Until death do us part

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»Nein, Nein. Nein. Einfach Nein.«
Es war der Morgen der Hochzeit und während du dich, mit Ächzen und Fluchen, in ein edel besticktes Kleid zwängtest kam Katakuri aus dem Badezimmer, frisch geduscht und er war dabei sich seine Weste überzuziehen.
»Nein.«, wiederholtest du ungeduldig und schnapptest ihm die Weste aus den Händen. »Du wirst keine Kleidung tragen auf der 'CHARLOTTE' steht.«
Er verdrehte die Augen, verstand aber was du damit sagen wolltest. Die Hochzeitsgesellschaft gab nicht viel auf Charlotte Linlin, so dass es nicht sehr klug war sich mit ihrem Namen zu preisen.
»Und was soll ich dann anziehen?«
»Gut, dass du fragst.«, erwidertest du mit einem verschmitzten Lächeln und nicktest zum Bett. »Ich habe dir bereits ein Hemd rausgelegt.«
Katakuri seufzte und zog sich das aus feinsten Leinen gewebte Hemd über. Es war schwarz und am Kragen bestückt mit Fell, passend zu seinem Schal. Er schien sich nicht sehr wohl darin zu fühlen, aber wenn du in diesem eng zu schnürenden Kleid leiden musstest, sollte er das in dem Hemd auch! Geteiltes Leid war halbes Leid, wie man so schön sagte.
»Gut siehst du aus.«, sagtest du und mustertest ihn ausgiebig, zeigtest dann auf seine Stiefel. »Was ist mit den Sporen?«
»Die Sporen bleiben.«
Resignierend seufztest du und zucktest mit den Schultern – Kompromisse eingehen, das war der Schlüssel zu einer harmonischen Ehe. Und wenn er die dämlichen Sporen tragen wollte, dann war es eben so.
»Ich würde ja gerne sagen, dass du wie ein echter Halbriese aussiehst, aber dafür bist du einfach zu schlank. Und zu gut erzogen.«, sagtest du und dachtest an die männlichen Vertreter deiner Art. Sie waren meist sehr füllig, trugen Vollbärte und benahmen sich als wären sie in einer Scheune aufgewachsen. Zum Glück war dein Ehemann etwas gebildeter als die Kandidaten auf dieser Insel – beim Gedanken an Floki erschaudertest du unter dem aufkommenden Ekel.
»Das mit der Weste verstehe ich ja, aber warum soll ich denn aussehen wie ein Riese?«, fragte Katakuri und verschränkte ungeduldig die Arme. »Ich bin ein Mensch.«
»Komm schon, du weißt ich finde die ganze 'Ich bin fast 50, aber immer noch cool' Sache wirklich ansprechend, aber nicht auf einer Hochzeit.«
»Was meinst du denn damit?«
Du gestikuliertest ein wenig an ihm herab und zucktest mit den Schultern.
»Naja, all das Leder, die Nieten, die Weste... Muss ich noch mehr aufzählen? Keine Sorge, sexy finde ich es wirklich – aber nicht auf der Hochzeit meiner Schwester.«
Er kam sich anscheinend ein wenig veralbert vor, drehte dich an der Schulter herum und begann dein Kleid zuzuschnüren. Ein Ächzen entkam dir, denn er zog die Bänder sehr fest – wohl die Rache dafür, dass du ihn so aufzogst.
»Du wirst auch nicht jünger.«, neckte er dich und du tratst ihm mit einem gespielt eingeschnappten 'Tse' auf den Fuß. Lange ernst bleiben konntest du jedoch nicht und du warfst ihm einen kurzen, jedoch liebevollen Blick über die Schulter zu. Zuneigung überschwemmte dich wie eine warme, angenehme Welle und du zogst irritiert die Brauen zusammen. War dies dein Gefühl oder seines? Konntest du wirklich so genau seine Gefühle spüren, so intensiv als wären es deine eigenen? Sicher, du hattest schon immer so ein Händchen für seine Emotionen gehabt. Nach nur wenigen Jahren der Ehe war es ein Leichtes für dich ihn zu lesen wie ein Buch. Es war immerhin Katakuri, dein Ehemann! Der Mensch, den du am meisten auf dieser Welt liebtest und zu dem du dich verbunden fühltest. Er war der Einzige der dich verstand, der Einzige dem du dich anvertrauen konntest und der dich so liebte wie du warst. Kein Verstecken, keine falschen Tatsachen. All die Pflichten waren unwichtig wenn du bei ihm warst, der Dreh- und Angelpunkt deiner Welt war nur er allein.
Es dauerte einen Moment bis du erkanntest, dass diese Gefühle tatsächlich nicht deine waren. Es fühlte sich warm an, du fühltest dich gut und unglaublich verliebt – doch das kam nicht nur von dir. Wieder sahst du kurz über deine Schulter, beobachtetest Katakuri ganz genau. Seine Hände verschnürten das Kleid weiter und du sahst an den Ansätzen seiner Narben das leichte Lächeln, welches durch den Schal versteckt wurde.
Diese intensive, tiefgreifende Liebe war nicht von dir - sie war von ihm.


Die Trauung selbst fand auf der schön geschmückten Lichtung im Wald statt. Es war so anders als deine eigene Hochzeit, viel naturverbundener – vielleicht kam dir das aber auch nur so vor, weil ein mutiges Eichhörnchen am Saum deines Kleides zupfte und du es mit dem Fuß zur Seite schieben musstest. Alles in allem war die Zeremonie an sich genauso langweilig wie die Hochzeiten daheim auf Whole Cake Island. Die letzte spannende Hochzeit war die von Praline gewesen, als sie den Fischmenschen Aladdin geheiratet hatte. So eine Fischmenschenhochzeit war ziemlich wild, aber noch wilder würde es wohl am Abend bei der Feier zugehen. Riesen waren bekannt für ihre rauschenden Feste, die Unmengen an Alkohol und Kämpfe während der Feierlichkeiten. Doch diese ruhige Hochzeit im Schatten einer riesigen Eiche war eher vorhersehbar und öde. So süß das Brautpaar auch war, das Gesäusel ging dir allmählich auf den Geist.

The Taste of Copper: Black WeddingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt