Kapitel 24

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Mein Herz schlägt wie verrückt, als ich mich neben ihm auf einem Barhocker niederlasse. Sogleich dreht er sich zu mir, doch sein Blick verändert sich schlagartig, als er mich erkennt. Ich kann es nicht deuten, aber mir scheint es, als würde ich eine Mischung aus Überraschung, Wut aber auch ein bisschen Freude erkennen. Sofort wendet er wieder den Blick von mir ab und schaut nach unten. Seine leise, traurige Stimme lässt mich leicht zusammen zucken.

"Was machst du hier?"

"Ich habe nach dir gesucht und zufällig dein Auto vor der Bar stehen sehen."

Er nickt nur stumm und sieht auf zu dem Barkeeper, der jetzt vor uns steht und mich erwartungsvoll ansieht. Ich bestelle einen Sex on the Beach, wie in der Nacht, in der wir uns kennen lernten. Als ich den Cocktail serviert bekomme, nehme ich sofort einen großen Schluck. Der Geschmack weckt sofort meine Erinnerungen an diese eine Nacht und lässt mich alles noch einmal in Gedanken erleben. Ein leichtes Lächeln huscht über meine Lippen, das jedoch gleich wieder erlischt, als meine Gedanken wieder in der Gegenwart ankommen. Laut seufze ich und drehe mich zu meinem Thomas. Unsicher mustere ich ihn und entschließe mich einfach das zu sagen, was ich denke.

"Thomas, es tut mir leid. Ich war ein egoistischer Vollidiot und kann total verstehen, wenn du dich von mir trennen willst. Doch ich flehe dich an.. komm zurück und gib mir noch eine Chance. Ich verspreche dir, du wirst es nicht bereuen! Ich liebe dich doch.."

Mittlerweile sieht mir Thomas direkt in die Augen, während ich verzweifelt versuche geeignete Worte zu finden. Innerlich hoffe ich so sehr, dass er mein "Ich liebe dich" einfach erwidert und mir in die Arme fällt, doch dem war nicht so. Er atmet lediglich laut aus und wendet sich wieder seinem Drink zu. Ist das gerade sein Ernst? Er ignoriert mich einfach? Ich möchte gerade einfach nur schreien, aus Wut, Enttäuschung und Verzweiflung. Doch ich versuche mich zu beherrschen und tue das gleiche. Irgendwie habe ich es ja auch verdient. Nach einer gefühlten Ewigkeit des Schweigens legt er Geld auf den Tisch und steht auf. Er sieht ein bisschen wackelig auf den Beinen aus, was wohl am Alkohol liegt.

"Wir sollten draußen weiter reden."

Ich nehme einen letzten Schluck aus meinen Glas, stehe auf und krame in meiner Hosentasche.

"Ich habe für uns beide bezahlt."

Erstaunt sehe ich ihn an, bedanke mich kleinlaut und gehe mit ihm gemeinsam nach draußen. Sofort spüre ich die erfrischende Kühle der Nacht auf meiner Haut. Ein Blick zu Thomas verrät mir, dass es ihm mittlerweile schwer fällt gerade auf den Beinen zu stehen.

"Thomas, bitte gebe mir die Autoschlüssel."

Etwas widerwillig und verwirrt kramt er die Schlüssel aus seiner Jackentasche und gibt sie mir. Mithilfe der Bluetooth-Funktion öffne ich das Auto von weitem und führe  Thomas dort hin. Ein stärkerer Geruch nach Alkohol steigt mir in meine Nase, als er mir so nahe ist, doch ich ignoriere es. Am Auto angekommen, öffne ich die Tür und setze ihn vorsichtig auf den Beifahrersitz. Mein Blick wandert zu meinem Fahrrad, doch ich beschließe es erst einmal hier zu lassen.
Ich fahre mit ihm an eine schöne Stelle am Meer, die ich vor ein paar Tagen beim Spazierengehen entdeckte. Dort steht eine Bank direkt am Wasser, die durch eine einzelne Laterne beleuchtet wird. Als wir uns beide auf sie fielen lassen, breitet sich eine unangenehme Stille aus. Ich beschließe einfach nichts mehr zu sagen. Das macht es doch eh nicht besser. Doch auf einmal bricht er die Stille.

"Hast du eine Ahnung, wie sehr du mich verletzt hast?"

Verwirrt sehe ich ihm einen Moment lang in die Augen, senke jedoch sogleich wieder meinen Blick.

"Ich habe mein gewohntes Leben für dich hinter mir gelassen. Habe mich für ein neues Leben entschieden, ein Haus mit dir in einer fremden Stadt bezogen. Habe mich sogar dazu entschlossen meine Schauspielkarriere zu beenden. Und dann mache ich einen kleinen Fehler und schon gehst du mir rund um die Uhr aus dem Weg und ignorierst mich. Gibst mir das Gefühl der schlimmste Mensch auf Erden zu sein, obwohl wir uns ausgesprochen haben. Man ich halte das nicht länger weiter aus. Entweder du verzeihst mir wirklich oder wir können das nicht mehr."

Mein Herz macht einen Aussetzer, als er dies sagt. Entsetzt sehe ich ihn an, er jedoch sieht mich nur mit glasigen Augen an. Eine Träne läuft mir über das Gesicht, die ich sofort wegwische.

"Nein nein, bitte nicht! Ich tue alles was du willst, doch bitte trenne dich nicht von mir! "

Ich atme hörbar aus und senke den Blick. Egal wie schwer mir das auch fallen wird, aber ich darf ihn nicht verlieren.

"Ja ich verzeihe dir und werde nie wieder damit anfangen, doch gib uns nicht auf...ich .."

Doch bevor ich meinen Satz beenden kann, werde ich von einem spürbar skeptischen Thomas unterbrochen.

"Das hast du mir schon mal gesagt! Und danach wurde ich trotzdem wie Luft behandelt! Woher soll ich wissen, dass du dich diesmal auch daran hältst?"

Ich ringe verzweifelt nach Worten, doch vergeblich. Wie soll ich ihm das denn jetzt beweisen? Doch dann schalte ich einfach meine Gehirn aus und lasse mein Herz entscheiden. Langsam rutsche ich näher an ihn und lege eine Hand vorsichtig an seine Wange, die andere auf seine Hand. Die Wärme seiner Haut fühlt sich einfach toll an.  Bevor Thomas etwas sagen kann, lege ich meine Lippen auf seine. In diesem Moment vergesse ich alle meine Gedanken und lasse meinen Gefühlen freien Lauf. Ebenso wie Thomas, der seine Tränen nicht länger zurück halten kann. Er löst sich aus dem Kuss und umarmt mich fest. Ich erwidere es und schließe meine Augen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit stehe ich auf, lächle ihn an und strecke ihm meine Hand entgegen. Verwirrt sieht mich dieser an.

"Gehst du mit mir schwimmen?"

Ein Lächeln huscht nun auch über seine Lippen und er ergreift nach kurzen Zögern meine Hand. Prüfend sehe ich mich um, doch wir scheinen hier allein zu sein. Also beginne ich mich zu entkleiden. Thomas tut es mir gleich, doch es scheint ihm peinlich zu sein. Als wir nur noch in Boxershorts gekleidet voreinander stehen, sehe ich ihn fordernd an.

"Das kannst du vergessen! Das hier ist kein FKK Strand!"

Ich muss über seine Reaktion lachen. Er ist echt verdammt süß, wenn er sich für etwas schämt. Ein genervter Blick von ihm verrät mir, dass er mein Lachen wohl unangebracht findet, doch das bringt mich nur noch mehr zum Lachen. Aber um ihn nicht noch mehr zu verärgern, höre ich auf und gehe langsam auf ihn zu. Neugierig mustert er mich, bis ich wortlos vor ihm stehen bleibe. Mit einer schnellen Bewegung nehme ich Thomas auf meine Arme und laufe zügig auf das Wasser zu. Mir fällt auf wie leicht und zerbrechlich er doch ist.

"Nein!! Dylan!! So war das nicht abgemacht! Lass mich runter!"

Doch ich laufe zielstrebig weiter und tauche in das kalte Nass ein. Ein leises Quietschen entfährt Thomas, als das Wasser nun auch seinen Körper berührt. Ich lasse ihn los, doch er drückt seinen zitternden Körper sofort wieder an mich.

"Möchtest du wieder raus?"

"Ja gleich. Aber lass uns diesen Moment noch kurz genießen."

Komm mit! [Dylmas FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt