Kapitel 17

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Unsanft werde ich aus meinem Schlaf gerissen, indem mich jemand an meinen Schultern packt und mich kräftig schüttelt. Sofort öffne ich die Augen und blicke mich panisch um. Doch dann sehe ich Thomas direkt vor mir mit einem Grinsen im Gesicht.

"Hey bleib ruhig, es ist alles gut!"

"Was ist denn los?"

"Wir befinden uns jetzt auf der letzten Raststätte, bevor wir an unserem Ziel ankommen! Es sind nur noch 50 Kilometer!"

"Was, wirklich?? Wie toll!!"

Ich beginne zu jubeln, schnalle mich ab, da wir uns gerade im Auto befinden und steige aus. Es ist wieder sonnig, doch immernoch ein wenig kühl. Mich streckend sehe ich mich ein wenig um und erkenne einen Eiswagen. Sofort schiele ich rüber zu Thomas, der den Wagen auch schon entdeckt hat. Er kramt in der Tasche und holt einen 5 Euro Schein heraus, den er mir sogleich in die Hand drückt.

"Ich gehe mal schnell auf Toilette. Wärst du so lieb und würdest uns beiden ein Eis holen?"

"Ja klar, welche Sorte möchtest du?"

"Welche nimmst du denn?"

"Hm... ich denke Schoko."

"Dann bin ich die Vanille dazu."

Er zwinkert mich an und läuft in Richtung der Toiletten. Ich schmunzle und gehe zum Eisverkäufer. Der schaut mich jetzt erwartungsvoll an.

"Was darf es denn sein, junger Mann?"

"Zwei Mal Eis bitte, einmal Schoko und einmal Vanille."

"Kommt sofort!"

Er nimmt zwei Waffeln und gibt jeweils die gewünschte Kugel Eis hinauf. Dann reicht er sie mir.

"Das macht dann Zwei Euro bitte."

Ich reiche ihm de Schein, er gibt mir das Rückgeld und wir verabschieden uns. Ich drehe mich um, bleibe aber abrupt stehen, da ich sonst ein brünettes Mädchen umrennen würde.

"Oh entschuldige"

Doch plötzlich legt sie eine Hand meine Oberarme und grinst mich an.

"Du siehst aber stark aus, gehst du ins Fitnessstudio?"

"Eh nein, tue ich nicht"

Versucht sie gerade mit mir zu flirten?? Das ist mir mega unangenehm! Ich werde einfach weiter gehen.

"Hey warte doch, warum so eilig?"

Ich bleibe wieder stehen und drehe mich widerwillig um. Was zur Hölle will sie denn von mir? Sie geht mir auf die Nerven.
Doch auf einmal fährt sie mir mit ihren Händen über meinen Oberkörper und macht mir schöne Augen.

"Ich finde dich verdammt heiß! Willst du vielleicht mit in mein Auto kommen? Dann können wir.."

"Hör mal, ich bin nicht daran interessiert, ich bin vergeben."

"Ach, ich bin sicher viel besser als diese Tussi. Ich mache auch alles was du willst. Wirklich alles."

Sie beugt sich zu mir, um mich zu küssen, doch bevor ich mich dagegen wehren kann, wird sie zurückgezogen. Es ist Thomas!

"Hey! Was soll ... oh hallo, wer bist du denn?"

"Der Freund von dem Typen, den du gerade angemacht hast. Jetzt zieh Leine!"

Verwirrt schaut sie abwechselnd zu mir und zu ihm. Dann rollt sie mit den Augen und geht genervt davon. Ein blödes Kommentar kann sie sich natürlich nicht verkneifen.

"Na toll, schwule Idioten!"

Thomas sieht jetzt richtig wütend aus und brüllt ihr noch etwas hinterher.

"Fick dich, du Schlampe"

Erstaunt schaue ich ihn an. Solch schlimme Worte hat er doch noch nie gesagt. Er schaut mich an und fängt an zu grinsen.

"Ist doch so. Was bildet die sich denn ein? Will mir einfach meinen Dylan klauen"

"Ach ist egal, aber danke"

Er sagte 'sein Dylan'! Das gefällt mir. Lächend gebe ich ihm sein Eis, das leider schon anfängt hinuter zu laufen. Etwas Vanilleeis tropft auf seinen Finger, welchen er sogleich ableckt. Verdammt, sieht er gut dabei aus und sofort bekomme ich wieder versaute Gedanken, bis ich merke, wie Thomas mich kichernd beobachtet.

"Was ist denn?"

"Ich weiß ja nicht, wo du gerade mit deinen Gedanken bist, aber dein ganzes Eis tropft hinunter"

"Oh shit"

Wir beide setzen uns auf eine Bank, die in der Nähe vom Auto steht. Thomas möchte nicht, dass wir Eis in seinem Auto essen, weil er Angst hat, wir kleckern. Aber hier draußen ist es auch schön. Nur etwas kühl ist es. Thomas rückt näher an mich heran, als er bemerkt, dass ich friere.

"Du bist aber auch eine ganz schöne Frostbeule"

Ja, damit hat er recht. Ich friere ziemlich schnell, aber dafür habe ich ihn ja jetzt immer an meiner Seite. Doch eine Sache macht mir noch Sorgen.

"Du, Tommy?"

"Ja?"

"Wenn wir bei deinem Ferienhaus sind.. können wir dann auch jemanden anrufen?"

Er dreht den Kopf zu mir und schaut mich fragend an.

"Worauf willst du hinaus?"

Verlegen senke ich meinen Kopf nach unten und denke kurz nach. Ich denke ich kenne die Antwort bereits, aber ich werde trotzdem fragen.

"Meine Mom... sie macht sich sicherlich furchtbare Sorgen um mich.. sie war in letzter Zeit eh immer sehr besorgt.. ich möchte es ihr wenigstens erklären. Ihr sagen, dass ich sie lieb habe und dass es mir gut geht.."

Liebevoll legt Thomas eine Hand auf meine, mit der anderen Hand hebt er mein Kinn ein Stück hoch, damit ich ihn ansehen muss. Sein Blick ist voller Mitleid.

"Dyl, ich kann dich sehr gut verstehen. Aber so leid es mir auch tut, wir können das nicht riskieren. Wenn du sie anrufst, wird sie es deinem Vater vielleicht sagen und dann wir sind geliefert."

"Und wenn ich jetzt von hier aus anrufe?"

"Wir sind viel zu nahe, dann hätten sie eine Spur, würden alle Städte im Umkreis nach uns durchforsten und uns finden. Es ist im Moment einfach nicht möglich."

Es macht mich so unheimlich traurig. Sie wird ganz krank vor Sorge sein, die Ungewissheit wird sie fertig machen. Sie wird mich hassen... die Tränen beginnen jetzt nur so zu fließen. Thomas kramt kurz in seiner Hosentasche und holt ein Taschentuch hervor. Er faltet es auf und wischt mir damit zärtlich die Tränen weg.

"Wir finden eine Möglichkeit um sie zu kontaktieren, ohne dass sie es zurück verfolgen können. Das verspreche ich dir! Nur lass uns erstmal warten okay?"

"Nagut"

Ich stehe auf und laufe zum Wagen, doch er hält mich am Arm fest. Ich drehe mich um und Thomas legt eine Hand auf meine Wange, schaut mir direkt in die Augen.

"Die Hauptsache ist doch, dass wir jetzt zusammen sind. Und es auch bleiben."

"Ja du hast Recht"

Ich beuge mich vor und küsse ihn. Er erwidert den Kuss, dann schlendern wir zurück zum Auto und fahren weiter. Die Fahrt vergeht jetzt im Flug. Aufgeregt beobachte ich die vorbeiziehende Landschaft, bis wir in eine Stadt einbiegen. Auf das Schild habe ich leider nicht geachtet. Jetzt schaue ich mir interessiert die Häuser und Geschäfte an, die verschiedenen Leute in der Stadt beim Einkaufen, Spazierengehen etc.
Plötzlich fahren wir nach Rechts und bleiben vor einem Zaun stehen. Thomas schnallt sich ab und öffnet die Autotür. Er lächelt mich glücklich an.

"Wir sind da!"

Komm mit! [Dylmas FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt