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Schweren Herzens packe ich meinen Koffer, darauf bedacht wieder zukommen. Nicht komplett wieder zu meiner Familie, meinen "Freunden" und Nachbarn zu ziehen. Mein Zuhause mag zwar im kalten Vermont sein, wo momentan die Hitze brühen soll, aber mein Herz gehört hier hin. Ins wunderschöne Versailles. 

"Bist du bereit?", fragt Tante Marry, während sie mir die letzten Sachen aus dem Bad reicht. 

"Was ist wenn ich nein sage?", grinse ich halbherzig und schließe den Reisverschluss meines Koffers. 

"Dann hast du Pech gehabt.", ihre Finger streichen durch meine Haare, während ihre Augen fest auf mir liegen. "Du wirst mir fehlen.", atmet sie tief durch und nimmt mich fest in den Arm. 

"Kommst du nicht mit?", ein kurzer Schock Moment fährt durch meinen Körper, als ich ruckartig meinen Kopf hebe. 

"Nein, Schatz. Ich muss hier bleiben und den Shop am Laufen halten.", ihre Finger streichen weiter durch eine meiner langen Haarsträhnen. Ihr "Shop" ist eine Bezeichnung für eine große Mode Beautique, wo ich liebevoll in den letzten 16 Monaten Praktikantin sein durfte, während ich hier in Paris mich auf meinen Schulabschluss vorbereitete. 

Noch trauriger hiefe ich schließlich den Koffer inklusive einen kleinen Handkoffer und meinem Rucksack vom Bett. Neels, Marrys Freund hilft mir die Sachen ins Auto zu tragen und fährt mich lieberweiße zum Flughafen. 

Vom Augenblick, in dem ich das Haus verlassen hatte, bis zum Augenblick in dem ich in dieses Flugzeug stieg fühlte sich alles unreal an. Als währe ich in einem schlechten Traum und mein Körper wartet nur darauf, endlich wieder in meinem Bett in Versailles aufzuwachen. Ferngesteuert verabschiede ich mich von Tante Marry und Neels, gebe meinen Koffer auf und lasse mich langsam in meinen zugeteilten Sitz fallen. Mit leerem Kopf schaue ich zu, wie das Flugzeug sammt meinem Körper von der Startbahn abhebt und meine heile Welt hinter sich lässt, während es mein altes, in Splittern hinterlassendes Zuhause ansteuert. 

Nach knapp 10 Stunden, in denen ich betäubt aus dem Fenster starrte und die Wolken beneidete, nicht in meiner Haut stecken zu müssen, verlasse ich mit zittrigen Knien das Flugzeug und begebe mich zu der Kofferausgabe. Gespannt betrachte ich die vielen Koffer, bis meine Augen schließlich meinen übergroßen roten Koffer erblickten. Mit schwachen Fingern ziehe ich mit einem heftigen Ruck das Gepäckstück vom Band, wobei mir es mir nur zur Hälfte gelingt. Fluchend halte ich am Riemen fest und laufe dem Koffer verzweifelt hinterher. 

"Warte. Ich helfe dir.", eine starke Hand umklammert meine, hebt mit einem leichten Ruck den Koffer hoch und stellt ihn sanftfüßig neben mir auf dem Boden ab. 

"Autsch.", schnell ziehe ich meine Hand aus seiner und massiere meine ein gezwickten Muskeln, während seine Augen ungewöhnlich auf mich fixiert sind. 

"Oh nein, tut mir leid.", er entschuldigt sich leicht lachend und will nach meiner Hand greifen, die ich geschickt auf meinen Koffer lege und ihn zu mir ziehe. "Ich wollt dir nicht weh tun."

"Schon okay.", antworte ich kopfschüttelnd und gehe zurück zu meinem anderen Gepäck. 

"Kann ich dir sonst irgendwie helfen?", er hebt meine Jacke vom Boden auf, die ich vor Panik fallen gelassen habe. 

"Nein, alles gut. Danke. Ich schaff das alleine.", wehre ich mich leicht motzig, in der Hoffnung ihn loszuwerden. 

Als von seiner Seite nichts mehr kam hebe ich wütend den Kopf und betrachte ihn zum ersten mal vom Nahen. Seine warmen braunen Augen schimmern vom außenlicht während seine dunklen Haare ungestylt unter einer Baseball Cap versteckt sind. In manchen Augen von anderen Mädchen würde er wahrscheinlich als attraktiv gelten. 

about coming home | SMWo Geschichten leben. Entdecke jetzt