Ein Teil der Arena in der Abenddämmerung
Die Metallplatte fährt nach oben und schon stehe ich in der Arena. Ich sehe mich um. Meine Plattform ist mit den anderen 23 in einem Kreis um das Füllhorn. Von jeder Metallplatte geht eine Hängebrücke zur Mitte. Darunter ist Wasser. Hinter uns ist eine Insel mit dichtem Wald. Ich grinse, als ich das Wasser sehe. Das ist wohl ein klarer Vorteil für mich.
Jars Stimme ertönt: "Willkommen,Tribute! Lasst die hundertsten alljährlichen Hungerspiele beginnen! Und: Möge das Glück stets mit euch sein!"
Dann geht eine gewaltige Explosion los. Finns Platte. Nach dem Auftritt bei den Interviews war ja nichts anderes zu erwarten. Ich werde leicht traurig, reiße mich aber zusammen. Ich muss schließlich überleben. Für meine Familie!
Dann beginnt die riesige Uhr über dem Füllhorn die 60 Sekunden herunter zu zählen. Der zwölfjährige Junge neben mir, ich glaube er ist aus Distrikt 12, fängt an zu heulen. Ich sehe mich weiter um. Direkt neben mir ist Florence aus Distrikt 9. Ich sehe sie an und sie deutet mir etwas. Ich schüttele verständnislos den Kopf.
Dann geht endlich der Gong und wir alle rennen los. Manche direkt zur Insel mit dem Wald, manche zum Füllhorn. Florence ist als erste dort und schnappt sich eine Axt. Damit durchtrennt sie die Seile, an denen die Brücke von dem Jungen aus Distrikt 1 hängt. Er fällt wild um sich schlagend ins Wasser und ertrinkt. In dem Moment bin ich beim Füllhorn angelangt.
Ich schnappe mir einen Rucksack und einen Sack mit Wurfmessern. Dann angle ich mir noch einen Speer und einen zweiten Rucksack, als Florence zu mir kommt, ebenfalls bepackt. Sie ruft mir zu:"Verbündete?" und ich nicke. Wieso auch nicht. Sie ist stark, clever und kann mit einer Axt umgehen. Und zu zweit ist man immer stärker.
Gemeinsam laufen wir wieder eine Brücke zurück und schwimmen los in Richtung Insel. Nach etwa 15 Minuten kommen wir vollkommen durchnässt an. Florence ist vollkommen kaputt von der Schwimmerei aber ich fühle mich wie neu.
Wir ziehen uns an den Waldrand zurück und verschwinden in einem riesigen hohlen Baumstamm. Dort packen wir unsere Sachen aus.
In meinen zwei Rucksäcken sind zwei Wasserflaschen, eine voll, eine leer, Streichhölzer, ein Feuerstein, Draht um Fallen zu bauen, ein paar Wurfmesser, ein Schlafsack und zwei Laibe Brot. Dazu habe ich noch den Lederbeutel von Petri, den ich unauffällig dazugebe, den großen Sack Wurfmesser und den Speer. Der Beutel ist voll mit Wasser. Eines der wichtigsten Dinge in der Arena. Petri hätte mir damit auch das Leben retten können.
Florence hat einen Brotlaib, Streichhölzer, ein Messer, einen Schlafsack, eine Nachtsichtbrille, eine Packung Dörrobst und eine volle Flasche. Als Waffen hat sie zwei Äxte ergattern können. Wir packen unser Gepäck so, dass jeder von allem etwas hat und so, dass jeder nur einen Rucksack hat. Die Wurfmesser hänge ich an meinen Gürtel, den Speer nehme ich so. Florence hat in jeder Hand eine Axt.
"Wir brauchen eine Wasserquelle und einen etwas sichereren Schlafplatz. Das am besten, bevor das Blutbad am Füllhorn zu Ende ist und die Karrieros uns jagen!", sagt Florence. "Klar. Gehen wir zur Mitte. Ich glaub am Rand verstecken sich wesentlich mehr Leute.", füge ich hinzu, und wir machen uns auf den Weg. Aber kaum sind wir ein paar Schritte gegangen, hören wir jemand hinter uns. Greg, aus Distrikt 10, steht hinter uns, Pfeil und Bogen schussbereit. Gleichzeitig schießen wir, er den Pfeil ich ein Messer. Er sackt zusammen und ich höre eine Kanone. Gleich darauf noch eine.
Ich sehe mich um. Neben mir liegt Florence, den Pfeil im Kopf.
Ich kann es nicht fassen. Nach nicht einmal ein paar Stunden habe ich meine Verbündete verloren? So kann das nicht gehen. Florence war unschuldig. Sie hat niemandem etwas zuleide getan, also warum musste sie sterben? "Ich möchte nicht bloß eine Figur in ihren Spielen sein", für dieses Zitat ist Peeta Mellark, ebenfalls ein Mitstreiter von Katniss Everdeen in der zweiten Rebellion, bekannt geworden. Und plötzlich weiß ich genau, was er meint. Ich pflücke ein paar Blumen aus der Umgebung und flechte einen Kranz. Diesen setze ich Florence aufs Haupt. Mehr kann und will ich nicht tun. Ich will schließlich keine neue Rebellion anzetteln.
Ich küsse die Stirn der Toten, nehme ihre Sachen und gehe langsam. Mir fällt noch der Junge ein, ich nehme seine Sachen auch und gehe weiter in den Wald. Nach einiger Zeit komme ich zu einem Fluss und seufze erleichtert auf, als ich sehe, dass das Wasser einige Höhlen in das Gestein rundherum gegraben hat. In einer davon mache ich es mir gemütlich und sehe nach, was ich noch bekommen habe, aber im Rucksack des Jungen ist nur ein Schlafsack, eine Plastikplane ,eine Flasche und ein paar getrocknete Beeren. Ich nehme den größten Rucksack und stopfe alles hinein was ich brauchen kann: Einen Schlafsack, die zwei vollen Flaschen, die Plane, das ganze Essen und die Nachtsichtbrille. Den Lederbeutel gebe ich wieder in meine Jackentasche. Den Bogen und die Pfeile zerbreche ich, ich kann ja nichts damit anfangen, und jemand anderes soll sie nicht finden und womöglich gegen mich richten.
Dann schnalle ich die Äxte an den Rucksack außen dran und die Messer wieder an meinen Gürtel. Ich nehme gerade wieder den Speer in die Hand als ich es höre:
BOOM BOOM BOOM BOOM BOOM
Dann wieder Stille. Fünf Tote im Blutbad, das scheinbar soeben beendet wurde. Dazu Florence und der Junge aus Distrikt 10. Macht sieben Tote nach nichtmal ein paar Stunden. Eigentlich sind das wenige, mir kommt es aber gewaltig vor.
Ich verlasse meine Höhle und wandere noch tiefer in den Wald hinein, bis es langsam dunkel wird. Ich verkrieche mich in einem engen, hohlen Baumstumpf und krabbele in meinen Schlafsack.
Von draußen höre ich die Hymne des Kapitols und spähe nach draußen. Zuerst erscheint das Bild von dem Jungen aus Distrikt 1, der dessen Brücke Florence zerstört hatte. Dann weitere Bilder: Das Mädchen aus 3. Dann Finns Bild. Ich kann nicht anders als irgendwie traurig zu sein. Obwohl er so ein aufgeblasener Gockel war, war er doch etwas wie Zuhause.
Dann das Bild von Florence. Wieder überkommt mich eine Welle der Traurigkeit, obwohl ich sie kaum gekannt habe.
Der Junge aus 10 kommt als nächstes, gleich darauf das Mädchen aus 10. Und zuletzt der Junge aus Distrikt 12. Der den ich am Anfang hab heulen sehen. Aber statt dunkel zu werden, bleibt der Bildschirm.
Man sieht eine Aufnahme aus Distrikt 1: Die Familie des Jungen wird über einstürzende Hängebrücken gejagt. Dann wird die Familie des Mädchens aus 3 ertränkt. Finns Familie, wie sie in die Luft gesprengt wird. Florences Familie. Ihre kleine Schwester, die genauso aussieht wie sie selbst im Kleinformat wir gemeinsam mit ihren Eltern und anderen Verwandten mit Pfeilen erschossen. Dann Aufnahmen aus Distrikt 10 die Familie des Jungen wird von Messerwerfern getötet, die des Mädchens ertränkt. Die Familie in Distrikt 12 wird erdolcht.
Dann ertönt nocheinmal die Hymne und der Himmel wird endlich schwarz. Die Bilder bekomme ich dennoch nicht aus meinem Kopf.
Obwohl ich wusste, wie grausam das Kapitol sein kann, hätte ich nicht gedacht, dass das mit dem Familietöten ernst war. Aber scheinbar war es so. Ich kann für meine Familie nur hoffen, dass ich schnell sterbe. Denn überleben werde ich wahrscheinlich nicht. Wäre die ganze Arena aus Wasser, hätte ich Chancen aber so wird jeder auf eine Insel flüchten können und die Karrieros haben vom Füllhorn ein Boot. Mit unruhigen Gedanken schlafe ich ein.
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Tode Tag 1:
Jason Strange, Distrikt 1
Amy Glue, Distrikt 3
Finn Boot, Distrikt 4
Florence Carbin, Distrikt 9
Greg Green, Distrikt 10
Zoey Dragon, Distrikt 10
Paul Morris, Distrikt 12
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So noch ein Update vor der Sommerpause. Werd wahrscheinlich für paar Wochen nix updaten können...
Freu mich über votes und auch über ein neues Cover! ;)
-Cherry
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Die 100sten Hungerspiele
FanfictionZum vierten Jubel-Jubiläum besagt die Karte, dass, als Andenken an die grausamen Blutbade des Krieges, von jedem gefallenen Tribut auch die Familie hingerichtet wird. Des weiteren wird, da das 100ste Jubiläum ja etwas ganz besonderes ist, noch eine...