Chapter 1

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Durch das Salzwasser in meinem Mund komme ich wieder zu mir. Ich war wohl wieder einmal unabsichtlich während der Arbeit eingeschlafen und Harold, unser oberster Friedenswächter, hatte es entdeckt. Er zog mich wieder aus dem Wasser, in das er mich getunkt hatte und schleuderte mich auf mein kleines Fischerboot. "Wenn dir das noch einmal passiert, wirst du dir wünschen, niemals geboren zu sein!", herrscht er mich an. Dann holt er mit der Peitsche aus und verpasst mir drei saftige Hiebe. Er dreht sich wieder um und schreit, über das ganze Wasser zu hören: "Wegen diesem Langschläfer hier habt ihr heute Ausgangssperre. Wer nach zehn Uhr abends außerhalb des eigenen Hauses aufgefunden wird, wird ohne viel Herumgetue erschossen!"

Hm. Wiederwinmal ein schlechter Tag, Harold? denke ich bei mir. Unser oberster Friedenswächter ist oft schlechter Laune und dann gibt es oft Bestrafungen, wobei auch öffentliche Auspeitschungen und der Galgen sehr beliebt sind.  Dann rudere ich zurück zum Ufer, wo ich die drei Fische, die ich heute gefangen habe, abgeben muss. Ich werde wie immer durchsucht, schließlich könnte ich ja illegal etwas nach Hause nehmen. Als alles fertig ist bekomme ich mein übliches Gehalt: drei Münzen und eine Ohrfeige. Ich seufze und laufe schnell zum Markt. Dort kaufe ich um das Geld ein kleines Brot aus ekeligem, pampigem Getreide und ein kleines Säckchen mit Salz. Nachdem ich noch kurz mit meiner Freundin, Gracy, die das Salz verkauft, geredet habe, gehe ich langsam nach Hause. Die Glocke auf dem Justizgebäude schlägt. Verdammt. Es ist schon neun! Ich fange an zu laufen und komme bald in meiner kleinen Hütte an. Hier bei uns, im Elendsviertel von Distrikt 4, bekommt jeder mit seiner Familie ein gleiches Haus zugewiesen. Darin ist nicht mehr als das Nötigste. Ein Ofen, eine Metallwanne und Matratzen. Dazu noch ein kleiner Garten. In unserem ist allerlei Gemüse angebaut, damit wir uns einigermaßen über Wasser halten können. Ich nehme ein paar Kartoffeln mit und betrete schließlich das Häuschen. Mein Vater und meine große Schwester sind noch nicht da, deshalb fange ich an, ein Feuer zu machen. Dann setze ich die Kartoffeln in einem Topf aufs Feuer und warte. Kurz vor zehn kommen die beiden endlich heim. "Gottseidank! In zwei Minuten ist Ausgangssperre!," rufe ich. Dann umarme ich sie beide. Sie hatten heute nichts gefangen. Ich hatte Glück, dass Mary, ein Mädchen aus dem Haus gegenüber, heute krank war. Ich hatte ihren Platz bei den neuen Fischgründen einnehmen können. Bei den alten Fischplätzen gibt es kaum mehr etwas zu fangen. Die Friedenswächter wissen das, aber sie lassen trotzdem alle weiterhin dort fischen. Vermutlich nur, damit sie sie nachher bestrafen können, wenn sie nichts fischen.

Ich nehme die Kartoffeln vom Feuer und fange an, sie zu schälen. Dann gebe ich jedem einen. Dazu ein wenig Brot. Ein so reiches Essen hatten wir schon lange nicht mehr.

Nach dem Essen gehen mein Dad und Judy, meine Schwester, schlafen.

Ich bleibe auf bis Mitternacht. Um diese Zeit gehen die Friedenswächter schlafen und der Zaun wird abgeschalten. Ich schleiche vorsichtig hinter unser Haus in Richtung Zaun. Dann horche ich auf das vertraute Summen und da es nicht da ist, kann ich ohne Probleme unter dem Zaun durchkriechen. Direkt hinter ihm gibt es nämlich ein Erdbeerfeld, Obstbäume und auch viele essbare Wurzeln und Pflanzen. Ein paar Leute aus dem Elendsviertel gehen in den Wald hinein, um zu jagen oder im Wald selbst zu sammeln, aber das traue ich mich nicht. Nachdem ich meine Körbe, Säcke und sogar meinen Hut vollgefüllt habe, krieche ich wieder unterm Zaun durch und schleiche zurück zu unserem Haus. Ganz leise schließe ich die Türe hinter mir und kann endlich aufatmen. Ich verstaue das Obst, die Beeren und die Wurzeln in unserem selbstgegrabenen Erdkeller und hänge die Pflanzen in Büscheln zum Trocknen auf. Dann lasse ich mich neben Judy auf unsere Matratze fallen und schlafe sofort ein.

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Heyoo!

So mein erstes Kapitel ist draußen! Ich weiß, dass es voll kurz ist. Ich versuche, die nächsten länger zu machen! Bitte, bitte votet wenns euch gefällt!!

-Cherry

Die 100sten HungerspieleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt