Siebter Entwurf

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Ich riss mich trotzig von ihm los und stürmte aus der Tür. Ohne ein weiteres Wort packte ich Sahra am Arm und schob sie aus der Tür. Sie schaffte es gerade noch so zum Abschied zu winken, als ich die Tür hinter mir zuknallte.
Wir liefen eine Weile schweigend zur Bushaltestelle, als wir eine Stimme hinter uns hörten:

"Ich fahr' euch"
John stand hinter uns und hielt einen Autoschlüssel in der Hand.
Sahra wartete gar nicht auf meine Antwort, sondern nickte und rannte ihm entgegen.
Seufzend folgte ich den beiden.
Wir blieben vor einem weißen BMW stehen

"Ja, alles klar.", meinte ich darauf hin
"Du willst mir nicht zufällig 1800€ leihen?"

Er sah mich etwas seltsam von der Seite an, doch ich schaute beschämt weg.

Wir nannten ihm unsere Adressen und Sahra genoss es sichtlich in einem so teuren Auto zu vorne sitzen zu dürfen und warf ständig mit Kommentaren herum:
"Sind die Sitze echt Leder?"
"Wie lange hast du dafür gearbeitet?"
John selbst schwieg die meiste Zeit, nickte hin und wieder und ich wollte einfach nur noch nach Hause.

"Sind sie und Mr. Scott eigentlich ein Paar?", fing sie an und grinste mich durchs Auto hinweg an.
Seine Augen verengten sich und er blickte mich durch den Spiegel hinweg an.
"Sowas in der Art." ,meinte er

Sie bemerkte den Unterton in seiner Stimme anscheinend nicht und fing an darauf einzugehen
"Johnny und Jeffry gehen durch den Wald...."

Ich gab ihr einen Schlag auf den Hinterkopf und sie stöhnte Empört auf.
Unser kleiner Schlagabtausch wurde von John unterbrochen, der an Sahras Haus angekommen war.

Sie bedankte sich höflich, schlug mir noch einmal auf den Arm und stieg aus.

"Möchtest du dich nicht vor setzen?", fragte John mich daraufhin.

Ehm.....
Wollte oder Sollte ich ?

Ich stieg aus, setzte mich auf den Beifahrersitz und wollte mich gerade anschnallen, als ich bemerkte, wie sein Blick auf mir lag.
Ich fühlte mich seltsam unwohl, ähnlich wie als Mr. Scott mein Kleid festgesteckt hatte.
Wie aus dem nichts schellte sein Kopf Richtung meinem Gesicht und ich spürte seine Lippen auf meinen.
Zunächst war ich zu überrascht um etwas zu tun.
Seine Lippen waren seltsamerweise weich und der Bart kratzte nicht.
Ich erwiderte den Kuss aus Schreck allerdings auch nicht.
Erst als ich spürte, wie seine Zunge über meine Unterlippe fuhr, realisierte ich was gerade passierte. Aber irgendwie tat ich nichts.
Seine Hände hielten meine Handgelenke fest und so konnte ich mich nicht wirklich bewegen.
Als ich jedoch einen Schmerz spürte,
schreckte ich zurück.

Er hatte mir in die Lippe gebissen.

"Was zur Hölle war das?", meinte ich überrascht.

Er ging nicht darauf ein, sondern fixierte mich wieder.

"Bist du schwul?", fragte er mich knapp
"Ja.", meinte ich verwirrt und rieb mir meinen Kopf.
Mittlerweile hatte er sich wieder gerade hingesetzt und angeschnallt.

"Dein erster Kuss?", fragte er

"Nein. Deiner?", fragte ich provozierend zurück und er lachte kurz freudlos auf, bis wieder ernst wurde.

"Bist du an Jeff interessiert?"

"Nein."
Es war vielleicht etwas gelogen. Ich liebte ihn auf jeden Fall nicht, aber er sah gut aus und es machte mich nervös, wenn ich in seiner Nähe war. Ein gewisses Interesse war ja nicht abzusprechen, jedoch wusste ich nicht recht damit umzugehen.

"Dann halte dich von ihm fern, bevor es zu spät ist. Mach keine weitern Schulden, die du dir nicht leisten kannst!"
Mit diesen Worten legte er den Gang ein und fuhr los.
"Was?", fing ich verwirrt an, doch er gab mir keine Antwort.
Schließlich legten wir den Weg großteils schweigend zurück, bis ich mich traute etwas zu sagen.

"Also ehm....", fing ich an
"Was war das jetzt für eine Kuss-Geschichte?"
Ich hielt mir immer noch die Lippen, die etwas nach Blut schmeckten und taub waren. Mein Körper hatte die entsprechende Reaktion gezeigt und ich hoffte, dass er es nicht bemerkt hatte.

"Das solltest du lieber deinen lieben Ex-Lehrer fragen. Der hat die Antwort auf alles unf übrigens...."meinte er schmunzelnd."... wirst du in der nächsten Zeit noch mehr von mir hören, Kleiner. Hast dich ganz gut angestellt. War nicht schlecht."

Ja. Schlecht war es nicht gewesen. Ich schwitze immer noch leicht und rutschte nun etwas unsicher auf meinem Sitz hin und her als wir vor meinem Haus standen.
Kleiner...
Dieses Wort löste eine Gänsehaut bei mir aus.

Langsam drehte ich mich zu John um, unsicher, wie ich mich verabschieden sollte. Sahra würde es in diesem Moment einfach fallen, würde wahrscheinlich tschüss sagen und einfach aussteigen.
Doch ich war nicht Sahra.
Gerade als mir auffiel, dass Sahra in der kurzen Zeit wahrscheinlich zu meinem einzigen wirklichen Freund in der Schule wurde, bemerkte ich, wie mir John zwischen die Beine gestarrt hatte und ich wurde rot. Panik ergriff mich.
Schnell sagte ich tschüss und griff nach dem Türknauf, als meine Hand vom Griff gezogen wurde.
John starrte mich mit einem Grinsen an und beugte sich wieder zu mir.
Ich schloss diesmal die Augen. Mehr vor Schreck und Verwirrung, als vor allen anderen Gründen.
Doch ich spürte diesmal keine Lippen auf meinem Gesicht, sondern seinen Atem kurz an meinem Hals. Nach einiger Zeit traute ich mich wieder die Augen zu öffnen. Er saß da. Angeschnallt und den Blick nach vorne.
"So bin ich nicht", meinte er schlicht.
"Kann sein, dass Scott auf so abgefucktes Zeug steht, aber ich zwing niemanden zu nichts"

Mit diesen Worten ließ er mich aussteigen und ich ging zur Haustür

Was zur Hölle ging hier eigentlich vor?

A bet, A dress and me (LGBTQ+) [completed]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt