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Müde greife ich nach dem Griff der übergroßen Kaffeetasse, wo Dad mir liebevoll einen ordentlichen Schwung der dunklen Brühe eingießt. 

"Wie geht's dir, Schatz?", fragt Mum vorsichtig und stellt mir einen Teller mit Pancakes vor die Nase, die sie extra für mich gemacht hat. 

"Jetlag ist eine scheiß Sache.", murmle ich mit mieser Stimme und trinke einen kräftigen Schuss des schwarzen Kaffees. 

"Kaffee ist aber nicht gesund für deinen Körper.", mischt sich Tessa fröhlich in unser Gespräch und setzt sich gegenüber von mir auf den freien Stuhl. Stutzig betrachte ich ihre zusammengebundenen Haare und die Sportjacke um ihren schultern. 

"Hast du etwa schon Sport gemacht?", frage ich schon fast erschrocken. 

Munter beißt sie in einen Apfel und nickt mich mit einem breiten Grinsen an. 

"Seit wann bist du denn so ne Sportskanone? Den einzigen Sport den du früher gemacht hast war Shopping.", mit großen Augen schaue ich zu wie sie statt den Pancakes von Mum den Apfel vorzieht und dazu ein komisches Gemisch aus einer Trinkflasche. 

"Ein Energieshake. Solltest du vielleicht auch mal ausprobieren.", beantwortet sie meine nicht ausgesprochene Frage. "Und seit paar Wochen.". 

Mit ihrer Trinkflasche in der Hand verschwindet sie wieder die Treppen nach oben und lässt mich verwundert zurück. 

"Wer ist das und was habt ihr mit meiner Zwillingsschwester gemacht?", frage lachend, worauf ich einen ernsten Blick von Mum kassiere. 

"Nun ja... Es hat sich einiges geändert.", antwortet sie kühl und setzt sich schließlich neben mich. 

"Das hab ich bereits irgendwie festgestellt...", nicke ich verständlich und schaue auf mein Handy. 

"Deine Freunde?", Mum deutet auf mein Display, auf dem verschiedene Nachrichten aufpoppen. 

"Äh..  ja. Unteranderem. Aber auch Tante Marry. Sie lässt dir schöne grüße ausrichten.", mit meinen Fingern drehe ich das Hände mit dem Display nach unten. Ein komisches Gefühl, wenn deine Mutter plötzlich deine Nachrichten liest. 

"Danke..", ihr Blick gleitet in ihre Tasse, während Dad mich mit einem schiefen Blick anschaut. 

"Was?", frage ich verwirrt und schaue kurz auf die Enden meiner ungestylten Haare. 

Etwas überrumpelt legt er seine Zeitung vor sich hin und schenkt mir ein belustigtes Grinsen. "Naja, man müsste meinen, nachdem du aus der Modestadt schlechthin kommst, würdest du jetzt auch was auf dein Äußeres setzen."

"Dad!", schreie ich ihn vorwurfsvoll an. "Erstens ist Paris die Modestadt schlechthin und zweitens hab ich Jetlag. Und außerdem ist das sexistisch!"

"Ohh, tut mir leid, Schätzchen.", zieht er mich weiter auf, worauf ich eine Taschentücher Packung nach ihm werfe und ihn mit einem ordentlichen Abstand verfehle. Tja, Sport war noch nie meine Sache. 


Immer noch mit dem nervigen Jetlag, dem meinem Körper mehr zu schaffen macht als erwartet trottet ich die Treppen zu meinem Zimmer rauf. Mein Blick wandert wehmütig zu meinem Koffer, der seit meiner Ankunft geschlossen in der hintersten Ecke meines Zimmer steht. Mit meinen nicht vorhandenen Muskeln ziehe ich den Koffer auf mein Bett und öffne mit schnellen Fingern den Reißverschluss als mir der Atem wegbleibt. An einem Zipfel ziehe ich ein übergroßes Männer Shirt aus dem Innenbereich und lasse es augenblicklich angewidert auf den Boden fallen. Das ist jetzt nicht dein Ernst. 

Vorsichtig darauf bedacht nicht allzu viel anzufassen durchkrame ich den weiteren Inhalt, bis ich es ernüchternd einsehe. "MUM!"

Mit schnellen Schritten höre ich sie die Treppen hochlaufen, als sie mit einem schnellen Ruck die Tür aufreißt. "Ja?", fragt sie etwas außer Atem. 

about coming home | SMWo Geschichten leben. Entdecke jetzt