Mit unangenehmer Stille sitze ich schweigend neben Shawn in seinem großen schwarzen Jeep und betrachte die Lichter aus dem Beifahrerfenster, während ich ungeduldig mit dem losen Faden an meiner Jeans spiele.
"Alsoo...?", beginnt Shawn mit den Fingern auf dem Lenkrad zu klopfen. "Willst du mich jetzt die ganze Zeit ignorieren?"
"Ich ignorier dich nicht.", stelle ich klar und starre weiter aus dem Fenster.
"Scheint aber ziemlich so.", ein kleines Grinsen bildet sich auf seinen Lippen.
"Wenn ich dich ignorieren würde, wäre ich niemals in das Auto eingestiegen.", leicht augenverdrehend drehe ich mich schließlich zu ihm. "Aber wenn du unbedingt ein Gespräch willst... Warum hasst meine Schwester dich?"
"Woher weißt du dass sie mich hasst?", verwirrt drehen sich seine Augen kurz zu mir.
"Weil sie meine Zwillingsschwester ist?!", schnaube ich wütend und drehe wieder den Kopf weg.
"Hat sie denn persönlich gesagt, dass sie mich hasst?", hackt er weiter nach.
"Wir haben quasi das gleiche Gehirn. Wir haben selbst den gleichen Geschmack wenn es ums hassen von Leuten geht."
Ein kleines Lachen entschlüpft seinen Lippen, während er den Highway entlang fährt und seine Hand lässig auf der Lehne ablegt. "Ihr seht euch wirklich krass ähnlich.", gibt er trocken von euch. "Aber vom Charakter ähnelt ihr euch nicht sonderlich."
"Woher willst du das wissen?", fragend betrachte ich sein Gesichtsausdruck, der mehr als ernst wirkt. "Du kennst mich nicht."
Für einen Moment dreht er seinen Kopf zu mir und seine braunen Augen schauen direkt in meine. "Aber die Erzählungen deiner Schwester."
Wie ein Blitzeinschlag erscheint unsere erste Begegnung vor meinen Augen. "Heißt das, du wusstest wer ich war damals am Flughafen?"
"Damals, als du es nicht geschafft hast deinen Koffer vom Band zu ziehen?", lacht er leise und setzt den Blinker zur Ausfahrt. Reflexartig verpasse ich ihm einen leichten Schlag auf den Oberarm.
"Ich hätte es noch geschafft.", verteidige ich mich, während sein Lachen lauter wird.
"Ja, ich wusste wer du bist.". Seine Stimme wird wieder ernster, während er in die kleinen Straßen einbiegt.
"Hast du mich deshalb so dumm angestarrt?", im Augenwinkel ziehen die einzelnen Wohnhäuser an uns vorbei.
"Unteranderem.", selbst in der Dunkelheit erkenne ich, wie schwer er schluckt. "Ich war... naja einerseits fasziniert, wie ähnlich ihr euch seht und anderseits doch so erstaunt, dass ihr zwei komplett verschiedene Menschen seid."
"Aha, und das wusstest du alles bereits nach dieser kurzen Begegnung wo du mir die Hand zerquetscht hast?", leicht belustigt lehne ich meinen Rücken an die Beifahrertüre und angle mir wieder den losen Faden meiner Jeans. "Sind wir etwa so durchschaubar?"
"Klar doch.", ein breites Grinsen bildet sich auf seinen Lippen, welches mir zu Denken gibt.
Mit den Fingern streife ich über die einzelnen Lagen von Klamotten. Für jede Jahreszeit und für jede Wetterlage hängen hier, fein säuberlich aufgehängt auf teuren Kleiderbügeln, Mäntel, Jacken, Kleider, Hemden, Hosen, ja selbst Tshirts sind hier ordentlich ohne die kleinste Falte aufgehängt. Bei einem großen Pelzmantel bleibe ich stehen und streichle langsam das weiche Fell. Einerseits würgt mich der Gedanke, dass das wohlmöglich mal ein Tier war, anderseits ist er so verdammt weich unter meinen kleinen Finger, dass es unmöglich ist ihn los zulassen. Wie hypnotisiert starre ich dem beige farbenen Fell zwischen meinen Fingern zu, wie es sich formen lässt.
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about coming home | SM
Fanfictionmanchmal muss man weg gehen, um sich selbst zu finden... und manchmal muss man wieder zurück kommen, um ihn zu finden. Für die Hochzeit ihrer großen Schwester kehrt die 17 jährige Tatum zurück in ihre Heimatstadt. Was anfänglich ein geplanter Besuch...