Kapitel 7

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Tobias Sicht

Seitdiesem einem Erlebnis mit ihrer Lieblingsautorin hat sie sich totalverändert. Ja, meine „Frau" Lisa. Sie war schon immer ein Fanvon schwarzen Humor, ärgerte gerne andere Leute, um ihnen zu zeigen,dass sie diese Personen gut leiden konnte und vor allem war siejemand, mit dem man Stunden lang quatschen konnte. Wir beide warenbeste Freunde geworden und ich glaube, mittlerweile könnten wir unses gar nicht mehr anders vorstellen, als zu zweit zu leben. Auch wennwir uns nie geliebt haben. Aber seit einigen Tagen benimmt sie sichganz anders: Kommt kaum aus ihrem Zimmer raus und wirkt sogarschüchtern. Nachdem sie herausgefunden hat, dass ihr Lieblingsautoreine Frau ist, hört sie überhaupt nicht mehr auf mit rotem Kopf aufdie Straße zu gehen. Sie hatte mir erzählt, was sie von ihr hieltund was sietoll an ihr fand.

„Hallo?!Erde an Tobias!" ich schreckte auf, als jemand meinen Namen lautaufschrie. „Wie? Was?" ich schaute mich um. „Sag mal, schläfstdu eigentlich auch sonst mit offenen Augen?" der Abteilungsleiterschien gereizt. Ich hatte ihm nicht zugehört und lieber nachgedacht.„Super, da ich jetzt deine Aufmerksamkeit habe – vielleicht –könntest du mir dann diese Dokumente kopieren?!" derAbteilungsleiter hieß Ben Freddig. Er war schon immer ein sehrunfreundlicher und leicht reizbarer Kerl gewesen und es war sehrschwer mit ihm überhaupt zu reden. Das einzige was ihn aufheitertewar Alkohol. Und das versteckte er auch nicht. Jedes mal wenn jemandihn wieder zur Weißglut gebracht hat muss die Person erst einmaleinen ausgeben um ihn wieder freundlich zu stimmen. Das war meistensso. Wenn er nämlich einmal schlecht gelaunt war, würde das denganzen Tag nicht nachlassen. Ich wollte heute aber nichts mit denKollegen machen. Auch wenn wir alle ziemlich gut miteinanderklarkamen fand ich es zu viel den ganzen Tag mit ihnen rumzuhängen.Ich nahm die Papiere ihm aus der Hand und verschwand in densechzehnten Stock. Die letzte Etage. Ich arbeitete in derfünfzehnten. 

„Hey,Tobi, wie läuft es?" riefen mir die Kollegen der sechzehnten Etagezu. Ich kannte sie alle persönlich. Auch wenn ich erst seit zweiJahren hier arbeitete. „Kopien?" „Ja. Mal wieder muss ich wegenein paar einzelnen Blättern extra nach oben gehen. Wieso musste auchunbedingt dieser dämliche Drucker ausfallen?!" erklärte ichJulia, Anna und Moritz die Situation. Sie waren die Leute, die man inder sechzehnten Etage am häufigsten antraf. Sie waren jedes malzusammen unterwegs und tauchten überall und nirgendwo auf. Julia undMoritz waren beste Freunde seit dem Kindergarten und Anna war MoritzSchwester. Es war beinahe beängstigend, wie familiär siemiteinander umgingen. „Du hast recht, es ist nicht gerade..."fing Moritz an, doch er stoppte. „Was ist denn? Also auf allefälle, wäre es um einiges einfacher, wenn die endlich einen neuenDrucker kaufen würden." „Tobias, würdest du bitte etwas leisersein." alle drei standen ziemlich eingeschüchtert und steif da.Auch der Rest der Etage schien urplötzlich stiller zu sein. „Ichmuss mich wohl entschuldigen für die Umstände die ich denMitarbeitern mache. Leider scheint die Kasse nicht voll genug um sichum einen Drucker zu kümmern." „Ja, aber dieser dämlicheAbteilungsleiter lässt auch nicht zu das ich mir den alten malangucke. Ich hab das schon mal...Moment..." in diesem Momentbemerkte ich erst, was der Mann hinter mir gesagt hatte. Schnelldrehte ich mich um und schaute in das Gesicht eines wahrenGeschäftsmanns. Oder besser gesagt: Mein Chef!




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