Zweiter Entwurf

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Kyle pov.

Nach den letzten beiden Stunden wollte ich eigentlich nach Hause, als ich aufgehalten wurde.
„Na Mr.Johns. Haben sie sich mein Angebot schon durch den Kopf gehen lassen?"
Er wartete gar nicht auf eine Antwort, sondern packte meine Tasche und ging damit zu seinem Auto.
Er schmiss sie rein und hielt stieg dann ein.
Da ich ihm zutraute ohne mich zu fahren, stieg ich wiederwillig und nach einem langen Seufzer ein.
Es gab tausende Sachen, die jetzt hätte sagen können und die würden von Flirten bis zu Entführung gehen.
Stattdessen aber war mein einziger Kommentar: „Ich muss heute noch lernen.", woraufhin er nur auflachte.
„Das kannst du auch bei mir noch."
„Warum fahren wir überhaupt zu Ihnen?"
„Das tun wir ja gar nicht."
Komplett verwirrt hielt ich erstmal die Klappe und er drehte die Musik in seinem Auto auf.
Oh Gott.
Ich wollte nie in einem von diesen Autos sitzen, in denen man die Musik bis nach draußen hören konnte.
So fuhren wir einfach eine ganze Weile schweigend.
Ich verstand immer noch nicht, warum ich eigentlich in seinem Auto saß, bis wir vor einem Geschäft anhielten.
Einem Geschäft mit Stoffen und Nähwerk.
Ohne auch nur ein Wort mit mir zu wechseln stieg er aus.
Eine halbe Sekunde lang überlegte ich mir, wie ein trotziges Kleinkind sitzen zu bleiben, bis ich aufgab und ihm nachging
Er schien mich gar nicht zu beachten, während ich reinlief.
Warum war ich überhaupt hier?
Aber gut, wenn er mich ignorierte, dann konnte ich das auch.
Ich richtete meine Brille und begann geschäftsmäßig den Stoff abzuschneiden.
Ich spürte seinen Blick in meinem Rücken, aber ignorierte das so gut es ging.

Das gute war, dass ich alles Grundlegende für das Kleid schon genäht hatte, bedeutete der Unterrock und mit dem Oberteil waren schön zusammengefasst und bereit getragen zu werden.
Und ja, ich hatte sie sogar dabei.
Ich war so ein Klischee.

Nachdem ich alle Stoffe
zusammengetragen und zur Kasse gebracht hatte, musste ich erstmal schlucken.
350€???
Für Stoff ??
Auf einmal wurde ich von zwei großen Händen zur Seite geschoben und Mr. Scott hatte der Kassiererin einfach mal so 500€ in die Hand gedrückt.
Woher bekommt man als Lehrer so viel Geld?
„Suchst du nach Jemandem, der dir pro Runde auch so viel zahlt?", fragte er an mich gewandt.
Ich wurde sofort rot.
Schlimm genug, dass er sich darüber lustig machen musste, dass ich schwul war. Jetzt sprang mein Kopfkino natürlich wieder an und stellte sich vor, dass Er es war, der mich bezahlte, weil ich....
Nein!
Ich schlug mir meinen Kopf ein paar mal gegen die Hand Innenflächen, in der Hoffnung das Bild aus meinem Kopf zu kriegen.
Ich hörte ihn neben mir nur lachen und hätte ihn am liebsten geschlagen.

Aber ich musste nett sein. Er bezahlte mir die Stoffe, die ich mir nicht leisten konnte, also atmete ich einmal tief ein und nahm sie wieder dankend entgegen, während ich bemerkte, dass Mr. Scott schon draußen war.
So schnell es mit einer Tüte voll Tüll möglich war, rannte ich zum Auto.

„Also hast du hiermit mein Angebot angenommen.", meinte er schlicht, als ich auf dem Beifahrersitz saß.
„Ich hatte ja keine Wahl.", sagte ich darauf hin.
Er versuchte nicht einmal sich zu verteidigen, sondern nickte bloß mit einem Grinsen, das ihn seltsam gefährlich, aber auch attraktiv wirken ließ.
Ich musterte ihn noch eine Zeit lang, bis wir an seinem Haus waren. Dort hielt er an und stieg wie vorhin einfach aus.
Ich ging schon davon aus, dass er wollte, dass ich ihm folgte und nahm die Tüte und meine Tasche.
Während er mich weiter ignorierte, ging ich den Gang entlang zu einem großen Wohnzimmer, auf dessen Couchtisch ich die Stoffe, sowie das unfertige Kostüm legte.
Ich hatte es wirklich geschafft zwei identische Schwarztöne zu verwenden.

Eigentlich wollte ich geschäftsmäßig ein paar Schritte zurückgehen, um das Gesamtbild zu betrachten, als ich an irgendwas stieß und schließlich ein unschönes Geräusch vernahm.
Panisch blickte ich auf die Vase, die ich runtergeworfen hatte.

„Das...das war keine Absicht.", stotterte ich, als Mr.Scott ins Zimmer kam, „Ich zahl das. Ich verspreche es !"

Ich konnte seinen Blick nicht deuten, als er auf mich zukam.

Er lief einfach an der Vase vorbei, zeigte auf das Maid-Dress und meinte schlicht:
„Anziehen!"

„Was?"

„Du hast mich schon verstanden. Um den Tüll anstecken zu können, muss Jemand es schließlich tragen."
„Und warum ziehen sie es dann nicht an?", fragte ich fassungslos.
„Weil ich nicht reinpassen würde und das wissen wir beide. Und wir wollen den schönen Stoff doch nicht einfach zerreißen... Den schönen, teuren Stoff..."
Ich gab mich schließlich geschlagen.
Er hatte schon Recht mit dem Stoff.
Jetzt stand ich in seiner Schuld und dann musste ich den Wettbewerb auch gewinnen, damit ich diese Schuld begleichen konnte.
Und dafür musste das ganze gut werden.
Widerwillig nahm ich den Rohbau des Kleides und wollte ihn mir überziehen.

„Stopp.", wurde ich unterbrochen und sah ihn wieder mit dem Grinsen im Gesicht.
Ich stand mit dem Kleid da und wusste nicht, was er jetzt schon wieder wollte, als er gefährlich nah kam.
Betreten sah ich auf den Boden, als seine Brust genau an meiner Stirn war.
„Die Passform muss stimmen.", hörte ich seine Stimme, die nun ganz heiser klang.
Gefiel ihm das etwa?
„Das bedeutet...", machte er weiter, „...dass das T-shirt weg muss."

Geschockt lies ich das Kleid fallen, was für ihn anscheinend die perfekte Gelegenheit war, denn bevor ich reagieren konnte, hatte er mich an sich gezogen und mir in einer fließenden Bewegung das Shirt über den Kopf gezogen, welches er nun grinsend in der Hand hielt.
Ganz offensichtlich checkte er mich einmal von oben nach unten ab und ich dachte mein Kopf müsste wegen der Hitze explodierten.

„Mr.Scott...", fing ich gerade an, doch er lies mich nicht ausreden.
„Anziehen!", meinte er nur nochmal.

Beschämt senkte ich den Kopf und zog mir das Kleid über den Kopf. Es passte perfekt, was kein Wunder war.
Schließlich hatte ich es gemacht.
Wo hatte ich mich da bloß reingeritten?

„Na geht doch Mr. Jonhs und jetzt..."
Er packte meine Hüften.
Mein Gesicht war wieder an seiner Brust, doch diesmal traute ich mich nach oben zu sehen.
„ Jetzt sorgen wir dafür, dass das ganze sich auch gelohnt hat. Nicht wahr?"

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A bet, A dress and me (LGBTQ+) [completed]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt