„Hallo Eleanor, wie wars auf der Arbeit?" Er küsste sie auf den Mund und mir wurde fast schlecht. Das war also seine Freundin. Sie war klein, braunhaarig und hatte freundliche braune Augen. „Das ist Harry, wieder ein Patient von mir aus der Klinik." Ich war also nur ein Patient? „Ah, nett dich kennenzulernen.", sagte sie und winkte mir einmal zu. Ich wusste nicht, was ich erwidern sollte, also machte ich einfach gar nichts.
Louis Freundin drehte sich und ging elegant die große Treppe nach oben. Louis strahlte mich an und reichte mir ein Glas Wasser. „Hier sind auch noch die Noten und die Lyrics." Ich schaute mir das Blatt in Ruhe an und nickte dann. „Okay." „Perfekt. Du singst und ich spiele Klavier." Er setzte sich an ein dunkelbraunes Klavier, das in einer Ecke stand und spielte die ersten Takte. Ich ließ meinen Blick über die Papiere gleiten. „Strong" stand als Überschrift. Nervös schaute ich zu Louis. Wir fingen gleichzeitig an zu singen.
Benebelt stand ich dort. Louis lachte leise und klopfte mir auf die Schulter. „Es ist wunderschön.", murmelte ich und Louis bedankte sich. „Hab ich geschrieben.", grinste er und mir fielen fast die Augen aus dem Kopf. „Wirklich?" Eleanors helles Lachen erklang und sie kam ins Wohnzimmer. „Oh ja. Ich durfte mir die einzelnen Textteile stundenlang anhören.", kicherte sie. Louis küsste sie und seine Freundin ging in Richtung Küche. Er setzte ein bedauerndes Lächeln auf. „Wir sollten uns langsam wieder auf den Rückweg machen." Schade.
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Eine Stunde später saß ich auf meinem weißen Bett und spielte an meinen Armbändern herum. Ich vermisste Louis jetzt schon. Der Gedanke machte mir Angst. Immer wieder tauchte Louis in meinem Kopf auf. Ich fing leise an zu weinen. Ein scharfer Schmerz ließ meinen ganzen Körper brennen. Ich legte mich auf den kalten Boden und rollte mich zusammen. Mein Schluchzen hallte in meinem Zimmer und ich hielt mir meine Ohren zu. Irgendwann schlief ich erschöpft ein. Doch keine zwei Stunden später wurde ich schon wieder geweckt.
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Niall schaute mich grinsend an. „Na Kumpel. Was geht bei dir so ab?" Ich war irgendwie erleichtert, dass er hier war. Mit einem minimalen Lächeln fing ich an, ihm von dem Musikkurs zu erzählen. Er hörte mir zu und machte seine liebgemeinten Scherze. Doch plötzlich klopfte es nochmal und wir schauten verwirrt zur Tür. Wer war denn das? Ein Mann mit braunen Haaren öffnete die Tür und trat ein. Plötzlich wusste ich, wer das war. „Dad...", krächzte ich. Ich versuchte verzweifelt zu schlucken, aber es ging nicht. Niall stand langsam von meinem Bett auf und verabschiedete sich nervös. „Wir sehen uns, Harry.", wisperte er und ging. Mein Vater kam ein wenig näher. „Harry, es hat ewig gedauert, bis ich mich überwunden habe herzukommen. Ich habe nicht viel Zeit, aber ich wollte dir etwas sagen. Du bist nicht schuld. Du bist nicht schuld, Harry." Er legte seine rechte Hand auf meine Schulter und ein winziges Lächeln erschien auf seinen trockenen Lippen. Für einen kleinen Augenblick schauten seine hellbraunen Augen in meine, dann drehte er sich um und ging zur Tür. „Bis bald.", sagte er und ging ebenfalls.
Immer und immer wieder wiederholte ich den einen Satz in meinem Kopf. „Du bist nicht schuld, Harry." Ich flüsterte ihn vor mich hin. Vor meinen Augen sah ich immer noch meinen Vater vor mir stehen. Plötzlich erinnerte ich mich wieder an alles. An all das, was ich über die Monate verdrängt hatte.
*flashback*
„Na gut, ich kann es ja verstehen.", lachte mein bester Freund. „Das ist nicht witzig!", unterbrach ich ihn und funkelte ihn an. Er drehte sich nun auch zu mir und schaute mich an. Wie immer, wenn er mich anschaute, schlug mein Herz einen Takt zu schnell. „Du verstehst das ja auch nicht.", giftete er mich an. „Ach ja? Ich glaube, dass ich im Moment der Einzige bin, der das versteht!", schrie ich zurück. „Sei doch leise.", rief er wütend und packte meine Handgelenke. Ich wusste, dass er mir nichts tun würde, aber ich hatte mich trotzdem ziemlich erschrocken.
„Lass mich!", keifte ich ihn an und entzog ihm meine Handgelenke. „Was haben wir denn da?", erklang auf einmal eine weitere Stimme und wir schreckten auf. Ein dunkelhaariger Mann stand wenige Meter von uns entfernt. Er schaute zu meinem besten Freund und deutete dann auf mich. „Ich will den da.", erklärte er und kam näher. Kurz vor uns zückte er ein Messer. „Niemals, erst musst du an mir vorbei.", stellte mein bester Freund klar.
Ich presste mich an die Wand. Wie festgefroren stand ich da und konnte mich nicht rühren. „Komm schon, gib ihn mir!", rief der Mann und fuchtelte mit seinem Messer herum. Mein bester Freund steckte unbemerkt seine Hände in die Hosentaschen und holte ein Taschenmesser heraus. „Wie gesagt, erst geht's an mir vorbei, du Penner.", zischte er. Warum waren wir in so einer dreckigen Gasse angehalten? Mitten in der Nacht? Warum hatten wir uns nicht einfach ein Taxi genommen. Vor dem Club haben sogar ein paar gestanden.
Mein bester Freund näherte sich dem schmierigen Typen. „Komm schon, das traust du dich doch eh nicht. Ich hab hier das richtige Messer.", provozierte der Andere ihn. Doch der knackte wie im Film mit seinen Knöcheln und schlug dem Dunkelhaarigen ins Gesicht. „Halt dich fern von uns.", grummelte er und drehte sich um. Der Typ rappelte sich aber auf und kam wieder näher. Genau in der richtigen Zeit drehte sich mein bester Freund um und rammte ihm sein Taschenmesser in den Oberkörper. So oft, bis der Mann einfach nach hinten fiel und nur noch ein ersticktes Röcheln von sich gab. Mittlerweile hatten sich mehrere Tränen ihren Weg über meine Wangen gesucht und ich starrte entsetzt auf den toten Mann. Mein bester Freund drehte sich triumphierend zu mir um und lächelte mich traurig an. Ich konnte meinen Blick nicht von ihm abwenden, denn in seinem Bauch steckte ein viel größeres Messer. Sein Blick wanderte ebenfalls an sich herunter und er bemerkte das Messer. Keine Sekunde später wurde er kalkweiß im Gesicht. Sein Blick suchte meinen. „Liebe d...", wisperte er und fiel auf den kalten, dreckigen Steinboden.
Ich holte so schnell ich konnte mein Handy aus der Hosentasche. Mit zitternden Fingern wählte ich den Notruf.
*flashback ende*
Nach diesem Ereignis hatte ich mich nie wieder richtig gefangen. Ich weiß immer noch nicht, ob es die Tatsache war, dass mein bester Freund wegen mir, sogar bei einem Streit, gestorben ist oder dass er in mich verliebt war. Vielleicht auch, dass ich zu langsam reagiert habe. All diese Sachen haben mich krank gemacht. So krank, dass ich teilweise nicht mehr meinen eigenen Namen wusste, dass ich aus meinen Heulkrämpfen nicht mehr rauskam. Ich hatte alle meine Freunde verloren, meine Familie hatte mich gehasst und mein Vater kein einziges Wort mehr mit mir gesprochen.
Und jetzt befand ich mich in dieser Psychiatrie.
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Psychiatry | | Larry Stylinson [AU]
FanficHarry kriegt einen neuen Psychologen. Dieser will ihm helfen, seine Vergangenheit hinter sich zu lassen. Wird das funktionieren? Wird Harry es schaffen, aus seinem schwarzen Loch herauszukommen? • • Larry Stylinson • • AU