-24-

6.4K 332 13
                                    

Ich hatte gewusst, dass ich irgendwann diesen Vorwurf erwarten musste. Aber mit 10? Hätten wir nicht noch drei oder vier Jahre Frieden bekommen können?

Ich nickte verletzt.
"Tut mir leid.", flüsterte ich und wand mich an die kleinen.

"Los. Packt eure Sachen."

Sie schienen die unangenehme Stimmung bemerkt zu haben und hörten sofort.

"Mama..", kam Augenblicke später von Jordan. Ich hob warnend meine Hand und deutete ihm so, dass ich nichts mehr hören wollte.

Wie gingen schweigend nach oben ins Zimmer. Gerade als wir die Tür öffnen wollten, kam uns Nikolas entgegen.

"Ach. Ich wollte mich gerade zu euch gesellen.", meinte er ein wenig enttäuscht und ließ uns herein.

"Isabelle, Quentin. Kommt. Ich lasse euch Wasser in die Wanne."

Die Beiden gingen in das große Bad und ich half ihnen die nassen Sachen auszuziehen.

Jordan verschwand ohne ein weiteres Wort im anderen Bad und ging Duschen.

Während sich die kleinen wischen suchte ich neue Kleidung raus und legte sie auf ihre Betten.

"Eure Sachen liegen im Schlafzimmer.", sagte ich nachdem sie abgetrocknet waren und ging dann selber duschen.

Er hatte es mir tatsächlich schon vorgeworfen. Jetzt schon. Und ich konnte ihn verstehen. Ich meine, ich war nicht seine leibliche Mutter und ich konnte auch seine Wut darüber verstehen, dass sie ihn einfach so weg gegeben hatte und dann wieder bei uns aufgetaucht war und ihn zurück haben wollte, aber so krank war, dass dies nicht möglich gewesen wäre. Aber er hätte auch genauso ein schwierigeres Leben gehabt, wenn ich mich gegen ihn entschieden hätte. Wenn ich festgelegt hätte, dass ich mit zwei Säuglingen schon genug zu tun hatte und Nikolas erklärt hätte, dass ich die Scheidung weiterhin durchsetzen wollte, hätte er mit seinen damaligen 5 Jahren viel Zeit mit Nannys verbringen müssen.

Ich verließ das Bad mit einem Handtuch um meinen Körper. Jordan sah ähnlich aus und fragte vorsichtig: "Was soll ich anziehen?"

"Frag deinen Vater. Er wird es wohl besser wissen als ich."
Das kam härter als erwartet doch was sollte ich tun. Er hatte mich ordentlich verletzt.

"Was soll das?", fragte Nikolas, der meine Antwort gehört und die miese Stimmung bemerkt hatte.

"Jordan hat mir vorhin am Strand erklärt, dass ich ihm keine Vorschriften machen darf, da ich nicht seine Mama bin."

Jordan fiel bei meiner Erklärung ein wenig zusammen und schien enttäuscht, dass ich es seinem Vater erzählt hatte. Er schämte sich für seine Worte und er hasste es sich vor seinem Vater zu schämen.

"Was hast du?", fragte nun auch Nikolas mit riesigen Augen. Seine Stimme war laut geworden.

Jordan zuckte zusammen.

"Sie wollte nicht mit mir schwimmen gehen und meinte ich solle morgen mit dir schwimmen gehen."

"Ja und?", hakte Nikolas nach.

"Ich wollte so gern schwimmen gehen und dann hat sie mich wie ein Baby behandelt.", er wurde mutiger und schien überzeugt von seiner Meinung.

"Wie ein Baby?", fragten Nikolas und ich gleichzeitig.

"Was habe ich denn gemacht dass du glaubst ich würde dich wie ein Baby behandeln?!", fragte ich nun ganz ruhig.

"Du meintest irgendwas von Strömungen und runter ziehen und nicht helfen.", stotterte er. Mit meiner ruhigen Tonlage konnte er nichts anfangen.

"Teresa bekommt ein Baby! Sie darf keinen Kraftsport machen! Sie darf sich nicht zu sehr anstrengen, weil es sonst sein könnte dass eure Schwester schneller da ist als erwünscht!", Nikolas schrie wütend und bekam ein hoch rotes Gesicht.

"Aber..", versuchte es Jordan erneut.

"Nein! Und sie hat Recht. Es gibt Strömungen im Meer und das weißt du ganz genau. Und jetzt stell dir bitte Mal vor dich erwischt eine und du kommst nicht raus. Brauchst Hilfe. Dann rennt Teresa mit Babybauch über den Strand, lässt die Zwillinge alleine und versucht dann mit dem zusätzlichen Ballast von Baby und der Hindernis Bauch schnell zu dir zu kommen. Das geht nicht!", rief er empört und fuhr sich durch die Haare. Jordan hatte mit seiner Bemerkung einen ganz unschönen Nerv bei Nikolas getroffen. Er hasste sich für das was er mir von 5 Jahren angetan hatte und war mir unendlich dankbar, dass ich es ihm vergeben habe und Jordan wie meine Kinder behandelte. 

"Tut mir leid.", stotterte Jordan nun mit glasigen Augen. "Ich habe nicht nachgedacht."

"Da hast du Recht! Ihr zu sagen sie wäre nicht deine Mama. VERDAMMT JORDAN! Sie war vielleicht nicht mit dir Schwanger, hat aber im schlimmsten Teil deines Lebens einfach so die Mutterrolle übernommen! Für ein fremdes Kind vom beinah geschiedenen Ehemann! Mein Gott! Du kennst doch deine Geschichte!"

Jordan lief eine einzelne Träne über die Wange.

"Es tut mir leid..", flüsterte er und sah zu Boden.

Nikolas versuchte sich zu beruhigen und schluckte den Kloß in meinem Hals runter.

"Ist schon okay. Es war ein langer Tag und du hast dich sehr auf diesen Urlaub und auf das Schwimmen gefreut. Jetzt zieh dich bitte an, damit wir dann was essen können. Ich brauche irgendwas süßes auf den Schreck.", stellte ich fest und ging zu meinem Koffer um mir etwas zum anziehen raus zu suchen.

Ich entschied mich für ein Sommerkleid mit Blumenprint und föhnte meine Haare trocken.
Der Bauch kam schön zur Geltung und es war bequem.

"Lasst uns gehen.", Verkündete ich und nahm Isabelle an die Hand. Quentin fasste Nikolas an und Jordan fasste Quentin an.

Ich war heilfroh als ich zwei Teller Nudeln und ein großes Stück Kuchen später wieder in mein Bett fiel. Die Kinder waren bereits in ihren Betten und schliefen, als Nikolas zu mir ins Schlafzimmer kam.

"Los. Steh auf. Du hast dein Kleid noch an.", meinte er mit einem verschmilzten Grinsen im Gesicht.

Er zog es mir über den Kopf und fuhr dann mit seiner Flächen Hand über meine Brust und meinen Bauch bis nach unten. Er tauchte in mich und ich hatte Mühe stehen zu bleiben während er mich massierte.

"Aber die Kinder..", flüsterte zwischen zwei Küssen. "Die Schlafen und werden auch nach so einem aufregenden Tag nicht so schnell wieder aufwachen."

Und er behielt Recht. Der Abend blieb ruhig und auch am darauffolgenden Morgen hatten wir bis 8 Uhr Ruhe. Erst da hörten wir die Kinder in ihrem Zimmer erzählen und spielen.

Nikolas hatte sich zu mir gelehnt und die Ruhe genossen, in der er unser Baby fühlen konnte und wir einfach nur entspannt kuscheln konnten. 

"Mama?", ertönte Isabelles Stimme auf einmal kurz nachdem sich die Tür einen Spalt weit geöffnet hatte. 

"Ja?", flüsterte ich mit einem Grinsen im Gesicht zurück. 

"Bist du wach?", fragte sie.

"Ja.", lachte ich amüsiert. 

Sie kuschelte sich zu uns ins Bett und fühlte auch, wie so ziemlich jedes Wochenende die Tritte ihrer Schwester.

Lieb michWo Geschichten leben. Entdecke jetzt