Mein Herz raste, als ich aufwachte.
Immerhin waren die Kopfschmerzen weg.
Ich seufzte und lächelte leicht.
Hier fühlte ich mich schon hier viel besser.
Und die Geigenmelodie im Hintergrund war auch herrlich beruhigend.
Aber...
Ich setzte mich hin.
Warum kam sie mir so bekannt vor?
Ich konzentrierte mich ausschließlich auf die Melodie, bis mir klar wurde, woher ich sie kannte.
Schnell sprang ich auf, versuchte zu erkennen, aus welcher Richtung sie kam, und rannte los, bis ich ihn auf einer Lichtung sitzen sah.
Henry!
Es ging ihm gut!
Ich stolperte auf ihn zu und setzte mich neben ihn auf den Boden, doch als ich sein Gesicht sah, hielt ich kurz ein.
Henry starrte mit seinen blauen Augen leer auf den Boden und hielt eine Karte in der Hand.
Ein grünes Pik?
Und eine Vier drauf...
»Henry?«
Mein Herz schmerzte, als ich sah, wie sich Tränen in seinen Augen sammelten, und ich wollte meinen Arm um ihn legen- allerdings verschwand er, bevor ich ihn berühren konnte.
Meine Hand griff ins Leere- ins Dunkle.
»Henry?«, rief ich, und hatte eigentlich keine Antwort erwartet, doch als ich ein »Nathan« hörte, stürmte ich los und rannte durch die Schwärze, ohne wirklich etwas zu erkennen.
Und wie sollte ich ihn so finden?
»Nathan?«
Am klügsten wäre es wohl, der Logik dieser Welt zu nachzugehen, oder?
Ich blinzelte lange, doch als ich meine Augen öffnete, sah ich Henry immer noch nicht.
Stattdessen befand ich mich nun wieder im Wald- und vor mir ein Spiegel.
Seltsam...
Täuschte ich mich, oder fehlte ein Teil des Spiegels?
Als hätte jemand ein Stück herausgebrochen...
Vorsichtig näherte ich mich diesem und betrachtete neben meiner Reflexion den goldenen, verzierten Rahmen, auf dem ein Pik eingraviert war.
Angst.
Das stand zumindest unter dem Pik...
Mit meinen Händen fuhr ich die Verzierungen nach, bis ich zum vermeintlichen Glas kam, doch als ich nichts Hartes spürte, stutzte ich und ging näher auf den Spiegel zu.
Ich...konnte...meine Hand konnte durch den Spiegel?
Bevor ich weiter darüber rätseln konnte, was es damit auf sich hatte, packte mich eine weiße Porzellanhand und zog mich in den Spiegel.
Ich schrie kurz auf, da ich fest erwartete, wieder zu fallen, doch ich befand mich immer noch im Wald- neben mir allerdings die Puppe vom letzten Mal.
Ich schluckte.
Von so nah sah sie sogar schön aus- auf unberuhigende Art und Weise.
Und sie hielt meine Hand immer noch.
Die Puppe nickte ihren Kopf zur Seite, sodass ihre langen, blonden Haare zur Seite fielen, dann zog sie mich hoch und führte mich an der Hand weiter.
»Kannst du reden?«
Die Puppe schüttelte den Kopf.
»Oh.«
Wohin sie mich führte, war mir egal- mein Blick blieb an der seltsamen Schönheit der Porzellanpuppe hängen, die nicht einmal von den leeren, weißen Augen beeinflusst wurde.
Mit einem Mal zeigte sie mir mit ihrem Finger, leise zu sein, und dann auf die Lichtung, auf welcher sich Henry- wie vorhin- wieder befand.
»He-«
Die Puppe schüttelte den Kopf.
Wie sollte mich Henry denn ohne Worte bemerken?
Die Freude, Henry zu sehen, hielt nur kurz an, und ich konnte auch nicht weiter über das Problem nachdenken, denn kurz darauf tat sich ein neues auf.
Henry krümmte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht zusammen, seine Hand krallte sich in sein Hemd und er schnappte nach Luft.
Was passierte mit ihm?
Er begann zu husten und zu röcheln, dann sah ich, wie ihm die Tränen runter liefen und er zu zittern begann.
Was?
Henry hustete erneut, und er schien eine Art...Blüte auszuspucken- gefolgt von Blut.
Mir reichte es.
Ich wollte auf ihn zu rennen, doch eine durchsichtige Glaswand, die mir vorher nicht aufgefallen war, hielt mich auf.
Verzweifelt begann ich, mich an ihr entlang zu tasten, um irgendwie zu Henry zu kommen, als dieser immer mehr Blüten und Blut spuckte, doch auch das Hämmern gegen die Wand brachte nichts.
»Henry!«, rief ich nun, und die Puppe schüttelte heftig den Kopf- aber was bedeutete das schon im Moment?
Mein Freund schien mich gehört zu haben, denn er drehte sich langsam zu mir- und mein Herz setzte aus.
Sein Gesicht...oh Gott, sein blutverschmiertes, verweintes, verzweifeltes Gesicht...
»HENRY!«, brüllte ich weiter, als er auf mich zu gekrochen kam, und auch die Tatsache, dass mich die Puppe am Arm festhielt, störte mich nicht.
Wie wild schlug ich auf die Wand ein, aber sie ging nicht kaputt, egal wie sehr ich schrie und wütete.
»HENRY!«
Direkt vor der Glaswand brach er zusammen, hielt sich seinen Bauch und versuchte, zu atmen- allerdings schien es ihm nicht wirklich zu gelingen.
In meinen Augen sammelten sich Tränen und ich rutschte zu Boden, während Henry sich gegen die Glaswand drückte und somit blutige Spuren hinterließ.
Doch nichts schien die Wand durchbrechen zu können, und so blieb mir nichts anderes übrig, als weinend beobachten zu müssen, wie Henry vor meinen Augen zu sterben schien, bis mich jemand am Rücken packte und scheinbar aus dem Spiegel zerrte- dann schlug mein Kopf auf den Boden auf.
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Paint it Black
Fantasy»Hast du dir jemals gewünscht, deine eigene Welt zu schaffen? Ein Ort, an dem all deine Träume wahr werden? Wo du leben kannst, wie du willst? Wo alles möglich ist?« Eine Welt, in dem all deine Wünsche wahr werden- doch zu welchem Preis?