When you call, I'll be at your side

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Mit noch immer zitternden Fingern wickeltest du den Verband ein letztes Mal um Katakuri's Arm und befestigtest ihn, so dass er nicht verrutschen konnte. Die letzten Stunden waren die Hölle auf Erden gewesen und du warst dir mehr als sicher, dass du Kämpfe und Schlachten nicht ausstehen konntest. Um ein Haar wärst du gestorben, beinahe hätte auch Hannah dran glauben müssen und einige der Krieger deines Vaters wurden verletzt. Nur Dank Katakuri hattet ihr alle Piraten in die Flucht schlagen können – er hatte mehr als deutlich gemacht, dass diese Insel unter Big Mom's Schutz stand. Nach dem Kampf hatte er ein ernstes Wort mit deinen Schwestern und deinem Vater gesprochen. Sie sollten eine Abmachung mit Mom treffen, andernfalls würden sie bei der nächsten Attacke vollkommen schutzlos dastehen. Zähneknirschend mussten deine Schwestern dem zustimmend, denn was war wichtiger: Ihr Stolz oder das Dorf?
»Du bist so still.« Katakuri sah dich aufmerksam an, musterte dich bis du schließlich leicht seufztest.
»Ich konnte deine Angst fühlen.«, gabst du leise zu, legtest eine Hand auf seinen verletzten Arm. Schuldgefühle stiegen in dir auf und bereiteten dir Magenschmerzen – immerhin war es deine Schuld, dass er verletzt worden war. Du hattest nicht aufgepasst und wieder Mal zeigte sich, dass du keine Kämpferin warst.
»Ziemlich unhöflich, dass du einfach so in mich hinein fühlst ohne zu fragen.«, versuchte er dich aufzuheitern, doch es funktionierte nicht. Diese unbändige Angst kribbelte noch immer unter deiner Haut, ließ deine Finger zittern.
»Was, wenn ich wirklich gestorben wäre?«, fragtest du bedrückt. Der Gedanke ließ dich nicht mehr los, nagte an dir – wenn das so weiter ging, dann bekamst du am Ende noch ein Magengeschwür.
»Du bist aber nicht gestorben.«
»Aber-«
»Hör auf.« Katakuri legte eine Hand in deinen Nacken, zog dich etwas an sich heran. »Sich in 'falls' und 'wenn' zu verrennen ist gefährlich.«
»Es war wirklich knapp, das konnte ich fühlen.«, erwidertest du trotzig. Auch wenn er anscheinend nicht darüber sprechen wollte – nicht verwunderlich, so war Katakuri einfach - du hattest Redebedarf. Du wolltest deine Sorgen mit ihm teilen und die Angst loswerden.
»Es war nicht das erste Mal, dass es knapp war.«, sagte er. »Ich habe es dir nie vorher erzählt, weil ich genau wusste wie du dich darüber aufregen wirst.«
»Was? Wann war es denn noch knapp?« Erbost öffnetest du den Mund um mit ihm zu schimpfen, doch du ließt es bleiben. Er wollte dich schonen, wollte nicht, dass du dir Sorgen machtest. Das war ja auch sehr löblich von ihm, doch er war nicht ehrlich zu dir gewesen!
»Die Sache mit der Fabrik vor sechs Jahren, du wärst gestorben wenn ich den Arbeiter statt dir rausgeholt hätte. «, begann er aufzuzählen. »Dann noch die Geschichte mit der vier Meter hohen Marzipantorte an deinem Geburtstag und deine grandiose Idee auf Chiffon's Hochzeit. Du hast mit Galette gewettet, dass du eine echte Schwertschluckerin wärst.«
»An das Letzte erinnere ich mich nicht einmal.«, stöhntest du auf und vergrubst das Gesicht in den Händen. Warst du wirklich so ein schwerer Fall von Leichtsinn?
»Galette und du, ihr hattet ziemlich viel Spaß an dem Abend.« Er schien sich noch immer köstlich darüber zu amüsieren, während du am liebsten im Boden versinken wolltest. Galette war auf Hochzeiten der Familie immer bestens gelaunt und sie riss dich nur zu oft mit sich, so dass ihr beide meist mit einem Kater am Folgetag endetet. Spaß hatte immer seinen Preis, zu deinem Leidwesen.
»Wie hältst du es nur mit mir aus...«, murmeltest du mit schlechtem Gewissen. Der Mann musste wirklich eine Engelsgeduld haben, wenn du dich ständig in Schwierigkeiten brachtest!
»Wir sollten uns langsam verabschieden, ich will einfach nur noch nach Hause.«, wechseltest du das Thema plötzlich. Katakuri würde einen Boten von Big Mom nach Litjässe schicken, sobald ihr wieder in eurem Zuhause angekommen wart und endlich wieder Ruhe und Frieden einkehrte. Der Bote würde dann die Verhandlungen zum Anteil von den erbeuteten Schätzen deiner Schwestern führen und endlich konnten sie ohne Bedenken ihre Ressourcen aufstocken und mussten im Winter nicht mehr hungern. Vielleicht konntest du ihnen ja trotzdem einige Vorräte zukommen lassen – dir würde schon irgendeine Möglichkeit einfallen. 


»Schreibst du mir wieder?«, fragtest du und rangst nervös mit den Händen. Es war Zeit zum Aufbruch, euer Schiff war bereit zum ablegen und es war Zeit dich von deiner Familie wieder einmal zu verabschieden. Es stimmte dich traurig, doch es war nicht zu ändern.

»Vielleicht.« Hannah wich deinem Blick aus, sie schien auch nicht recht zu wissen was sie sagen sollte oder wie sie mit der Situation umgehen sollte. Es war eine seltsame, unangenehme Stimmung – drückend und schwer. Ganz vertragen hattet ihr euch nicht, doch die Feindseligkeit hatte sich ein wenig gelegt.
Mit einer Umarmung verabschiedetest du dich von Hilda, deiner frischgebackenen Schwägerin Frieda und endlich wurde es Zeit für die Heimreise. Zusammen mit Katakuri standest du an der Reling, mit gemischten Gefühlen beobachtetest du die Insel deiner Heimat und wie sie sich am Horizont entfernte und schließlich ganz verschwand. Ein Seufzen entkam dir, als du an die Strapazen dieser Reise dachtest. Euren nächsten Urlaub würdet ihr definitiv woanders verbringen!
»Katakuri?«
»Mh?«
Du holtest tief Luft, sogst so viel Mut ein wie du nur konntest und sahst dann zu ihm auf. Die roten Augen musterten dich und du musstest dich sehr beherrschen, dass dich besagter Mut nicht gleich wieder verließ. Es wurde Zeit, du musstest es ihm endlich sagen.
»Wir haben doch über Kinder gesprochen.«, sagtest du leise. »Ich glaube, ich muss dir diesbezüglich etwas sagen.«
»Ich weiß es doch schon längst.«
»Was? Woher?«, fragtest du sofort. Wie konnte er nur davon wissen?
»Bei der Hochzeitszeremonie war es das erste Mal, dass du das Thema Kinder überhaupt angesprochen hast, aber das hat mich eigentlich nur bestätigt. Du bist schon seit einigen Wochen ziemlich launisch, ich habe ein verdammt gut trainiertes Observationshaki und zu guter Letzt: Ich kenne deinen Körper seit sieben Jahren. Dachtest du wirklich, ich würde deine enorm größeren Vorzüge nicht bemerken?« Das verschmitzte Lächeln unter seinem Schal wurde etwas breiter und du sahst die Belustigung in seinen Augen. Ertappt kreuztest du die Arme vor der Brust und warfst ihm einen genervten Blick zu.
»Ernsthaft? Du bist wegen meiner Brüste darauf gekommen?«
»Was soll ich sagen, sie fallen mir eben auf.« Ein Lachen konntest du dir nun beim besten Willen nicht mehr verkneifen und du schlugst ihm spielerisch gegen die Schulter. Tja, er war halt immer noch ein Mann.
»Und trotzdem hast du mich gestern kämpfen lassen.«, wandtest du dich an ihn, ein wenig ernster. »Ziemlich wagemutig.«
Er seufzte und nickte, schien es in der Tat zu bereuen dich nicht davon abgehalten zu haben.
»Mama hat auch immer gekämpft, ob schwanger oder nicht. Ich bin so zarte Frauen wie dich nicht gewöhnt.«, erklärte er sich. Empört verpasstest du ihm einen weiteren Klaps auf die Schulter, doch er hatte ja durchaus Recht. Du warst wesentlich zarter besaitet als die anderen Frauen der Familie Charlotte. Aber war das wirklich schlecht?
»Versteh mich nicht falsch.« Katakuri schien deine Gedanken wieder einmal lesen zu können und du bekamst einen Kuss auf die Stirn. »Anders würde ich es mir nicht wünschen.«
»Immer noch der alte Romantiker.«, murmeltest du und lehntest dich an seine Schulter.
Er würde sich wohl nie ändern – zum Glück.

The Taste of Copper: Black WeddingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt