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Benommen stehe ich vor dem Spiegel in unserer Gästetoilette und klatsche mir leicht gegen die Wange. Was auch immer mit dir los ist, lass es Tatum. Lass deine Sorgen in Versailles sein und lass deine Schüchternheit in diesem Zimmer zurück. 

Mit leichtem Schwung klatsche ich mir nochmal gegen die Wange und unterdrücke einen leichten Schrei. Das war definitiv fester als beabsichtigt. Sofort steigt mir die Röte ins Gesicht, während mein Gehirn bereits nach Ausreden sucht. 

Mit gefaktem Selbstbewusstsein drücke ich die Klinke der Badtüre nach unten und trete wieder raus in den Garten, wo die einzelnen Gäste sich bereits an den Tischen versammelt haben und eifrig den aufgetauten Kuchen vom Supermarkt isst. Mit breitem Grinsen geselle ich mich zu Tess, die lustlos in ihrem Stück rumstochert und nehme ihr ihre Gabel weg. 

"Da ist ja das verschwundene Kind wieder.", beobachtet sie mich kritisch. "Was hast du gemacht?"

"Mein Ego wieder gefunden.", zucke ich gleichgültig die Schultern und schiebe mir ein weiteres Stück Torte in den Mund.

"So gehört sich das für eine Dahl.", klopft sie mir stolz auf die Schulter und betrachtet mit mir zusammen die anderen Gäste. 

"Seine Familie scheint nett zu sein.", murmle ich abwesend. 

"Nett...", fängt sie an trocken zu lachen. 

"Sollte ich irgendwas wissen?", frage ich verwundert über ihre Reaktion. 

"Sagen wir es so... Du bist nicht die einzige, die froh ist, sobald dieser Tag vorbei ist.", mit den Fingern streicht sie ihre Haare nach hinten und legt ihre Hände auf den Tisch. 

"Beruhigend.", nicke ich stumm und lege die Gabel beiseite. Ohne Antwort fängt Tessa leise an zu lachen und begutachtet ihre Ringe, während ich plötzlich deutlich spüre wie sie sich neben mich anspannt. Fragend hebe ich den Blick von meinem Teller auf, als sich jemand grinsend zu uns stellt. Bevor er jedoch ein Wort sagen konnte wendet Tessa ihm den Rücken zu und verschwindet ins Haus Innere. Verwundert blicke ich ihr hinterher, bis ich mit leicht geschlossenen Augen Shawn fixiere. "Was war das denn?"

"Sags dus mir. Du bist doch ihre Zwillingsschwester.", locker legt er seine Arme auf den Tisch und lehnt sich näher an mich heran. "Habt ihr nicht sowas wie eine Zwillingstelepathie?"

"Witzig.", entgegne ich trocken und mustere unbemerkt sein Äußeres. Seine dunklen Haare stehen leicht gelockt in alle Richtungen ab, seine ebenfalls dunklen Augen betrachten abgelenkt die andere Familie. Unter seinem weißen Hemd, wo man deutlich den Wasserfleck sieht, an der Stelle wo die Sahne ihn traf, sieht man die leichten Konturen seiner Muskeln. Ich tippe auf einen Highschool Sportler. 

"Und wie stehst du mit Jack in Verbindung?", kurzerhand beschließe ich die Unterhaltung aufrecht zuhalten, ohne auf Tess' Reaktion einzugehen. 

"Jack ist mein Cousin.", antwortet er mit einem leichten schiefen Lächeln und schenkt mir wieder seine ganze Aufmerksamkeit. 

"Zweiten Grades?", lache ich mit geschlossenem Mund und schiele zu Tiffanys Verlobten rüber, der zugegebenermaßen doch Ähnlichkeit mit ihm besitzt. 

"Nein, ersten Grades. Du scheinst ja sehr viel von deiner zukünftigen Schwieger Familie zu wissen.", unauffällig beginnt er seine Handinnenfläche zu massieren. 

"Es ist Tiffanys Schwieger Familie. Nicht meine.", stelle ich schnell klar. "Außerdem scheint meine Blutslinie nicht sehr gesprächig zu sein über deine Verwandten. Außer Jack, versteht sich."

"Das beruht anscheinend auf Gegenseitigkeit.", ein leises Lachen entschlüpft seinen Lippen, worauf mir widerwillig ein Lächeln aufkommt. "Ein ganzer Haushalt voller Frauen."

about coming home | SMWo Geschichten leben. Entdecke jetzt