Langsam ging ich durch die leeren Gänge. Stille. Ich öffnete meine Zimmertür und schloss sie hinter mir. Mein Bett hatte ich, bevor ich zum Mittagessen gegangen war, schon gemacht. Ich ging zu dem Eisengestell und setzte mich auf die weiße Bettdecke. Stundenlang schaute ich aus dem kleinen Fenster. Man sah nur ein paar Felder und Büsche. Es klopfte. Eine von den nervigen Pflegern kam rein und lächelte mich freundlich an. Ich ignorierte sie und schaute weiterhin aus dem Fenster. „Heute wirst du zu deinem neuen Psychologen gehen. Um 16 Uhr musst du da sein." Als ich nichts erwiderte ging sie wieder. Ein kleines verächtliches Schnauben entwich mir. Weil mein alter Psychologe nichts aus mir rausbekommen hatte, musste ich jetzt zu einem Anderen gehen. Zu einem Neuen. Na toll! Ich hasste es hier. Ich hasste mein Leben. Ich hasste diese Anstalt.
Schon wieder überkam mich eine schreckliche Traurigkeit. Ein gequältes Schluchzen kam aus meiner Kehle und ich vergrub meinen Kopf in meinem Kissen. Niemand sollte mich hören. Ich wollte kein Mitleid! Noch eine Stunde. Dann müsste ich da sein. Kurz spielte ich mit dem Gedanken nicht zu gehen, aber ich verwarf ihn schnell wieder. Das würde nur Ärger geben. Wie letztes Mal.
Ich ging ins Badezimmer und wusch mir mein Gesicht. Mein Spiegelbild schaute mich aus traurigen Augen an. Meine Augenringe waren dunkler und größer geworden, meine Haut war leichenblass und man sah sogar blaue Adern an meiner Stirn und meinen Händen hervortreten. Armselig. Hässlich. Man sah dass es mir schlecht ging. Dass ich kaputt war. Dass mir niemand mehr helfen konnte. Dass ich einfach nicht mehr wollte und konnte.
Ich schlurfte zur Tür. Schwerenherzens drückte ich die Klinke runter und begab mich auf den Gang. Die grauen Wände ekelten mich an. Jeden Tag dasselbe. Immer nur grau und weiß. Steril. Die Tür zum Sprechzimmer kam immer näher. Es war eine hellbraune Tür. Die Tür zur Hölle. Zwei Stunden in einem Plastikstuhl sitzen und Fragen über sich ergehen lassen. Alles ausblenden. Nicht antworten. Seufzend klopfte ich. Ein „Herein" erschallte und ich öffnete die Tür. Mal sehen wie der Neue so ist. Ich hatte schon viele Psychologen gehabt, die sich die Zähne an mir ausgebissen hatten. Gut so. Ich will denen nichts Privates erzählen! Das geht die gar nichts an.
Ich trat ein und schloss die Tür wieder. Mein Blick schweifte über die Bücherregale und die hellgrüne Tapete. Schrecklich, aber besser als grau. Ein Räuspern erklang und ich drehte mich zu dem Schreibtisch. Ohne die Person anzuschauen setzte ich mich auf den Stuhl vor dem Tisch und blickte auf den Boden. „Hallo! Ich bin Louis Tomlinson, dein neuer Psychologe. Wie ist dein Name?" Schweigen. „Würdest du mir netterweise deinen Namen verraten?", versuchte er es noch einmal. Keine Antwort. „Kannst du mich wenigstens anschauen?", fragte er. Widerwillig hob ich meinen Kopf.
Das erste was ich sah, waren unglaublich blaue Augen. Ich hatte das Gefühl in ihnen zu versinken. Schnell schaute ich an die Wand hinter ihm. „Ich kann nicht mit dir arbeiten, wenn du mir nicht deinen Namen sagst!", sagte er vollkommen ruhig. „Harry.", murmelte ich leise und schaute ihn an. Ich blickte nicht in seine Augen. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen. „Hi Harry." Seine Stimme hatte einen sanften Unterton. Ganz kurz musterte ich ihn. Hellbraune Haare, stahlblaue Augen, ein weißes T-Shirt und eine Jeans, die ich nur halb sehen konnte, weil sie von dem Schreibtisch verdeckt wurde. Ich spürte wie er mich ebenfalls anschaute. „Also Harry. Was ist deine Lieblingsfarbe?" Überrascht guckte ich in seine Augen. Meinte er das Ernst? Anscheinend schon, denn Mr. Tomlinson guckte mich abwartend an. „Orange, Mr.", sagte ich mit wackeliger Stimme.
„Auch wenn es vielleicht ungewöhnlich ist, nenn mich doch bitte Louis. Dann wird es ein bisschen privater." Ich wollte nicht, dass es ein bisschen privater wurde! Ich wollte einfach nur meine Ruhe. „Meine Lieblingsfarbe ist dunkelrot.", gab er locker zurück. „Hast du ein Lieblingstier? Ich liebe ja Zebras.", schwärmte er. „Katze.", sagte ich knapp. „Du bist nicht sehr gesprächig, stimmt's?", lachte Louis. Und verdammt. Sein Lachen brachte mich fast um! Es war einfach perfekt. Moment. Was dachte ich denn da? Erschrocken starrte ich auf den Boden.
„Was hast du denn so für Probleme?", fragte er vorsichtig. Jetzt fing es an. Die Abfrage. Die Durchlöcherung. Ich war mir absolut sicher, dass er schon von meiner Akte wusste, was meine Probleme waren. Genauso wie meinen Namen. Ich antwortete nicht. Ich wollte ihm nichts von meinen Problemen erzählen. Von meinen vielen Problemen. Louis seufzte einmal. „So bringt das nichts. Wir sehen uns morgen um 14 Uhr wieder hier." Ohne was zusagen, stand ich auf und ging aus dem Raum.
In meinem Zimmer angekommen, legte ich mich auf mein Bett. Ich wusste, was in meiner Akte stand. Schnell zog ich mich aus und zog die Decke über mich. Wegen meinen Problemen hatte ich keine Freunde. Wegen meinen Problemen hatte ich keinen Mitbewohner. Die übliche Leere, umgab mich und ich musste mich wirklich zusammenreißen, nicht zu schreien. Diese Leere war das Schlimmste. Ich drehte mich in meinem Bett herum, bis ich endlich einschlief.
Am nächsten Morgen fühlte ich mich nicht sehr gut. Ich verspürte eine leichte Übelkeit und mein Kopf brummte. Mein Frühstück, ließ ich deshalb einfach liegen. Auch mein Mittagessen fiel aus. Ich hatte einfach keinen Hunger. Als ich kurz vor 2 an der Sprechzimmertür klopfte, ließ die Übelkeit nach und ich atmete erleichtert auf. Nach dem „Herein", betrat ich den Raum und setzte mich wieder auf den Plastikstuhl. Ich hob meinen Blick. Louis warf mir ein Lächeln zu und fuhr sich einmal durch die Haare. „Also Harry. Wie geht es dir heute?" „Beschissen. Ich hab wahnsinnige Kopfschmerzen." Louis schaute mich mitfühlend an. „Hast du genug getrunken?" Ich schüttelte mit meinem Kopf und kniff gleich danach die Augen zusammen, da ein scharfer Schmerz durch meinen Kopf schoss. „Ich hab noch gar nichts getrunken." „Dann gehst du jetzt erst mal etwas trinken.", sagte er und ich stand auf.
Auf einmal wurde mir schwindelig und ich stolperte ein paar Schritte nach vorne. Louis eilte zu mir und stützte mich. Mit seiner Hilfe konnte ich mich auf den Stuhl zurück setzten. Schwarze Punkte tanzten mir vor den Augen. Louis legte seine kühle Hand auf meine Stirn, aber ich schlug sie weg. „Lass mich." „Ich hol dir ein Glas Wasser.", murmelte er.
Ich wartete auf seine Rückkehr. Meine Augen hielt ich geschlossen. „Du bist kalk weiß.", sagte Louis plötzlich und ich erschrak gewaltig. Mein Herz klopfte schnell und hart gegen meinen Brustkorb. Ich öffnete die Augen und nahm von meinem Psychologen ein Glas Wasser entgegen. Mein Bauch grummelte. „Wann hast du das letzte Mal etwas gegessen?", fragte Louis und setzte sich hinter seinen Schreibtisch. Er schlug eine Mappe auf und schrieb etwas auf ein Blatt. „Gestern Nachmittag.", krächzte ich. Ich hatte ein kleines Stück Kuchen gegessen. „Harry. Das geht so nicht weiter. Du musst regelmäßig essen und trinken. Vorsichtshalber werde ich noch einmal kurz jemanden anrufen." Er schaute mich ernst an. Ich schloss wieder meine Augen und blendete alles um mich herum aus.
„Mr.Styles?" Ich setzte mich kerzengerade hin und schaute mich verwirrt um. „Sie müssen mitkommen. Sie ziehen um." Geschockt blickte ich dem Pfleger in die Augen. „Was?", sagte ich rau. Umziehen hieß ich wurde auf eine andere Abteilung verlegt. Das hieß von der offenen Abteilung zur geschlossenen. Tägliche Überprüfungen. Das macht mir am Meisten Angst. Ich drehte mich zum Schreibtisch. Louis schaute mich entschuldigend an. „Es ist nur zu deinem Wohl, Harry." „Ich hasse dich. Ich hasse dich so sehr.", schrie ich wütend und verzweifelt. Ich wurde aus dem Raum gezerrt.
Und nun saß ich hier. Auf einem weißen Bett, in einem kleinen Raum, ohne irgendwelche scharfen Gegenstände und ohne ein Bad. Wenn ich mal auf Klo musste, würde ich wohl eine Pflegerin fragen müssen. Das war krank. Ich dürfte nicht mehr alleine essen gehen. Ich war gefährlich für andere und für mich selber. Ich legte mich auf mein Bett und starrte an die Decke. Irgendwann fiel ich in einen leichten Schlaf.
-----------------------------------------------------------------------
Hiii!
Das ist das 1. Kapitel meiner neuen Story.
Ich hoffe es gefällt euch. :)
Irgendwie hatte ich mal Bock auf ne neue Story und BAM! hatte ich eine Idee!
Weil ich täglich Larry auf Wattpad suchte (und Ziam, Niam, usw) wollte ich auch mal eine Story hier veröffentlichen, die ich auf FF.de NICHT reingestellt hab.
Die Updates werden unregelmäßig kommen.
Aber ich werde mich natürlich ein bisschen beeilen, das nächste Kapi zu schreiben. :D
Comment
Vote
Like
x Lisa
DU LIEST GERADE
Psychiatry | | Larry Stylinson [AU]
FanfictionHarry kriegt einen neuen Psychologen. Dieser will ihm helfen, seine Vergangenheit hinter sich zu lassen. Wird das funktionieren? Wird Harry es schaffen, aus seinem schwarzen Loch herauszukommen? • • Larry Stylinson • • AU