First Impression

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Jimin:

Nervös wischte ich meine schwitzigen Hände an der Anzughose ab.

Auch wenn ich noch immer nicht wirklich begeistert davon war, hier zu sein, wusste ich, wie wichtig dieser Termin mit den Lees für meine Familie war und, dass es eine Katastrophe wäre, wenn wir das hier versauen würden.

Denn - um einfach mal ganz ehrlich zu sein - die Firma meiner Eltern stand kurz vor dem Bankrott und die einzige Hoffnung, das Familienerbe zu retten, wäre ein Geschäft mit der Familie, die uns gerade gegenüber in diesem viel zu teuren Restaurant saß.

Ich seufzte in mich rein und hielt mich erst einmal stumm zurück, als die Erwachsenen sich einander vorstellten und begrüßten.

Dabei fiel mein Blick auch auf den blonden Typen, der wohl der Sohn der Anderen zu sein schien.

Ich zog verwirrt meine Augenbrauen zusammen, als ich merkte, wie die junge Frau, die offenbar seine Freundin war, nach seiner Hand greifen wollte, er sie aber ungerührt wegzog und mit einem kleinen schadenfrohen Lächeln höflich die Hand meines Vaters schüttelte.

Unwillkürlich fragte ich mich, wie viel er wohl über den Notstand meiner Familie wusste und ob ihm klar war, wie überlegen sie uns waren...aber irgendwie sah es schon so aus, als wüsste er Bescheid.

Ich schüttelte über mich selbst den Kopf.

Darüber sollte ich mir jetzt echt keine Gedanken machen.

Es gab wirklich Wichtigeres als den schon extrem verzogen wirkenden Sohn der Lees.

Obwohl der doch irgendwie echt gut aussah...

Mit der vornehmen hellen und makellosen Haut, den perfekt gestylten Haaren, den fein definierten Gesichtszügen...

Ich verpasste fast, mich ebenfalls vorzustellen, kam dem aber schnell nach, als ich spürte, wie meine Mutter leichten Druck auf meinen Rücken ausübte.

Der Reihenfolge des Alters nach schüttelte ich also die Hände der Fremden und stellte mich ohne noch länger zu zögern, vor.

Jedenfalls bis die Finger meiner rechten Hand sich mit den kühlen des Sohnes verschränkten.

Ich schluckte.

Unter dem Blick seiner stechenden, fast schon schwarzen Augen, fiel es mir plötzlich ungeheuer schwer, auch nur einen Ton herauszubringen.

Verlegen brach ich kurz den Augenkontakt ab und räusperte mich, bevor ich mit immer noch etwas verstellter Stimme murmelte:

"Guten Abend, mein Name ist Park Jimin. Freut mich, Sie kennen zu lernen."

Wieder umspielte ein leicht spöttisches Lächeln seine Lippen, ehe er knapp antwortete:

"Lee Taemin."

Ich senkte den Kopf.

Und wie er wusste, dass seine Familie der meinen überlegen war...

*

Taemin:

Irgendwie war mein Vorsatz, den höflichen und perfekten Sohn zu spielen, nicht wirklich lange in meinem Kopf geblieben.

Aber ganz ehrlich, niemand könnte mir verübeln, dass ich Lust auf ein kleines Spielchen bekam, wenn ich ihn so sah.

Park Jimin.

Es hatte wahrlich schon hässlichere Typen gegeben, mit denen ich meinen Spaß gehabt hatte...

Während er gegenüber von mir Platz nahm, nahm ich mir die Zeit, ihn näher zu betrachten.

Weiche, aber doch männliche Gesichtszüge, trainierte Statur - obwohl er das mit seiner schüchternen Art dazustehen gerade ziemlich zu verstecken wusste -, lange Wimpern und makellose Haut.

Ja, er war dafür, dass er nur ein Mensch war, zweifellos ein Prachtexemplar.

Mein Blick huschte zu seinem Hals, der über dem Kragen des Hemdes wegen seiner kurzen Haare locker zu sehen war.

Normalerweise stand ich ja nicht so auf das Blutsaugen am Hals, aber bei ihm...

Nachdenklich musterte ich ihn weiter, während mein Vater schon das Essen bei einem Kellner bestellte.

Ob er wohl wirklich so schüchtern und zurückhaltend war und keine wilde, ungebändigte Seite hatte?

Irgendwie bezweifelte ich das.

Vor allem Menschen in seinem Alter waren es doch sonst, die sich nur daneben benahmen...

Wie nebenbei wies ich den Kellner an, mir einfach das Erstberste an Essen zu bringen und beobachtete Jimin genauestens, als der ebenfalls seine Bestellung abgab.

So abgeneigt ich in der ersten Sekunde gewesen war, mir die Aufmerksamkeit mit ihm zu teilen, so interessant erschien er mir nun.

Und auch, wenn das voreilig klingen mochte, wusste ich jetzt schon, dass ich nicht zulassen würde, dass Essen das Einzige war, was wir zusammen tun würden.

Da gab es einfach irgendetwas in mir, das mir sagte, dass noch irgendetwas mit uns passieren würde.

Und auf meine unmenschlichen Gefühle konnte ich mich immer verlassen.


BTS/SHINEE - Paranormal Lover (TaeJi)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt