Part 27

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Die Nacht kam mir unglaublich kurz vor, doch als ich die Augen öffnete, schien die Sonne schon in das Zimmer. In der Wohnung war es noch ruhig. Justin schlief wahrscheinlich noch. Langsam stand ich auf, ging zu meiner Tasche und zog mir ein paar Klamotten raus. Eine zerrissene Skinny Jeans, ein Crop Top und ein Fransencardigan mit meinen Boots hielt ich für passend. Nachdem ich mir die Haare gekämmt hatte und mich etwas geschminkt hab, ging ich zur Tür und haute dagegen. Wie konnte er mich hier einsperren? 

Schon einige Minuten saß ich auf dem Boden vor der Tür, als ich hörte, dass diese aufgesperrt wurde. Ich rutschte von ihr weg und da kam auch schon Justin rein. Er hatte nur eine Jogginghose an und seine Haare waren nass vom Duschen. Er sah unglaublich sexy aus und ich sehnte mich nach seinen Berührungen.

Ich traute mich nicht ihn anzusehen, doch ich spürte seinen Blick auf mir. "Gut geschlafen?", fragte er mich trocken. 

"Interessiert dich das wirklich?" Dieses Mal sah ich ihn an und ich versuchte all meine Wut und meine Enttäuschung in diesen Blick zu legen, damit er versteht, wie es mir geht. 

Er hielt diesem Blick nicht stand und sah weg. Ich war ihm nicht egal. 

"Steh auf, wir gehen rüber in den Club." Ohne mich nochmal eines Blickes zu würdigen, ging er aus dem Zimmer. Ich stand auf, griff nach meiner Lederjacke und folgte ihm. Justin zog sich ein Shirt rüber, schlüpfte in seine Supras und sperrte die Haustür auf.

Schweigend waren wir in dem Club angekommen. Doch es war kein gewöhnlicher Club. Es war ein Strip-Club und es liefen ein paar knapp bekleidete Mädels rum.

"Was soll ich hier?", ging ich ihn entsetzt an. 

"Du wirst hier arbeiten. Du liebst es doch sonst so eine Schlampe zu sein." Provokant zwinkerte er mich an und zog mich hinter sich her in einen kleinen Raum.

"Das wird deine Garderobe. Du wirst dich hier jeden Abend fertig machen und dann tanzen." 

"Und wieso genau steht hier ein Bett?" 

"Falls ein Kunde mal bereit ist mehr zu zahlen." Justin sah mich an. Er meinte das ernst.

"Wie kannst du mir das antun? Ich dachte, dass wir beide.."

"Was wir beide? Ich lass mich nicht von Bitches verarschen. Wer sich wie eine Bitch verhält, arbeitet auch als Bitch. Du bist nichts besonderes, dass man bei dir Ausnahme machen müsste."

Ich spürte, dass ich kurz vorm Weinen war. Seine Worte verletzten mich mehr als sie sollten, doch vor ihm wollte ich nicht weinen. Ich drehte mich um und versuchte mich zu beruhigen.  Er hasste mich und ich konnte es ihm nicht verübeln. Justin war an dem Mord an meinen Eltern beteiligt, wieso sollte er mir also nicht antun. 

Justin war vor einigen Minuten aus dem Zimmer gegangen, ich saß auf dem Bett und starrte ins Leere. Die Tür wurde aufgesperrt und eine Frau mittleren Alters kam herein. Sie trug ein kurzes schwarzes Kleid, das eng anliegte und hatte ihre Haare hochgesteckt.

"Du musst Rony sein. Ich bin Tina. Freut mich dich kennenzulernen." Tina lächelte mich herzlich an, trotzdem traute ich mich nicht etwas zu sagen.

"Ich bin für euer Aussehen und Wohlergehen zuständig. Geht es dir gut? Naja, wenn man die neuen Umstände natürlich nicht beachtet." Die nette Frau setzte sich zu mir und sah mich an. In diesem Moment brach alles in mir zusammen. Die Tränen konnte ich nicht mehr zurückhalten, das Weinen war schon fast ein Schreien. Ein Geschrei aus so viel Schmerz, Wut und Trauer. Tina zog mich zu sich und drückte mich fest an sich. Sie streichte mir über den Rücken und flüsterte mir ins Ohr, dass alles gut werde. 

"Manchmal denkt man, dass man den absoluten Tiefpunkt erreicht hat in seinem Leben. Aber du bist ein junges und starkes Mädchen. Du überstehst das hier. Justin ist kein schlechter Mensch, ich hab ihm beim Aufwachsen zugesehen. Die Umstände haben ihn so gemacht."

"Dann weist du also, was vorgefallen ist und wer ich bin?" Ich sah zu ihr auf und sie lächelte.

"Ja. Er tut das, weil er verletzt ist. Natürlich ist das nicht gut, aber gib ihm Zeit. Du bedeutest ihm etwas, bitte gib ihn noch nicht auf." 

"Was soll das hier werden?" Wir hatten gar nicht gemerkt, dass Justin in der Tür stand. Wie viel hat er gesehen und gehört? Ich spürte seinen Blick auf meinem, doch ich wollte ihn so zerbrechlich und verletztlich nicht ansehen. 

"Tina, machst du Rony fertig? Ihr erster Kunde kommt in einer halben Stunde." 

Dieses Mal sah ich zu ihm auf und unsere Blicke trafen sich. Seine Augen waren diesmal nicht voller Ekel und Hass gefüllt. Er sah traurig aus. Und müde. Für einen kurzen Moment dachte ich sogar etwas Liebe in seinem Blick zu sehen, doch als er aus dem Raum ging ohne noch etwas zu sagen, wusste ich, dass ich mich wohl getäuscht haben müsste. 

Ich setzte mich an den Schminktisch und Tina machte mir zuerst Locken in die Haare. Danach schminkte sie mich und als ich mich selber im Spiegel sah, war ich total erschrocken. Wann hatte ich mich das letzte Mal so fertig gemacht? Wann hatte ich mich das letzte Mal so schön gefühlt? Doch dieses Gefühl verschwand relativ schnell, als Tina mir mein Outfit gab. Als ich es sah, fühlte ich mich einfach nur noch wertlos. Wertlos, schmutzig, billig. 

Fertig angezogen schaute ich in den Spiegel. Ich trug einen schwarzen BH mit goldenen Nieten, eine goldene Shorts, die knapp meine Arschbacken bedeckte und schwarze High Heels. Dazu suchte mir Tina noch Schmuck aus und meinte: "Du bist aber keine Jungfrau mehr oder? Wie viel Erfahrung hast du?"

Ich spürte wie rot ich wurde. Noch nie hatte ich mit jemandem so direkt über Sex gesprochen. "Eh ich.. ich hatte bis jetzt zweimal Sex. Das wars." Ich sah auf den Boden.

"Lass dir nicht weh tun. Wenn ein Mann die Schmerzgrenze überschreitet, schrei einfach. Entspann dich und es wird bald vorbei sein."

Ich musste schlucken bei dem Gedanken daran, dass ich mit einem fremden Mann für Geld schlafen müsste. Tina begleitete mich aus dem Zimmer und flüsterte mir ins Ohr: "Showtime, Süße!"

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 08, 2015 ⏰

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