»Mylord, Sie sehen sehr müde aus.«
...
Ich starrte mit halboffenen Augen auf die Wand vor mir.
»Mylady ist da«, rief Haley nervös, während sie ihren Kopf hinter der Tür hervorstreckte.
»Lass Sie herein«, erwiderte Hannah und goss mir Tee ein.
»Nathan?«
Ich blinzelte, mein Blick war jedoch immer noch starr auf die Wand vor mir gerichtet.
»Ach, du meine Güte.«
»Ich hab es Ihnen ja gesagt, Mylady, er sieht fürchterlich aus!«
»Haley!«, donnerte es von Hannah und sie zog daraufhin ihre Schwester mit sich aus dem Raum.
»Jack, möchtest du nicht Haley und Hannah begleiten?«, fragte Scarlett und setzte sich auf den Stuhl neben mir.
»Ungern, Mylady. Sie können unmöglich den gesamten Nachmittag schweigend verbringen.«
»Ich glaube, Nathan wird sich durchaus mit mir unterhalten. Nicht wahr?«, fragte Scarlett besorgt und blickte mich an.
»Weiße Rosen...«, murmelte ich langsam und richtete meinen Blick nun auf meine Teetasse, die edel mit Blumen verziert war.
»Sind durchaus schöne Blumen«, fügte die Countess hinzu.
»Riechst du sie?«, fragte ich gedankenverloren.
»Die Rosen?«
Ich nickte.
»Hier sind keine Rosen, Nathan.«
Verwirrt sah ich auf und schaute mich um.
Tatsache...
»Ich bin wach«, stellte ich nüchtern fest.
»Zumindest körperlich, wenn ich das anmerken dürfte«, meinte Jack lächelnd.
»Was ist nur los mit dir?«
Sie hatte Recht.
Was war nur los mit mir?
»Ich...fühle mich nicht besonders gut.«
Und damit hatte ich Recht.
Mein Kopf schmerzte höllisch.
»Möchtest du dich ausruhen?«
»Nein. Ich...denke, es geht schon«, seufzte ich leise und nahm meine Teetasse in die Hand.
Es war seltsam.
Ich fühlte mich unglaublich müde und schwach, obwohl ich die ganze Nacht durchgeschlafen hatte- und ich schwöre, ich roch sie wieder.
Die Rosen.
»Dich macht die Sache mit Henry fertig, richtig?«
Sie mussten hier sein...
»Henry...? Er ist wach«, sagte ich trocken und schaute in Scarletts Augen.
»Nein, Nathan. Er ist seit einigen Wochen nicht mehr aufgewacht.«
»Aber ich habe ihn doch gesehen...«
»Mylord, wenn ich fragen dürfte: Sind Sie noch ganz gesund im Kopf?«
»Jack«, kam es scharf von Scarlett und ihr Butler schwieg sofort.
»Er hat Recht. Ich bin vermutlich wirklich nicht ganz gesund.«
»Mir würde es genauso gehen, wenn du im Sterben liegen würdest«, sprach Scarlett sanft, worauf ich einen bösen Blick von Jack spürte.
»Henry liegt nicht im Sterben«, entgegnete ich mit überraschend starker Stimme.
»Nathan, erinnerst du dich an Henrys Bruder?«
Henrys Bruder?
Ich glaube, ich erinnere mich an ihn.
Er war immer freundlich zu uns gewesen.
Ich begann, müde zu lächeln.
Ja, er hatte Henry und mir immer Märchen vorgelesen, und dann...dann hatten wir sie nachgespielt, ich sehe es klar vor mir.
Henry wollte immer der Held sein, auch wenn ich diese Rolle gerne mal übernommen hätte...
Ich lachte leise.
Und sein Bruder?
Er war der böse, böse Drache...
»Er ist auch an der Krankheit gestorben, weißt du noch? Es ist gar nicht so lange her...«
Er...ist tot?
Ich verzog mein Gesicht, als ich einen starken, stechenden Schmerz in meinem Kopf spürte.
»Nathan?«
Ich zog scharf die Luft an und vergrub meine eine Hand in den Haaren, mit der anderen versuchte ich, aufzustehen.
»Mir...geht's gut«, stotterte ich.
»Mylord, ich denke nicht, dass Sie-«
Ehe ich mich es versah, wurde ich auch schon ohnmächtig.
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Paint it Black
Fantasy»Hast du dir jemals gewünscht, deine eigene Welt zu schaffen? Ein Ort, an dem all deine Träume wahr werden? Wo du leben kannst, wie du willst? Wo alles möglich ist?« Eine Welt, in dem all deine Wünsche wahr werden- doch zu welchem Preis?