I never meant to forsake you

536 22 0
                                    

»Jetzt halt doch endlich still.«
»Aber es tut weh!«
»Warum prügelst du dich auch mit ihr?« Katakuri hielt dein Kinn fest, so dass du nicht mehr dein Gesicht nach links und rechts drehen konntest. Ihr hattet Hannah zu Hilda gebracht und Katakuri versorgte deine blutende Nase in eurer Hütte. Du hattest zuerst darauf bestanden das Blut selbst aus deinem Gesicht zu wischen, aber nachdem du für ganze zwanzig Minuten weinend vor dem Spiegel standest wurde es ihm zu blöd. So saßt du nun auf dem Bett, während er dich mit einem feuchten Handtuch traktierte.
»Autsch!«, beschwertest du dich ein weiteres Mal, aber dein Mann kannte kein Erbarmen. Deine schmerzende Nase lenkte dich leider nur mäßig von dem furchtbaren Tag ab. Deine eigene Schwester war scharf darauf dich einen Kopf kürzer zu machen und das nur, weil du Katakuri geheiratet hattest? Wieso zum Teufel war sie so wütend auf dich?
»Ich hoffe ihr geht es gut.«, sagtest du leise und warfst ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. »Du warst sehr grob zu ihr.«
»Du hast mich um Hilfe gebeten und ich habe geholfen.«, erwiderte dein Mann und betrachtete dein Gesicht genauer. »Wird wohl kein blaues Auge geben.«
»Ich will nach Hause.«, murmeltest du trotzig. »Schon wieder eine Hochzeit die sich als Desaster entpuppt.«
»Wir fahren nicht nach Hause!« Überrascht über Katakuri's strengen und ungeduldigen Tonfall sahst du ihn an. Sein Blick war genervt und du konntest beim besten Willen nicht verstehen, warum er denn auf dich sauer zu sein schien. Hasste dich jetzt die ganze Welt?
»Wieso nicht?«
»Ist das dein erster Gedanke, wenn es mal ein bisschen schwierig wird?!«, fuhr er dich an. »Einfach abhauen? Seit wir hier sind benimmst du dich wie ein kleines Kind! Du nimmst das Erwachsenwerden deiner Schwestern persönlich und du versucht ihnen ständig vorzuschreiben was sie zu tun und zu lassen haben.«
»Sei nicht so gemein.«, versuchtest du ihm auszuweichen. Seine Worte taten weh, aber sie schmerzten nur so sehr weil er Recht hatte.
»Ich bin nicht gemein, ich habe über 80 Geschwister.«, fuhr er fort, auch wenn sein Tonfall schon wieder etwas weicher wurde. »Ich weiß, dass es nicht immer einfach mit ihnen ist. Sie machen Dinge, die dich verärgern und sie machen Fehler die sie später bereuen. Bitte glaube mir wenn ich dir sage: Du kannst ihnen ins Gewissen reden so oft du willst, sie werden trotzdem in diese dummen Fehler blindlings hinein rennen.«
Sprachlos starrtest du ihn an, Tränen in den Augenwinkeln und schockiert über seinen Vortrag. In all den sieben Jahren Ehe hatte er dir noch nie einen so ehrlichen und langen Vortrag gehalten – er hatte dir überhaupt noch nie einen gehalten.
»Ich weiß.«, gabst du zu und senktest den Kopf. »Ich habe wohl ein schlechtes Gewissen, weil ich sie hier zurück gelassen habe.«
»Du hast sie nicht zurück gelassen.«
»Doch, das alles ist mein Fehler.«, seufztest du.
»Die Welt dreht sich nicht um dich.«, stellte Katakuri klar und küsste dich. »Naja, meine Welt vielleicht schon.«
»Das war mit Abstand das romantischste was du je zu mir gesagt hast.«, erwidertest du entzückt und drücktest ihm zwei, drei weitere Küsse auf den Mund. Etwas verlegen entzog er sich deiner Berührung und zog sich den Schal wieder hoch über den Mund.
»So etwas dämliches habe ich noch nie gesagt.«
Du nicktest zustimmend. Es klang schon irgendwie kitschig, viel zu kitschig für deinen Ehemann. Das war wohl eine einmalige Sache, so dumm wie er sich in diesem Moment vorzukommen schien.
»Weißt du, es ist mir egal wenn sie auf mir herumhacken.«, sagtest du und zogst ihn erneut zu dir. »Aber wenn jemand schlecht über meinen Ehemann redet, gibt's was auf die Zwölf.«
Katakuri lachte rau auf, umarmte dich und legte das Kinn auf deinem Kopf ab. Du schlangst die Arme um seinen Oberkörper und drücktest das Gesicht an seine Brust, seufztest wohlig auf.
»Spiel dich nicht so auf.«, raunte er dir zu, doch zu glaubtest einen Hauch des Stolzes in seiner Stimme zu hören. 


Beim Abendessen im Hause deines Vaters wurdest du mit wütenden Blicken traktiert. Hannah saß dir gegenüber, mit einem blauen Auge und blutig aufgeplatzten Lippen. Du erwidertest die eisigen Blicke mit einem erzürnten Funkeln und stochertest in deinem Braten herum. Hilda schien das Ganze köstlich zu amüsieren, sie beschäftigte sich jedoch damit Katakuri über die Berge an Süßigkeiten auf Whole Cake Island auszufragen. Geduldig beantwortete er ihre Fragen und auch Frieda schien hellauf begeistert zu sein. Es würde dir leid tun, dass die beiden ihn so ins Kreuzverhör nahmen, wenn da nicht die feindselige Spannung zwischen dir und der Jüngsten gewesen wäre. Euer Vater beobachtete das Essen genervt, er kannte die Streitereien unter euch Mädchen nur zu gut – doch dass du und Hannah so böse aufeinander wart, das war neu. Sonst war es Hilda, die ein riesiges Geschrei veranstaltete und sich auf Hannah stürzte. Irgendwann wurde es ihm dann zu bunt und er legte seine Gabel zur Seite.

»Mädchen, was ist da heute vorgefallen?«, fragte er mit einem ernsten Tonfall. Du erkanntest diesen Ton nur zu gut, es war das Zeichen dafür, dass er die Nase voll hatte von euren Streitereien. Erst herrschte für eine Sekunde Stille, dann sprangen du und Hannah beide gleichzeitig auf.
»Sie hat mich zuerst geschlagen! Nur weil ich nicht nett war zu ihrem scheiß Idioten von Ehemann!«
»Na warte, ich zeig dir gleich mal wer ein Idiot ist-«, fauchtest du und warfst dich wütend über den Tisch, doch Katakuri war schneller und packte dich an der Hüfte. Er zog dich zurück auf deinen Stuhl und legte eine Hand auf deine Schulter, um dich am Aufstehen zu hindern. Hilda und Frieda begannen zu kichern über deine ungewohnt impulsive Reaktion, doch dein Vater brachte die beiden mit einem ungeduldigen Blick zum schweigen.
»Was genau ist passiert? Ohne eine weitere Prügelei bitte.«, fragte dein Vater erneut.
»Ich habe ihr nur gesagt, dass wir unter schwarzer Flagge segeln werden.«, sagte Hannah und verschränkte die Arme vor der Brust. »Und sie hat anscheinend etwas dagegen.«
»Vater, das ist Selbstmord! Wenn Big Mom herausfindet, dass ihr unter ihrer Flagge wahllos Inseln und Schiffe angreift-«
»Sie wird es nicht erfahren, es sei denn du oder dein Ehemann sagt es ihr.«, fuhr Hannah dazwischen. Schockiert saßt du mit offenem Mund da: Beschuldigte sie dich wirklich, dass du deine Familie verraten würdest?!
»Du lebst seit sieben Jahren nicht mehr hier.«, wandte sich Aegir an dich. »Die Umstände haben sich verändert.«
»Ihr dürft das nicht mehr tun!«, flehtest du deinen Vater an. Sie hatten keinen Respekt vor deiner Schwiegermutter, weil sie nicht wussten wie sie sein konnte. Am eigenen Leib hattest du bereits erfahren wie jähzornig und irrational sie war, welchen Schaden ihre Launen anrichten konnten. Wenn sie herausfand, dass deine Schwestern ohne ihren Befehl plünderten und stahlen, dann war diese Insel dem Untergang geweiht. Big Mom hatte nichts gegen Piraterie in ihrem Namen, doch der Anteil musste stimmen. Und da Hilda ihr zurzeit gar keinen Anteil zukommen ließ, war es nur eine Frage der Zeit bis sich das Blatt wenden würde und Big Mom davon Wind bekam.
»Katakuri, sag du doch auch was dazu!«, zischtest du deinen Mann wutentbrannt an. Er sah zu dir herab und überlegte kurz, ob er sich wirklich einmischen sollte.
»Es ist nicht sehr klug das weiterzuführen.«, sagte er schließlich. »Big Mom ist in solchen Dingen nicht sehr nachsichtig.«
»Ich danke dir für deinen Rat.« Aegir nickte ihm höflich zu. »Aber wir benötigen die Resourcen, die Hilda für uns einholt.«
»Dann trefft mit Mom wenigstens eine Abmachung.«, redetest du weiter auf deinen Vater ein und wandtest dich kurz an Katakuri. »Du bist keine sehr große Hilfe.«
»Bis jetzt haben wir es auch so geschafft.«, mischte sich Frieda überraschend ein. »Bitte, wir sind wirklich vorsichtig. Wir schlagen nur nachts zu und haben keine Jolly Roger gehisst.«
»Wenigstens eine hier mit Verstand.« murmeltest du erschöpft und fuhrst dir über das Gesicht. Das alles war der reinste Albtraum! »Und ihr seid auch immer Umwege gefahren, damit niemand euch zurückverfolgen konnte?«
»Ja doch.«, knurrte Hilda und verdrehte die Augen, während sie unberührt weiter ihr Essen herunter schlang. »Bin doch nicht blöd.«
»Du wirst es nicht ändern können.« Hannah's blaue Augen bohrten sich in deine. »Anders können wir hier nicht mehr leben. Wir sind jetzt ein Stamm von Piraten, damit musst du dich abfinden. Immerhin hast du ja einen Piraten geheiratet, da sollte dir das ja nicht schwer fallen.«
»Was zum Teufel ist dein Problem?!«, fauchtest du aufgebracht und schlugst mit den Fäusten kräftig auf den Tisch, so dass die Teller einen kleinen Satz machten. »Du hackst ständig auf meinem Mann herum!«
»Ach, als würde ihn das stören.«, knurrte Hannah und schnappte sich ihr Schwert, um es sich auf den Rücken zu schnallen. Sie schien das Essen verlassen zu wollen und dein Vater hielt sie nicht auf. »Ihr in eurem perfekten, großen Haus! Mit Dienern und ihr lebt in Saus und Braus, während wir hier im Winter fast verhungern!«
Sie trat heftig gegen ihren Stuhl, der einige Meter weit über den Boden rutschte und umkippte. Fassungslos starrtest du ihr nach, wie sie durch die Halle stapfte und mit einem lauten Donnern die Tür hinter sich zuknallte. Du sahst zu Katakuri, der mit den Schultern zuckte und dann zu deinem Vater. Er sagte nichts zu dir, sah dich auch nicht an.
»Ist das wahr?«, fragtest du. »Ich habt nicht genug zu Essen? Warum habt ihr mir denn nichts gesagt, ich hätte-«
»Was hättest du?«, fuhr dir nun dein Mann ins Wort. Sein Blick dir gegenüber war kühl und er hatte die Arme verschränkt. »Heimlich Vorräte von Big Mom hierher verfrachten lassen? Sie bestehlen und dann eine ganze Insel versorgen? Du weißt ganz genau, dass sie nur die Bewohner von Totto Land an ihren Vorräten Teil haben lässt.«
»Ich hätte einen Weg gefunden.«, erwidertest du kleinlaut, wusstest aber, dass er das bessere Argument brachte. »Danke für das Essen Vater, es war köstlich.«
Zusammen mit Katakuri standest du auf, wünschtest den Übrigen noch einen schönen Abend und an der Tür zur Vorhalle lehnte sich dein Mann etwas zu dir herab und ergriff deinen Arm.
»Wir beide müssen mal ein ernstes Gespräch führen.«

The Taste of Copper: Black WeddingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt