wollte nicht.. Es war nicht so gemeint." "Geh, Justin, und schick lieber gleich Tyler runter, damit er meinem Leiden ein Ende bereitet." Justin wollte noch etwas sagen, doch zögerte. Stattdessen drehte er sich um und ging und ließ mich mit meinem ganzen Schmerz allein. 

Und dann war es Liebe.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt