It's a nice night for a black wedding

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Beunruhigend schnell näherten sie dich drei Schiffe und du versuchtest die Jolly Roger zu erkennen. Warum waren die Flaggen nur immer so klein?
»Sind es Mom's Schiffe?«, fragtest du deinen Mann und schirmtest dir mit den Händen die Augen vor der untergehenden Sonne ab. »Oder irgendwelche Verbündeten von ihr?«
»Bezweifle ich.«, erwiderte er und drehte dich an der Schulter herum. Er griff die Schnüre deines Kleides und riss sie durch, was dich erschrocken quieken ließ.
»Hey, mein Kleid!«, protestiertest du sofort. »Was soll denn das?!«
»Keine Zeit sich umzuziehen. Du musst dich bewegen können.«, erklärte er dir und bevor du dich versahst, hatte er seinen Dreizack Mogura in der Hand. Auch in die Krieger deines Vaters kam Bewegung, sie eilten den restlichen Weg zum Dorf entlang und trafen Vorbereitungen. Bogenschützen wurden postiert, Feuer entfacht und die Ältesten und die Kinder zum Haus deines Vater gebracht.
»Wir haben viel geübt.«, sagte Katakuri und drückte dir seine Waffe in die Hand. »Dann zeig mal was du kannst.«
»W-Was?! Nein, ich kann doch nicht-«, versuchtest du hektisch zu widersprechen, doch er zog dich schon mit sich in Richtung Hafen. Deine Schwestern und Frieda folgten euch und auf einmal waren alle Feindseligkeiten unwichtig und wurden auf später verschoben.
»Ich dachte euch sei niemand gefolgt!«, fuhrst du Hilda verängstigt an. Sie zuckte mit den Schultern wie üblich, doch in ihren Augen sahst du einen Schimmer von Zweifel. Die Piraten mussten ihr gefolgt sein und einen guten Moment abgepasst haben, es gab keine andere Erklärung für ihr plötzliches und so zielsicheres Auftauchen.
»Naja, wir sind Umwege gefahren.«, sagte sie. »Heißt ja nicht, dass es unmöglich ist uns zu verfolgen.«
»Ach komm schon, das wird lustig!«, versuchte Frieda dich aufzuheitern, während sie die Nähte ihres Kleides an den Armen aufriss. »Eine schwarze Hochzeit, das ist super!«
»Schwarze Hochzeit?«, fragtest du. Was war denn an einem Angriff bitte so super?!
»Eine Piratenhochzeit!«, erklärte Frieda und sie packte den Saum deines Kleides und riss es bis zur Hüfte ein, so dass du dich besser bewegen können würdest. »Du weißt schon, schwarze Piratenflaggen, Hochzeit – schwarze Hochzeit!«
»Du bist viel zu aufgeregt, das macht mir Angst.«, quiektest du und klammertest dich an Mogura. »Ich habe noch nie um mein Leben gekämpft!«
»Gibt immer ein erstes Mal.«, mischte sich nun Katakuri ein, der die Schiffe am Horizont beobachtete. Du standest neben ihm, zu deiner Linken deine Schwestern und Frieda. Aegir machte jeden Mann und jede Frau mobil, brachte alle Krieger runter zum Hafen. Du fühltest dich ein wenig überfordert, dein Magen schmerzte furchtbar vor Angst. Wieso gerietst du nur immer wieder in solch chaotische Situationen?
»Ich habe Angst.«, murmeltest du ehrlich und wichst ein klein wenig zurück. »Was, wenn ich es versaue? Wenn jemand wegen mir stirbt?«
»Bleib auf dem Teppich.«, knurrte Hannah. »Du hast ja deinen Mann, der kann dich beschützen.«
»Keine Sorge, ich habe ein Auge auf dich.«, versuchte Katakuri dich zu beruhigen, doch du konntest nur gegen deinen trockenen Mund und rasenden Puls ankämpfen. 


Es gab keine Möglichkeit die Schiffe am Anlegen zu hindern und ehe du dich versahst fandest du dich tatsächlich in einem echten Kampf wieder. Kein Training, keine Samthandschuhe.

Drei Piratenbanden hatten sich zusammengetan, drei Banden die von Hilda ausgeraubt worden waren. Es waren rund 120 Mann gegen die ihr euch zur Wehr setzen musstet und du danktest allen verfügbaren Göttern, dass Katakuri bei dir war.
»Du gehst zu deiner Schwester.«, wies er dich plötzlich an und du schlucktest – würdest du ohne ihn in diesem Kampf denn bestehen können?
»Aber-«
»Du schaffst das schon.« Er warf dir einen warmen Blick zu, wusste um deine Zweifel. Dass er ein solches Vertrauen in dich setzte verlieh dir Mut, so dass du nicktest und dein Griff um Mogura etwas fester wurde.
»Okay.«, stimmtest du zu und liefst gen Westen, wo die Jüngste sich gegen ein ganzes Dutzend Piraten zur Wehr setzte. So schnell dich deine Beine trugen warst du bei ihr, Rücken an Rücken und beide mit erhobener Waffe.
»Pass doch auf!« Hannah stieß dich mit der Schulter zur Seite und riss ihr Schwert hoch, fing damit die Axt eines Piraten ab. Mit großen Augen starrtest du sie für den Bruchteil einer Sekunde an, nahmst dann aber die Gelegenheit wahr und verpasstet dem Typen einen kräftigen Tritt in den Magen, so dass er in sich zusammensank und sich am Boden wand wie ein Aal. Hannah's blaue Augen funkelten dich erzürnt an, doch du erkanntest auch die Sorge darin.
»Muss ich jetzt etwa auf meine große Schwester aufpassen?«, knurrte sie dir zu. »Erst lässt du mich im Stich und dann lässt du dich auch noch töten?«
»Ich hab dich nicht im Stich gelassen!«, zischtest du und du stießt das stumpfe Ende von Mogura einem Piraten hinter dir ins Gesicht. Seine Nase brach und Blut ergoss sich über sein Gesicht. »Ich habe Katakuri geheiratet um euch zu schützen – und dann haben wir uns ineinander verliebt!«
»Ich war ganz alleine hier.« Hannah schwang ihren Zweihänder und erwischte einen Piraten an der Schulter. Er schrie, hielt sich die blutende Wunde und fiel zurück, doch immer mehr Männer kamen auf euch zu. »Während du mit diesem Idioten da drüben Heile Welt spielst.«
Sie nickte rüber zu Katakuri, der mit seinem Mochi gerade einen Haufen Gegner ins Meer stieß. Kurz beobachtetest du deinen Ehemann, besannst dich dann aber eines Besseren und konzentriertest dich wieder auf deine eigenen Gegner.
»Hannah.« Du drehtest dich zu deiner Schwester um und sahst sie mit einem warmen Blick an. »Ich liebe ihn. Aber ich liebe auch dich, du bist meine Schwester.«
»Ist ja gut, ist ja gut.« Hannah verdrehte die Augen und schlug dir gegen die Schulter. »Vielleicht war ich ja ein bisschen zu grob zu dir.«
»Ich nehme das mal als Entschuldig-RUNTER!« Du packtest Hannah am Kragen ihres Kleides und zogst sie zurück. Nur um wenige Millimeter verfehlte das Schwert eines Piraten ihre Kehle und beinahe hättest du deine kleine Schwester für immer verloren. Mit einem wütenden Knurren tratst du einen Schritt vor und stießt den Kopf des Dreizacks in die Brust des Mannes. Ein gurgelndes Geräusch entkam seiner Kehle und Blut ergoss sich auf den Boden als du deine Waffe zurückzogst. Erschrocken über deine eigene Entschlossenheit zucktest du ein wenig zusammen. 


Er ist tot.


Das war das erste Mal, dass du einen Menschen eigenhändig getötet hattest! Beunruhigend war nur, dass es dir nicht so viel ausmachte wie erwartet. Ganz im Gegenteil, du spürtest einen Funken Stolz in deiner Brust, der Stolz deine Familie verteidigen zu können. Du warst nicht wehrlos oder schwach, du konntest deine Liebsten schützen wenn es wirklich darauf ankam!

»Nicht schlecht!«, hörtest du Hannah's Stimme hinter dir und du rafftest die Schultern. Es wurde Zeit sich zu beweisen und endlich mit dem Gejammer aufzuhören, sagtest du dir. Immerhin warst du eine erwachsene Frau und kein Kind mehr!
»Geh zu Hilda und Frieda!«, wiest du die Blonde an. »Ich gehe zu meinem Mann.«
Hannah nickte stumm und folgte deinem Befehl ohne Widerworte zu geben. Ein Stein fiel dir vom Herzen, als du deine Wut schwinden spürtest. Sie war nicht einfach verpufft, doch es war deutlich leichter zu atmen. Du würdest dich mit deiner Schwester wieder vertragen – wenn auch nicht unbedingt schon an diesem Tag.
Du folgtest dem Hafen nach Osten, sahst wie Katakuri ohne allzu große Mühen eine beträchtliche Anzahl Piraten in einem Ball aus Mochi gefangen hatte. Es sah schon beinahe witzig aus, wie nur die Köpfe der Feinde aus der weißen Masse heraus schauten. Dann sahst du wie Katakuri kurz in seinen Bewegungen inne hielt und sich dann sofort in deine Richtung wandte. Verwundert sahst du wie er loslief, direkt auf dich zu. Du wolltest ihm winken, ihm zeigen dass es dir gut ging – doch etwas hielt dich plötzlich davon ab. Ein kaltes Gefühl erfasste deinen Körper und eine grausige Gänsehaut fuhr über deinen Rücken. Als würdest du in Eiswasser getaucht werden, erfüllte es jede Faser deines Körpers und paralysierte dich: Es war Angst. Eine Welle purer Angst und Adrenalin überschwemmte dich.
Doch es war nicht deine Angst, es war seine.
Verwirrt schütteltest du den Kopf, versuchtest das fremde Gefühl loszuwerden. Etwas stimmte nicht, irgendetwas würde passieren. Etwas das Katakuri eine Heidenangst einjagte. Aber es war Katakuri, er hatte doch nie Angst! Was konnte so schlimm sein, was würde passieren, dass er so überrannt wurde von Panik?
Ein Kampfschrei drang an deine Ohren. Erstaunt wandtest du dich um und sahst, dass einer der Piraten von der Reling seines Schiffes sprang, ein Schwert in den Händen. Die Klinge kam direkt auf dich zu, die Spitze zielte auf dein Gesicht.
Blut spritzte über den Boden, der Dreizack lag nutzlos in deinen zitternden Händen. Du erwartetest das Ende deines Lebens, die Klinge in deiner Haut – doch deine Zeit schien noch nicht gekommen zu sein. Ein kräftiger Arm hatte sich um deine Taille geschlungen, hatte dich zur Seite gezogen und erst nach einem Moment des Schreckens wagtest du die Augen wieder zu öffnen.
»Katakuri!«, entkam es dir erleichtert, als du sahst dass er dich vor dem sicheren Tod bewahrt hatte. Dein Mann hatte dich gepackt und an sich gezogen, den linken Arm zu deinem Schutz vor dich geschoben. Ein tiefer Schnitt klaffte an seinem Unterarm und Blut tropfte zu Boden. Dein Angreifer war verdutzt über seine fehlgeschlagene Attacke, wurde aber sofort von Katakuri am Hals gepackt und mit einem widerlichen Knacken brach er ihm das Genick.
»Dein Arm!«, riefst du schockiert und sahst zu deinem Mann auf. »Katakuri, es tut mir so lei-«
»Bist du verletzt?«, unterbrach er dich. Heftig schütteltest du den Kopf, starrtest aber noch immer auf die tiefe Verletzung an seinem linken Arm. Tränen stiegen in deine Augenwinkel – es war deine Schuld. Hättest du nur besser aufgepasst, dann wäre das nicht passiert!
»Dir geht es gut.« Er sagte es nicht zu dir, er wollte sich selbst beruhigen. Besorgt legtest du eine Hand auf seine Brust, lenktest so seine Aufmerksamkeit auf dich. Du mustertest ihn, spürtest seine schweren Atemzüge unter deinen Fingern.
»Katakuri.« Deine Stimme zitterte unter der geballten Menge Adrenalin und durch den widerwärtigen Geruch des Blutes. »Was hast du in der Zukunft gesehen?«
Die weinroten Augen waren so voller Schmerz und Angst, dass es beinahe deinen Atem raubte. Sein Griff an deiner Taille wurde etwas fester und dir wurde klar was er gesehen haben musste; Dass er es in allerletzter Sekunde verhindert hatte.

The Taste of Copper: Black WeddingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt